Oettels Hotel & Pension „Waldhaus“ - heute Gaststätte

 

Karl Friedrich Traugott Schütze war vom 06.04.1869 bis 10.05.1900 Eigentümer des zum Brauhaus zugehörigen Eiskellers, in der Bergstraße 11. Vertreten wurde er durch Generalbevollmächtigten Gottwerth Oettel. Gottwerth Oettel und seine Frau Clementine kamen am 01.04.1877 nach Hermsdorf. Wo sie wohnten kann nicht gesagt werden. Von 1875 bis 1895 war er Eisenbahnbeamter. Es kann davon ausgegangen werden, dass er zu den ersten Beamten auf dem am 28.07.1876 eröffneten Bahnhof gehörte. Im Jahr 1895 wurde er krank und deshalb nach 1,5 Jahren in Pension geschickt. Im Jahr 1903 / 04 errichtete er in der heutigen Naumburger Straße sein Hausgrundstück, einer Pension. Für diese reichte Oettel am 05.08.1904 einen Antrag zur Erteilung einer Konzession an den Gemeinderat und das Herzogliche Landratsamt Roda ein:

An
den hochwohllöblichen Gemeinderat zu Hermsdorf

mit einer gehorsamsten Bitte nach Prüfung und Begutachtung
dem hohem Herzoglichen Landratsamte zu Roda vorzulegen

Unterzeichneter erlaubt sich folgendes gehorsamstes Gesuch ergebenst einzureichen, betreffs in meinem neu gebauten Hausgrundstück, welches in schönster und gesündester Lage, ca 600 bis 700 Meter vom Orte Hermsdorf entfernt gelegen, ein Pensionsheim für Erholungsbedürftige einrichten will bitte um Erteilung einer Conzession, die Erlaubnis zum Betriebe einer Schank - und Speisewirtschaft gütigst gewähren zu wollen, diese Conzession soll sich hauptsächlich auf diese in meinem Hause wohnende Erholungsbedürftige erstrecken um denselben eine Erfrischung und Stärkung verabreichen zu können ich will darauf hinweisen, das in meinem Hausgrundstück die polizeiliche Baubestimmung resp. Vorschriften zu  Einführung einer Schank - und Speisewirtschaft durchweg genügen, der Zugang zu diesen Räumen gänzlich gefahrlos ist. Es soll mein eifrigsten Bestreben sein diese Schank und Speisenwirtschaft in meinen Hausgrundstück ordnungsmäßig ausführen und alle verbotenen Handlungen in meinem Hausgrundstück nicht vorkommen dürfen, die Bestimmungen, welche in § 33 der Gewerbeordnung angegeben sind pünktlich befolgen. Gestützt auf meine unbescholtenen Lebenswandel vor meiner Militärzeit, desgleichen auch während meiner Militärdienstzeit vom 1. April 1866 bis 1. April 1873, die besten Zeugnisse zur Seite stehen,
an den Feldzug 1866, gegen Bayern und Österreich mit teilgenommen, desgl. als der Kriegsruf
im Jahre 1870 und 1871 von Frankreich herschallte wurde ich wieder in die Reihen des aktiven
Heeres eingestellt um gegen den türkischen Feind für König, Fürst und Vaterland zu kämpfen,
und aber durch Aufopferung unseren festen Muth und Blutes, die heiß errungenen Kämpfe und Niederwerfung des großen türkischen Feindes die Lorbeeren davon getragen, den Grundstein zu unseren jetzigen einigen deutschen Kaiserreiche mitgelegt habe dieses ist mein größter Stolz.

Ferner während meiner Dienstzeit vom Jahre 1875 bis 1. Februar 1895, als Eisenbahnbeamter,
kann ich die besten Zeugnisse vorlegen, leider musste ich im letzten Dienstjahr 1 ½ jährige Krankheit ausharren, infolge dessen ich vom 1.Februar 1895 meine Pension annehmen musste. Beweis meiner guten Führung während meiner 20 jährigen Dienstzeit als Eisenbahnbeamter ist der, das mir von Seiten der Eisenbahndirektion meine gebührende Pension so lange ich lebe gewährt worden ist.

Ferner so lange ich in Hermsdorf wohne vom 1. April 1877 an bis do. meinen unbescholtenen
Lebenswandels die Gemeinde in Hermsdorf bestätigen, mir das beste Zeugnis ausstellen
kann worüber ich ebenfalls stolz darauf bin, richte ich nochmals meine gehorsamste Bitte an
den hochwohllöblichen Gemeinderat mir meine Bitte befürworten mir eine Conzession auf meinen
neu gebauten Hausgrundstück gewähren, eine Schank - und Speisenwirtschaft ausführen zu dürfen
mir die Erlaubnis gütigst gewähren zu wollen zeichne gehorsamst

Hermsdorf, den 05.08.1904
Gottwerth Oettel

 

Dem Antrag wurde stattgegeben und Oettel konnte sein Hotel und Pension Oettel Waldhaus eröffnen.

 
Erste Postkarte aus dem Jahr 1904
Erste Postkarte aus dem Jahr 1904
Es handelt sich um eine Lithografie, die nicht mit den Tatsachen übereinstimmt.
Zu dieser Zeit war nur das Haus, ohne den teilweise überdachten Biergarten vorhanden.
Postkarte aus dem Jahr 1905, nach einem Foto.
Postkarte aus dem Jahr 1905, nach einem Foto.
Zu erkennen ist, dass links vom Gast- und Pensionshaus geraden ein Garten
eingezäunt wird. Die heutige Werner-Seelenbinder-Straße gab es noch nicht.
Eine Ansicht aus dem Jahren um 1910.
Eine Ansicht aus dem Jahren um 1910.
Es war inzwischen ein Anbau, links am Haus, erfolgt und das Haus erweitert.

Am 07.12.1897 wurde das Statut des neu gegründeten „Geflügelzüchter-Vereins“ erstellt. Zum Gründungsvorstand gehörten:

- Friedrich Beyer Vorstand (Zimmermeister),
- Gustav Leithold Stellvertreter,
- Traugott Beyer Stellvertreter,
- Reinhold Schilling Stellvertreter,
- Hermann Rolsch Schriftführer (Kantor)  und
- Gottwerth Oettel Kassierer.

Seine Mitgliedschaft im Verein ist bis 1907 belegt. Oettel beschränkt seine Öffnungszeit vom 01.04.1905 - 01.10. 1905. In dieser Zeit war Gemeindevorsteher Louis Bratfisch im Amt (1901 – 1906).

Zeitungsartikel aus dem Jahr 1910
Zeitungsartikel aus dem Jahr 1910
Einladung zum Konzert mit der Kurkapelle Klosterlausnitz.

Ab dem 01.03.1912 wurde der Gastwirt Eduard Otto Böhmer (*21.09.1872 Tanna V 19??)  aus Klosterlausnitz Eigentümer. Er hatte das Grundstück „Hotel Waldhaus“ von Oettel gekauft. Am 27.03.1912 erhielt er die Schankkonzession.

Schankkonzession

Am 21.02.1918 reichte der Gastwirtes Ernst Bloch den Antrag zur Erteilung der Schankkonzession  für das „Hotel Waldhaus“ ein. Er hatte das Grundstück aus einer Zwangsversteigerung käuflich erworben.
Ein Jahr später, am 26.07.1919, erhielt der neuen Besitzer des „Hotels Waldhaus“ Hugo Brandt (* 04.12.1884 Eilenburg) die Schankkonzession. Im Jahr 1928 war ein Paul Löscher als Gehilfe im Waldhaus.
Die Gaststätte Mitte der 1930er Jahre geschlossen. Im Haus wurden Wohnungen für Beamte eingerichtet.


Foto aus dem Jahr 1940, das Haus wurde als Wohnhaus genutzt.

Das Grundstück hatte die Hausnummer 38. Bis zum 15.07.1945 hieß die Straße Naumburger Straße, ab dem 16.07.1945 bis 31.06.1993 Karl-Marx-Alle, ab 01.07.1993 wieder Naumburger Straße.
Die Naumburger Straße, ab Höhe Fleischerei Posse (heute Kreisverkehr) wurde in die Erweiterung der KWH und Errichtung des Geländes II einbezogen und für den öffentlichen Verkehr gesperrt. Die Brücke über die Bahnlinie und ganze Häuserzeilen wurden dafür abgerissen.

Foto um 1960
Foto um 1960

Nach dem 2.Weltkrieg wurde Liesbeth Gentzsch beauftragt einen Betriebskindergarten einzurichten. Zunächst fanden die Kinder in einer alten Baracke, die etwa in Höhe der heutigen Einfahrt zur Feuerwehr stand, untergebracht. Im August 1948 zog der Kindergarten dann in das ehemaliges Gast- und Pensionshaus. Als Kindereinrichtung (zeitweilig auch als Schulhort) wurde das Haus bis 1991 genutzt.

Nach weiteren Nutzern / Pächtern:

- AWO Hermsdorf,
- Lebenshilfe f. Menschen mit geistiger Behinderung e.V.,
- Hamedinger & Kollegen Steuerberatungsgesellschaft mbH,
- Ausweichkindergarten (Baumaßnahmen),

stad das Objekt länger leer und wurde später verkauft. Es wurde nach 2005 wieder zu einer Gaststätte umgebaut und hatte mehrere Eigentümer.

Zustand 2005
Zustand 2005
Zustand 2005
Zustand 2005
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