Kichenholzsiedlung und Gaststätte "Stadt Hermsdorf" |
||||||
Einen ersten Bauplan für das „Große Kirchenholz “, die spätere Kirchenholzsiedlung, gibt es aus dem Jahr 1933. |
||||||
Vom ursprünglichen Plan wurde dann nur der grün markierte Teil gebaut , so z. B. drei statt fünf Wohnhöfe. |
||||||
Der Bau der Siedlung erfolgte aber erst ab November 1937 bis 1938. Es war geplant, den neuen Straßen Namen von Bäumen zu vergeben – Eiche war damals ja „der“ deutsche Baum – daraus wurde aber nichts.
Die Planung der Siedlung oblag dem bekannten und renommierten Architektenbüro Paul Schraps aus Gera, der sich durch zahlreiche Bauwerke einen Namen gemacht hatte. |
||||||
Teil 1 der Bauzeichnung eines Siedlerhauses für den Bauherrn Alfred Mulisch, Kichenholzsiedlung 13 (Hermann-Käppler-Platz 13) Teil 2 der Bauzeichnung eines Siedlerhauses für den Bauherrn Alfred Mulisch, Kichenholzsiedlung 13 (Hermann-Käppler-Platz 13) |
||||||
Mit Beginn der Planung für die Siedlung gab es noch keine Hinweise auf die dort geplanten Autobahnen. Ab dem 10.07.1934 – ein Jahr nach der Planung der Siedlung – begannen die Besichtigungen der geplanten Bauabschnitte. 1936 begann der Bau des Rasthofes. Er wurde (teilweise) am 05.11.1938 fertiggestellt und in Betrieb genommen. Im Jahr 1936 erfolgte die Freigabe der Strecke Eisenberg – Hermsdorf (A 9) und Gera – Weimar (A 4). Damit wurde die Siedlung nunmehr von den beiden Autobahnen A 4 und A9 und dem Hermsdorfer Kreuze eingerahmt. Damals aber wesentlich ruhiger und verkehrsarmer als heute. Bis zum Jahresende 1939 waren alle Häuser fertig und bezogen. Zu den ersten Häusern zählten die beiden am Anfang der Paul-Junghans-Straße. Links Erstbezug Familie Puchta Nr. 1 und rechts Familie Beyer Nr. 2. |
||||||
Kirchenholzsiedlung 1 (Paul-Junghans-Straße 1) Dort wohnte von 1939 bis 1943 auch Karl Dempwolff - Lehrer an der Volksschule. |
||||||
Mit Ausbruch des 2. Weltkrieges wurde es etwas ruhiger in der Siedlung. Auch aus der Kirchenholzsiedlung gab es Kriegsopfer. Bekannt sind:
Am 05.04.1945 wurde Hermsdorf erstmals bombardiert. In der Kirchenholzsiedlung gab es neun Leichtverletzte, zwei Häuser wurden erheblich beschädigt. Seit Tagen kreisten amerikanische Tiefflieger über Hermsdorf, hauptsächlich über den Autobahnen, der Eisenbahnlinie und der MUNA. Bei den schwersten Bombenangriffen vom 09.04.1945 wurde die Siedlung nicht betroffen. Am 24.05.1945 erließ der Bürgermeister Dienstverpflichtungen, auf Anordnung des amerikanischen Militärkommandos hatten um 10:00 Uhr nachfolgende Hermsdorfer Bürger am Rathaus zu erscheinen:
Am 21.06.1947 überwies der Kreisrat des Kreises in Stadtroda der Gemeinde RM 468,00 als Mietentschädigung für den in der Kirchenholzsiedlung wohnenden Richard Seidel, der sein Haus für die Besatzungstruppen räumen musste. |
||||||
Am 29.05.1945 wurde durch Kapt. Wiliams über den Bürgermeister Wilhelm Sperhake die Gründung und Aktivitäten von Komitees verboten. Am 01.07.1945 kam es zum Wechsel der Besatzungsmächte in Thüringen. Unter der sowjetischen Besatzungsmacht wurde das Antifa - Ausschuss aktiv. |
||||||
Am 16.07.1945 erörterte der Antifa – Ausschuss die Beschlagnahme von Vermögen früheren Nazis. Es muss bemerkt werden, dass dieser Antifa – Ausschuss kein demokratisch gewähltes Gremium war, sondern sich selbst ernannt und eingesetzt hatte und von den amerikanischen Besatzern geduldet wurde. Die Einführung der Nazisteuern, gestaffelt auf Grund der früher geleisteten Beiträge dieser Parteimitglieder, wurde beschlossen. Der von Antifa - Ausschuss veranlasste am gleichen Tag die Umbenennung nachfolgender Straßen:
Nach dem Krieg ging es wieder langsam aufwärts. Es wurden Pläne geschmiedet, die Siedlung und das gesamte Umfeld um und auszubauen. |
||||||
Generalbebauungsplan aus dem Jahr 1948 |
||||||
Laut Plan der Landesplanungsgemeinschaft Thüringen sollte die Siedlung erweitert werden. Schwerpunkt der Planung war das Gebiet zwischen der Umgehungsstraße, oberhalb der Alten Regensburger Straße, hinter dem Bad in Richtung Oberndorf. Ob je Anstrengungen zur Verwirklichung unternommen wurden muss bezweifelt werden. Das gesamte verplante Gebiet war und ist Privateigentum. Auf alle Fälle wurde nichts von den dort geplanten Bauten verwirklicht. Verwunderlich ist, dass das gesamte ehemalige Ost - Lager erhalten werden sollte. Im Juli 1948 wurde am Straßenteich (heute Gebrauchtautomarkt neben Globus) ein Ansaugschacht für die Feuerspritze angebracht, um bei Brandgefahr in der Kirchenholzsiedlung mit Schnelligkeit arbeiten zu können. Der Gemeinderat stellt hierfür Mittel zur Verfügung. |
||||||
Rekonstruktion des Hermsdorfer Kreuzes – Planung 1988 - Abschluss 1992 Der Straßenteich wurde kurze Zeit später trocken gelegt und verfüllt. Heute befindet sich dort ein Gebrauchtwagenmarkt. |
||||||
Im August 1948 stimmt der Gemeinderat dem Antrag auf Grundstückverkauf Lihl in der Kirchenholzsiedlung nicht zu, ebenfalls nicht dem Kaufvertrag der über das Gelände der ehemaligen Schützengesellschaft durch die Fa. Geißler. Prof. Dr. Ing. Heinz Präßler war er als Baumeister und Architekt für den Umbau der Zentralhalle zum Kino 1948 (Bauherr), Neuaufbau der Volksschule (Friedensschule) 1949 (Projekt und Bauherr), mit dem Projekt für den Neubau der Fachschule 1950 verantwortlich. Weitere, von ihm errichtete Häuser befinden sich u.a. in der Heinrich-Heine-Straße, der Kirchenholzsiedlung und alle Häuser des Felsenkellerweges. Fritz Unrath, vom 04.10.1952 bis 19.05.1960 Bürgermeister von Hermsdorf, heiratete in zweiter Ehe die Martha Hänseroth, Witwe des im Krieg gefallenen Franklin Hänseroth, aus der Kirchenholzsiedlung 11. Ernst Gabler (« 11.01.1874 Altenburg V 03.11.1954 Hermsdorf) war von 1899 bis 1939 als Lehrer, zuletzt Rektor an der Volksschule Hermsdorf. Außerdem war er Vorsitzender des Schützenvereines, des Gesangsvereines und als Organist in der Kirche. Er schrieb zwischen 1939 und 1954 ein Gedicht. Dieses zeigte er niemand und legte es seinem Testament bei und verfügte, es erst im Jahr 2000 zu öffnen. Es wurde erstmals im Juli 2003, zu einem Vortrag über die 700-Jahr-Feier, verlesen. Das Gedicht „Hermsdorf im Jahr 2000“ hat 23 Verse und zeigt erstaunliche Parallelen zur Realität heute. Dem Kirchenholzsiedlung widmete er auch einen Vers. Dieser hat sich allerdings nicht erfüllt: Wo’ s Kirchenholzsiedlung dereinst mal stand, |
||||||
In der Siedlung gab es zahlreiche Kinder. Es sollten bis zu 300 gewesen sein. Kinderfeste waren an der Tagesordnung, ebenso wie Straßenfeste. Die Gemeinschaft der Siedler war auch gesellschaftlich aktiv. Veranstaltungen im ehemaligen Schützenhaus wurden oft besucht und selbst gestaltet. Es gab eine Laienspielgruppe, die Stücke im Schützenhaus, im Rathaus, im Holzland und darüber hinaus zur Aufführung brachten. Kassierer der Theatergruppe war der Vater des Tischlermeisters Bernd Plötner. Durch diese Auftritte kam Geld in die Kasse. Unter Helmut Mökel, dem Vorsitzenden der Siedlergemeinschaft, entschloss man sich zum Bau einer Gaststätte und eines Kindergartens. Dies geschah in die Baulücke in der Paul-Junghans-Straße. Man stellte in der Gemeindeverwaltung einen entsprechenden Antrag. Diesen gab im Oktober 1952 der Gemeinderat durch Beschluss seine Zustimmung und zwar zum „Bau eines Kulturhauses“ in der Kirchenholzsiedlung. Obwohl die Siedlung 1945 umbenannt wurde, fand auch in den offiziellen Dokumenten die alte Bezeichnung Kirchenholzsiedlung Anwendung. Sie hat sich bis in unsere heutige Zeit erhalten. Am 01.05.1953 erfolgte der erste Spatenstich. Zum gleichen Termin wurde in einem großen Fest die gesamte Siedlung in Karl-Marx-Siedlung umbenannt. |
||||||
|
||||||
Bis 1958 ging die Zahl der freiwilligen Mitarbeiter dann altersbedingt, durch Umzüge usw. immer weiter zurück und pendelte sich bei etwa 10 Personen ein. Das Objekt war dann zum Teil fertig gestellt. Für den geplanten Saal der Gaststätte war das Fundament ausgeschachtet. Zu dieser Zeit reiften in der Siedlung die Überlegungen heran, wer eigentlich die Gaststätte betreiben sollte und welche Verantwortlichkeiten es geben müsste. So entschloss sich die Siedlergemeinschaft dann das Objekt zu verkaufen. Der Grund und Boden gehörte der Gemeinde, das Objekt wurde der KONSUM-Genossenschaft verkauft. Die KONSUM-Genossenschaft zahlte alle Bürger aus, die Beteiligungsscheine erworben hatten. Die geleisteten Arbeitsstunden wurden nicht vergütet. Im Jahr 1958 eröffnete der Kindergarten „Frohe Zukunft“ unter Trägerschaft der Gemeinde. |
||||||
Paul-Junghans-Straße 1972 Von links: KONSUM-Verkaufsstelle - 2. Haus = Kindergarten "Frohe Zukunft" - Konsum Gaststätte "Stadt Hermsdorf". |
||||||
Der KONSUM benötigte noch 10 Jahre zur Fertigstellung des Saales. Zum 20. Jahrestag der DDR, am 07.10.1969, wurde der Saal eingeweiht. Am gleichen Tag hatte Hermsdorf Stadtrecht erhalten und die Gaststädte erhielt den Namen „Stadt Hermsdorf“. |
||||||
|
||||||
|
||||||
Am 10.08.1981 kam es zu sintflutartige Regenfälle die zu katastrophalen Situationen, besonders in den Tälerdörfern, der Stadt Gera sowie im Bereich von Scheubengrobsdorf bis Thieschitz führten. Die FFW Hermsdorf kam in Gera - Langenberg zum Einsatz. Das gesamte Industriegebiet in Richtung Langenberg mit Elektronik, KIW und Großbäckerei war ca. 1 m überflutet. Bei Töppeln wurde eine Eisenbahnbrücke weggespült. Viele Menschen wurden obdachlos. 4 Opfer forderte die Flutkatastrophe, darunter auch einen Feuerwehrmann. Auch in Hermsdorf mussten Hochwasserfolgen behoben werden - in der Kirchenholzsiedlung und in der Bergstraße („Loch“), dort war die Rauda über die Ufer getreten. |
||||||
Der Kindergarten "Frohe Zukunft" (links) und der ehemalige Gaststätte (rechts) im Jahr 1991. |
||||||
Der Kindergarten "Frohe Zukunft" (links) und der ehemalige Gaststätte (rechts) im Jahr 1991. Etwas später wurde das Haus abgerissen und ein Neubau errichtet. |
||||||
Am 01.03.1991 wurde in der Uthmann Str.1 ein neuer Kindergarten übergeben. Der Neubau dieser Kindereinrichtung wurde noch zu DDR-Zeit begonnen. Kreis und Stadt einigten sich nach der Wende den Bau fertigzustellen, weil der Bedarf vorhanden war. |
||||||
Sanierung der Paul-Junghans-Straße im Jahr 2008 |
||||||
Am 09.04.2008 begannen die Sanierungsmaßnahmen in der Paul-Junghans-Straße. Diese wurde komplett saniert (Wasser, Abwasser, Strom), die Rubinsteinstraße erhielt eine neue Straßendecke. Dort waren die Medien schon erneuert. Die Arbeiten wurden im November abgeschlossen. Zu zwei Einsätzen musste die FFW Hermsdorf am 03.07.2010 mit vier Fahrzeugen und 24 Kameraden ausrücken. In der der Uthmannstraße und der Mendelssohnstraße waren zwei Keller voll Wasser gelaufen. Im Rahmen des geplanten Ausbaues des Hermsdorfer Kreuzes hat die Stadt Hermsdorf nur geringe Erfolgsaussichten für ihre Klage. Die Kommune hatte gegen den Planfeststellungsbeschluss für den Ausbau Einspruch eingelegt, weil sie die darin vorgesehenen Lärmschutz-Maßnahmen für unzureichend hält. Es ist geplant, die Autobahnen 4 und 9 am Hermsdorfer Kreuz jeweils auf drei Fahrstreifen zu erweitern. Zudem soll der angeblich am stärksten benutzte Übergang von der A4 aus Richtung Erfurt auf die A9 in Richtung Berlin künftig über eine neue Brücke führen soll. Dadurch steigt die Lärmbelästigung vor allem für die Bewohner der Siedlung unmittelbar am Autobahnkreuz. Am 06.12.2012 besuchte eine Abordnung des Thüringer Landesamtes für Bau und Verkehr die Autobahnmeisterei Hermsdorf. Dort gab Markus Bräuner, Amtsleiter des besagten Amtes bekannt, dass sich der Ausbau des Hermsdorfer Kreuzes bis mindestens 2020 verschiebt. Inzwischen sickerte auch durch, dass die geplante Version der Verkehrsleitung Berlin – Erfurt und Erfurt – Berlin mit neuen Brücken vom Tisch ist. Hauptgrund seien Finanzierungsprobleme des Bundes. |
||||||