Naumburger Straße 24 und 26 "Familien-Haus"

 

Am 01.01.1890 nahm die Porzellanfabrik in Hermsdorf ihren Betrieb auf. Zur Betriebsgründung trugen folgende wesentliche Voraussetzungen bei:

  • der Holzreichtum der Umgebung als Brennmaterial für die Sinteröfen,
  • die billigen Arbeitskräfte und
  • die günstigen Verkehrsverhältnisse durch die 1876 erfolgte Inbetriebnahme der Bahnlinie Gera-Weimar.

Es entstand eine für jene Zeit große und moderne Fabrik mit zehn Brennöfen. Das Aufstreben der elektrotechnischen Industrie, die sich stürmisch anbahnende Entwicklung der Hochspannungsenergieübertragung in allen Industrieländern war der Anlass dafür, dass bereits 1892 die Umstellung von Haushaltsporzellan zu elektrotechnischem Porzellan erfolgte.

Die Porzellanfabrik Hermsdorf auf einer Darstellung um 1915.
Die Porzellanfabrik Hermsdorf auf einer Darstellung um 1915.

Bereits mit der Betriebsgründung im Jahr 1890 wurden durch die Bauherren Voraussetzungen für die Unterbringung der Werktätigen geschaffen. So wurde das Wohnhaus (im Bild oben rechts in der Bildmitte) mit der Betriebseröffnung eingeweiht. Das Haus (die Zeichnung ist perspektivisch nicht korrekt) stand in der Naumburger Straße, es hatte zwei Eingänge 24 und 26. Auf Grund der Anzahl der Mieter, je Haus waren dies 15, wurde es von den Hermsdorfern „Familien-Haus“ genannt. Diese Bezeichnung behielt es bis zu seinem Abriss.

Luftbildaufnahme (nachgezeichnet) um 1920.
Luftbildaufnahme (nachgezeichnet) um 1920.

Auf der Luftbildaufnahme ist das Familienhaus hinter dem Schornstein des alten Heizkraftwerkes zu erkennen. Links im Foto die Bahnhofstraße (heute Eisenberger Straße). Beachtlich ist der Baumbestand auf der Straße bis zur Einmündung Schillerstraße. Übrigens gehörte das Gelände von der Goethestraße durch die Porzellanfabrik bis 1924 noch zu Klosterlausnitz. Die Grenze verlief etwa von der Bildmitte links bis hinter das Sägewerk Acker unten.

Foto aus dem Jahr 1927
Foto aus dem Jahr 1927

Rechts die Ecke gehört zum heutigen Stadthaus. Zu erkennen ist das alte Heizkraftwerk sowie links das„Familien-Haus“ und zwar von der Rückseite. Die Naumburger Straße verläuft hinter dem Haus. Die Wohnlage war damals nicht gerade die beste, mit Sicht auf das Heizkraftwerk und die HESCHO. Dafür entschädigte die Sicht in der anderen Richtung, damals noch unbebautes Grünland. Im Haus wohnten überwiegend einfache Arbeiter.

Das Porzellanwerk, später die HESCHO und zuletzt VEB KWH hatten in Hermsdorf und (Bad) Klosterlausnitz weitere Wohnobjekte in Besitz und Verwaltung. In den Jahren 1946 bis 1950 waren dies folgende:

  • Antifahaus (Kulturhaus),
  • Bahnhofstraße 28, 30 und 35 (Neue Zentrale),
  • Behelfsheime am Sportplatzweg,
  • Behelfsheime am Wasserwerk,
  • Behelfsheime am Bahnhof,
  • Behelfsheime am Flakstand,
  • Bahnhofstraße 35 (Kantine),
  • Goethestraße 2 und 4,
  • Karl-Marx-Allee 24 - 26 (Familien-Haus),
  • Karl-Marx-Allee 30 (Waldhaus),
  • Lessingstraße 5 und 7,
  • Waldhaus (Kinderheim),
  • Schöppestraße 3 (Bad Klosterlausnitz),
  • Uhlandstraße 1 bis 14 (außer 10 und 12 Gemeindehaus),
  • Waldstraße (Bad Klosterlausnitz),
  • Werkschuhmacherei Naumburger Straße.

Ebenso wie das Familien-Haus wurden zu Beginn der Werksgeschichte auch die Häuser in der Uhlandstraße und der Lessingstraße errichtet. Zunächst für gehobene Angestellte in der Lessingstraße. Später geriet diese Trennung aus den Fugen.

Luftbildaufnahme aus dem Jahr 1927/28.
Luftbildaufnahme aus dem Jahr 1927/28.

Im rechten Foto gut erkennbar (1) die spätere Kinderklinik in der Goethestraße. Weiter rechts die Häuser der Lessingstraße (2). Das Familienhaus unten rechts befindet sich außerhalb des HESCHO Geländes. Links davon ein eingezäunter Garten, der durch die Mieter genutzt wurde.

Mieter des Hauses um 1930.

Mieter des Hauses um 1930.

Reparaturarbeiten etwa Mitte der 1950er – Anfang der 1960er Jahre auf der Hausrückseite.

Reparaturarbeiten etwa Mitte der 1950er – Anfang der 1960er Jahre auf der Hausrückseite.

Das Familien-Haus Anfang der 1960er Jahre.

Die Brücke über die Bahnlinie ist zu dieser Zeit bereits abgerissen. Hinter dem Familienhaus ist das Pförtnerhaus und die Rohrleitungsbrücke zu erkennen. Auf dem Fußweg liegen Pflastersteine, diese lassen daraus schließen, dass das Foto kurz vor Abriss des Hauses 1963 entstand.

Das 30-Familien-Haus Anfang der 1960er Jahre
Das Familien-Haus Anfang der 1960er Jahre.
Das 30-Familien-Haus Anfang der 1960er Jahre
Das Familien-Haus Anfang der 1960er Jahre.
Für den Fahrzeugverkehr gesperrt, aber für Fußgänger noch frei zugänglich, die Brücke über der Bahnlinie in der Naumburger Straße.

Für den Fahrzeugverkehr gesperrt, aber für Fußgänger noch frei zugänglich, die Brücke über der Bahnlinie in der Naumburger Straße.
Der Steg unten wurde für die Fußgänger über die „Krahlschlucht“ gebaut. Nach dem Direktor Krahl benannt der für den Abriss der Straßenbrücke
verantwortlich zeichnete. Später entstand rechts davon eine Betonbrücke zwischen KWH – Busbahnhof und Betriebsgelände.

Krahlschlucht

Krahlschlucht
Panorama-Aufname – die linke Seite des Familien-Hauses genau vor dem Schornstein.
1958 – 59 erfolgte der Bau der AWG - Häuser in der Clara-Zetkin-Straße und der Karl-Marx-Allee (Naumburger Straße).
In der Panorama-Aufname erkennbar sind die Häuser der Naumburger Straße (hinter der Krananlage links).

Ab 1963 erfolgte die Erweiterung der Produktionspalette des VEB Keramische Werke Hermsdorf. Damit verbunden war die Erweiterung des Betriebsgeländes. Alle Häuser der Naumburger Straße, ab Fleischerei Posse bis zur Bahnlinie wurden sofort oder etwas später abgerissen. Das neue Gelände II wurde eingezäunt und für den öffentlichen Verkehr gesperrt. Als eines der ersten Häuser fiel das Familien-Haus der Abrissbirne zum Opfer. Nach 73 Jahren endete damit seine Geschichte für immer.

 

Anlage: Mieterlisten zwischen 1946 und 1950

 

Stand: 25.05.1946

Stand: 29.05.1947

Stand: 20.12.1948

Stand: 24.08.1949

Stand: 20.12.1950

 

 

 

 

 

Beyer, Karl
Biolawek, Walter
Claus, Alma
Claus, Hugo
Dietrich, Albert
Golz, Anna
Habura, Wilhelm
Hädrich, Selma
Kellner, Walter
Kluge, Ernst
Krause, Hermann
Kress, Hans
Laydl, Hermann
Müller, Alfred
Müller, Matha
Müller, Richard
Opel, Emil
Peter, Rudolf
Pfeiffer, Anna
Plebst, Karl
Plötner, Anna
Plötner, Erich
Possner, Martin
Röder, Otto
Rosenkranz, Hermann
Spichale, Reinhold
Spindler, Alfred
Stahl, Frieda
Stauch, Kurt
Weiser, Kurt
Wirth, Hermann

Beyer, Karl
Biolawek, Walter
Claus, Anna
Claus, Hugo
Dietrich, Albert
Freitag, Franz
Golz, Anna
Habura, Wilhelm
Hädrich, Selma
Kellner, Walter
Kraft, Minna
Kress, Hans
Laydl, Hermann
Müller, Alfred
Müller, Martha
Müller, Richard
Nierkamp, Karl
Nowara, Adam
Peter, Rudolf
Pfeiffer, Anna
Plötner, Anna
Plötner, Erich
Possner, Martin
Röder, Martha
Rosenkranz, Hermann
Schubert, Martin
Spichale, Reinhard
Spindler, Alfred
Stauch, Kurt
Weiser, Kurt
Wirth, Hermann

Beyer, Gerhard
Beyer, Karl
Biolawek, Lotte
Böttcher, Margarete
Claus, Willy
Dietrich, Albert
Freitag, Franz
Golz,  Anna
Habura, Wilhelm
Hädrich, Selma
Kellner, Walter
Kraft, Minna
Kühn, Kurt
Laydl, Hermann
Meinhold, Kurt
Müller, Kurt
Müller, Richard
Niekamp, Karl
Nowara, Adam
Opel, Emil
Pfeiffer, Anna
Plötner, Anna
Plötner, Charlotte
Possner Martin
Röder, Martha
Rosenkranz, Hermann
Schubert, Martin
Spindler, Alfred
Stauch, Kurt
Weiser, Kurt
Wirth,  Klara

Beyer, Erich
Beyer, Gerhard
Beyer, Karl
Biolawek, Lotte
Böttcher, Margarete
Claus, Willy
Dietrich,  Albert
Freitag, Franz
Gerlach, Alfred
Golz, Anna
Habura, Wilhelm
Hädrich, Selma
Kellner, Walter
Kraft, Minna
Kühn, Kurt
Laydl, Hermann
Meinhold, Kurt
Müller, Kurt
Müller, Richard
Niekamp, Karl
Nowara, Adam
Opel, Emil
Pfeiffer, Anna
Plötner, Anna
Plötner, Charlotte
Possner, Martin
Röder, Martha
Rosenkranz, Hermann
Schubert, Martin
Stauch, Kurt
Weiser, Kurt
Wirth, Clara

Bernhard, Helmut
Beyer, Erich
Beyer, Gerhard
Beyer, Karl
Biolawek, Lotte
Dietrich, Albert
Freitag, Franz
Gerlach, Alfred
Habura, Erna
Hädrich, Selma
Hoiz, Georg
Kellner, Walter
Klaus, Willy
Kühn, Kurt
Laydel, Hermann
Müller, Ida
Müller, Kurt
Nowarra, Adam
Opel, Hulda
Pfeiffer, Anna
Plötner, Anna
Plötner, Charlotte
Possner, Martin
Röder, Martha
Rosenkranz, Hermann
Schubert, Martin
Stauch, Kurt
Weiser, Kurt
Wiese, Gertrud
Wirth, Klara
Zahm, Franz

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