Eisenberger Str. 17 - Firma Lauckner

Aus der Geschichte der Firma Lauckner und der Eisenberger Str. 17
Aufnahme aus dem Jahr 2004
Aus der Geschichte der Firma Lauckner und der Eisenberger Str. 17

Das im Foto sichtbare Hinterhaus (Nr. 1) ist auf einer alten Landkarte aus dem Jahr 1840 bereits eingetragen. Das vordere Haus wurde um 1900 angebaut. Im Jahr 1909 gründete Eduard Lauckner dort seine Firma.
Auf dem Foto ist zu erkennen, dass dort zwei Geschäfte waren. Das Geschäft zwischen Eduard Lauckner und Linus Lauckner wurde geteilt. Im gleichen Haus war danndas Geschäft für Elektroartikel (Nr.2) und ein Modeladen (Nr.3), außerdem im Hinterhof ein Stahlbaugewerbe. Im Modeladen wurden Modewaren aller Art geführt und man beschäftigte sogar eine „Putzmacherin“.


Erklärung: Der Beruf als Putzmacherin [ Hutherstellerin ] ist uralt. Es ist ein typisch weibliches Handwerk, denn nirgends taucht ein männlicher Putzmacher auf - höchstens als "Lampenputzer". Schon in den mittelalterlichen Handwerksbüchlein gibt es illustrierte Verse von der Putzmacherin. Heute ist es ein Industrieberuf mit dreijähriger Lehrzeit.
Die Frau von Welt ging nicht ohne Hut. Auch die Bauersfrauen setzten ihren Hut auf, wenn sie ausgingen. Die Hermsdorferinnen taten es ihnen gleich, soweit der oft schmale Geldbeute es gestattete.


Einträge in alten Hermsdorfer Adressbüchern:

1912
Eduard Lauckner Schnittwarenhändler Eisenberger Str. 17 (Hausbesitzer) Telefon 36
Linus Lauckner Elektroinstallationsmeister Eisenberger Str. 17 Telefon 36

1925:
Alfred Lauckner Kaufmann in Fa. Eduard Lauckner Eisenberger Str. 17 Telefon 36
Eduard Lauckner Schnittwaren- und Galanteriewaren-Geschäft Eisenberger Str. 17
Linus Lauckner Installationsschlosserei und Elektromontagegeschäft Eisenberger Str. 17 Telefon 36

1928:
Linus Lauckner Installationsschlosserei und Elektromontagegeschäft Eisenberger Str. 17 Telefon 36

1939:
Linus Lauckner Elektro-Installationsmeister, Licht- und Kraftanlagen, Rundfunkgeräte, Reparaturen Hindenburg Str. 17 Telefon 236

1948:
Linus Lauckner Gegründet 1909 Metallwarenfabrik, Bau- und Montageschlosserei,
Licht- und Kraft-, Rundfunkanlagen, Reparaturen Eisenberger Str. 17 Telefon 236
Lauckner, Alfred Kaufmann Modewaren und Berufsbekleidung, Damenmoden und Textilwaren  Eisenberger Str. 17
Lauckner, Horst Elektroingenieur, Eisenberger Str. 17
Lauckner, Linus Gegründet 1909 Elektro-Installationsmeister, Eisenberger Str. 17 Tel. 236 Metallwarenfabrik, Bau- und Maschinenschlosserei, Licht-, Kraft- Rundfunkanlagen, Reparaturen

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Linus Lauckner gehörte 1925 / 1926 zum Schulvorstand der Hermsdorfer Berufsschule und half dort mit die Schule zu entwickeln.

 
Aus der Geschichte der Firma Lauckner und der Eisenberger Str. 17

Foto der Firma Linus Lauckner um 1920

01 = Linus Lauckner
02 =
03 =
04 =
05 =
06 = Alfred Kraft (Lehrling)
07 =
08 = Elli Vetter (Ehemann hatte im Nachbarhaus ein Friseurgeschäft)
09 = Hermann Schmidt
10 = Helene Lauckner (Ehefrau von Linus)
11 = Selma Lauckner (Mutter von Linus)
12 = Olga Bratfisch geb. Lauckner (Mutter v. Eitel Bratfisch)
13 =
 
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Im Jahr 1903 wurde das Elektrizitätswerk Völkel gegründet, damals wurde noch 110 V Strom erzeugt. Der Firmensitz erstreckte sich von der Schulstraße bis zum Felsenkellerweg. Es gehörte zum Sägewerk der Firma - später Kraft. Ab dieser Zeit kann davon ausgegangen werden, dass nach zunächst der Verwendung für den Eigenbedarf (Sägewerk) der Strom auch weiter in Hermsdorf zur Nutzung kam. So ist gesichert, dass 1908 z.B. die Bäckerei Eckardt (heute Motorgeräte Matthes) Strom im Haus hatte.

Die Firmengründung 1909 Linus Lauckner (Elektroinstallationsmeister) trug dieser Entwicklung Rechnung und förderte die weitere Verbreitung der Stromanwendung in Hermsdorf. Sicher konnte sich dies zu der damaligen Zeit nicht jeder leisten. Anderseits gab es um 1910 - 1912 in der Ernststraße Hermsdorf bereits eine Straßenbeleuchtung. Das Haus selbst, an dem diese angebracht war, hatte noch kein Stromanschluss.

1895 wurde mit Gründung der Hermsdorfer Porzellanfabrik dort bereits ein E-Werk errichtet. Dieses stand in etwa dort, wo jetzt das Wohnhaus (Sozialwohnungen) hinter dem Stadthaus steht.Mit Aufbau des moderneren E-Werkes 1920 in der damaligen HESCHO wurde das E-Werk Völkel dann abgerissen. Das Foto zeigt den Abtransport des alten Heizkessels. Die Fleischerei Peckert war zu dieser Zeit an den Fleischermeister Richard Gräfe verpachtet. Rechts das Haus Lauckner mit dem Geschäft erkennbar, zu dieser Zeit noch ein Laden von Eduard Lauckner.
Links im Foto an der Mauer das Reklameschild der Riebeckbrauerei, dort befand sich die Bierstange.

 
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Mitglieder der Schützengesellschaft (hinten), der Werkskapelle (links) und des Spielmannszuges (rechts) bringen zum
25 jähriges Geschäfts- und Meisterjubiläum Linus Lauckner ein Ständchen.
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25 jähriges Geschäfts- und Meisterjubiläum Linus Lauckner
01.09.1909 Hermsdorf  -  01.09.1934

01 =
02 =
03 =
04 = Selma Lauckner Ehefrau von Eduard
05 =
06 = Helene Lauckner
07 = Linus Lauckner
08 = Herr Zinner (nicht Hermsdorf-Vertreter der Firma Linus Lauckner in Süddeutschland)
09 = Werner Jahn
10 =
11 = Heinz Hädrich
12 =
13 = Fritz Krieg
14 =
15 = Werner Senf
16 =
17 =
18 =
19 = Ernst Gabler (Rektor d. Schule, Vorstand Schützen und Chor, Organist)
20 =
21 = Horst Lauckner

22 =
23 =
24 =
25 = Fr. ?? Studenik
26 = Walter Senf
27 = Erna Lauckner Erfurt Ehefrau von Alfred Lauckner, Tante von Eitel Bratfisch
28 = Olga Bratfisch, geb. Lauckner Mutter v.  Eitel Bratfisch
29 = Willy Schröter Dentist
30 = Alwin Bratfisch, Vater von Eitel Bratfisch
31 = Willy Schröter „Bussel“
32 = Alfred Lauckner, Inhaber des Modehauses, Bruder von Linus L. Onkel von Eitel B.
33 = Theodor Stratskowski
34 =
35 =
36 = Alfred Klaus
37 =

 
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Rechnung der Firma Linus Lauckner vom 09.09.1938 - links am Rand ist zu erkennen, was alles für Dienstleistungen durchgeführt und welche Artikel hergestellt wurden.
Unten eine Rechnung vom 27.07.1955.
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Foto oben aus dem Jahr 1942 - unten ca. 1962.
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Das im Haus befindliche Geschäft wurde Anfang der 1950er Jahre von der im Jahr 1948 gegründeten HO übernommen und als Industriewaren, später Industrie- und Haushaltwaren umgestaltet. Ab dieser Zeit gab es dann wieder nur noch ein Geschäft. Das Foto oben und die beiden unten stammen aus dem Jahr 1956 - geschmückt zur damaligen 700-Jahr-Feier. Erster Verkaufsstellenleiter war Alfred Kirchner, seine Frau Olga Verkäuferin. Alfred Kirchner hatte den Spitznamen „Olaf“. Er war Mitglied mehrere Chöre und gehörte 1956 dem Hauptausschuss des Organisationskomitees der 750-Jahr-Feier an. In seiner Sängerlaufbahn sang er einmal eine Partitur des Olaf und hatte so seinen Spitznamen weg. Auf Grund seines Spitznamens hieß es unter den Hermsdorfern wir gehen zu „Olafs“, wenn die HO Industriewaren gemeint war. Dies blieb bis zur Schließung des Geschäftes so.

Besonders in den Anfangsjahren der DDR wurde von Regierungsseite versucht, die HO zu bevorteilen und über den genossenschaftlich geführten KONSUM zu stellen. Trotzdem etablierten sich beide parallel in der Alltagswelt der DDR. Es war im ehemaligen Kreis Stadtroda später sogar so, dass es Festlegungen gab, wonach die bestehende Anzahl der HO- und KONSUM-Verkaufsstellen gleich sein mussten. Dies bedeutete, wenn der KONSUM eine neue Verkaufsstelle errichtete, musste als Ausgleich eine alte abgegeben werden und umgekehrt. In Hermsdorf waren von dieser Wechselei zwei Verkaufsstellen betroffen, eben diese im Lauckner - Haus und in der heutigen Alten Regensburger Straße der ehemalige Fahrradladen (heute Bestellannahme).

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Aus der Geschichte der Firma Lauckner und der Eisenberger Str. 17
Der Festwagen der Firma Lauckner zur 700-Jahr-Feier 1956 zeigt verschiedene Produkte der Firma.
 

Im Jahr 1972 wurde die Firma Lauckner enteignet. Linus Lauckner blieb noch bis 1975 in seinem enteigneten Betrieb als Betriebsleiter, wechselte dann aber zur Firma Patzer und ging 1977 in Rente.

Nach Enteignung der Familie Lauckner im Jahr 1972, wurde weder durch die verschiedenen Nutzer noch die Kommunale Wohnungsverwaltung am Haus etwas gemacht und es verkam sehr. Lediglich kleiner Umbauarbeiten des Geschäftes erfolgten. Zum Beispiel wurde die Ladentür im Bild oben zugemauert und an die Seite verlegt. Auslöser war ein schwerer Unfall mit einem Kind, das direkt auf die Straße lief und von einem Fahrzeug erfasst wurde. Gleichzeitig wurde das heute noch vorhandene Geländer am Fußweg  erbaut.

Nach der Wende wurden HO und KONSUM abgewickelt, der Laden wurde geschlossen. Das Haus blieb längere Zeit leer und wurde dann an einen Privatperson verkauft. Der Eigentümer vermietete es an Jugendliche eines Vereines. Im Jahr 2008 erfolgte der Weiterverkauf, nach Räumung Ende des Jahres erfolgte Anfang 2009 die vollständige Sanierung erfolgen.

Aufnahme von 2010 nach Sanierung und Umbau.
Die Sanierung und der Umbau erfolgte zum Wohn- und Geschäftshaus.
Wesentliche Elemente des alten Hauses wurden bei der Sanierung liebevoll erhalten.
Im Erdgeschoß befindet sich heute das Büro: Freund & Partner GmbH Steuerberatungsgesellschaft
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