Prof. em. Dipl. Dipl.- Ing. Heinrich Zeidler - Bauingenieur / Statiker aller Brücken im Bereich

•30.07.1898 Dresden    † 07.10.1992 Weimar

 
  • Schulbesuch, dann Studium nach dem 1.Weltkrieg an der Bauingenieurfakultät der Technischen Hochschule Dresden.
  • Nach bestandener Diplom-Hauptprüfung 1922 war er bei einer Anzahl mittlerer Bauunternehmen des Stahlbetonbaues als Sta­tiker und zuletzt als Oberingenieur der Mitteldeutschen Baugesellschaft tätig, wo unter seiner verantwortlichen Leitung zahlreiche Industrie-, Brücken- und Wasser­bauten in Beton und Stahlbeton ausgeführt wurden. Bis 1932 war er als Statiker und Konstrukteur in verschiedenen Baubetrieben für Stahlbetonbau tätig, zuletzt als Oberingenieur der Mitteldeutschen Baugesellschaft.
  • 1932 mit der Gründung eines eigenen Büros für konstruktiven Ingenieurbau in Jena selbstständig gemacht.
  • 07.06.1932 - Die Mittelthüringische Industrie- und Handelkammer Weimar bestellte Dipl. Ing. Zeidler zum Sachverständigen für Baugutachten. Dies wurde am 07.06.1932 nochmals bis zum 07.06.1935 nochmals verlängert.
  • 01.07.1932 - Das Thüringer Ministerium des Innern Weimar erteilte ihm die Zulassung als Prüfingenieur für Statik. Diese Zulassung als Prüfingenieur für Statik und Sachverstän­diger für das Bauwesen ermöglichten dem jungen In­genieur, sein bisher erworbenes Wissen und Können selbstständig zu verwerten. In dieser Zeit wurden 41 Brücken in Stahlbeton und eine große Anzahl von Industriebauten vollständig bearbeitet und 11 baureife Entwürfe für Straßenbauten und Straßenverlegungen hergestellt. Bei all seinen Arbeiten legte Professor Zeidler größten Wert auf das gute Zusammenspiel von Berechnung, Konstruktion und Ausführung. Diesen Grundsatz hat er in späteren Jahren seinen Studenten immer wieder vor Augen geführt. Er hat deshalb auch bei sehr vielen Bauwerken die Autorenkontrolle übernommen.
  • Mit Beginn der Arbeiten an der Reichsautobahn gehörte Dipl. Ing. Heinrich Zeidler zum Baustab der Organisation Todt, die einen Sitz im Rasthof „Hermsdorfer Kreuz“ hatte. Von dieser Arbeit, besonders aber über Prof. Dr. Fritz Todt schreibt er voll Hochachtung in seinem Tagebuch: „… Es begann zunächst mit Festlegung der Trasse zum Teil vom Flugzeug aus. Nach dieser Vorbereitung wurde das gesamte Autobahnnetz in Abschnitte eingeteilt, die jeweils einer oberen Bauleitung unterstellt waren. (Siehe Messtischkarten der Obersten Bauleitung Halle 1 : 25000). Diese vergaben die einzelnen Bauarbeiten z. Bspl.. Erdarbeiten, Stahlbeton-Brücken oder Stein-Durchlässe möglichst örtlich den anwohnenden kleineren und mittleren Baufirmen und Handwerksmeistern (z. Bspl. Durchlasse aus Naturstein und Brücken mittlerer Spannweite) die mir wieder die Statik oder die örtliche Bauleitungen weitergaben. Nur Tal-Viadukte und weit gespannte Brücken (z. Bspl. Teufelstal-Brücke)in Stahlbeton oder Stahlkonstruktionen wurden großen Spezial-Firmen übertragen. Auf diese Weise gelang es nach dem am 23.09.1939 erfolgten 1. Spatenstich bei Frankfurt (Main)
    - 19.05.1935 die Eröffnung der 1. Strecke Frankfurt - Darmstadt
    - 27.09.1936 die Verkehrsübergabe des 1000 Kilometer
    - 17.12.1937 die Verkehrsübergabe des 2000 Kilometer
    - 15.12.1938 die Verkehrsübergabe des 3000 Kilometer
    der Reichsautobahn zu feiern. Das war aber nur der aufopfernden Leitungstätigkeit eines Mannes, dem „Generalinspektor für das deutsche Straßenwesen“ Dr. Fritz Todt, dem Mensch und Ingenieur zu verdanken, der in schärfster Härte gegen sich selbst, die ihn nie etwas fordern ließ, was er nicht selbst erfüllte, Musik liebte und seine Erholung im Kreis seiner Familie fand. Mit ihm eine Baustellenbesprechung zu haben war ein Genuss: Pünktlich zur Stelle, in einem weit tragenden Ledermantel und hohen Stiefeln, entschied er nach Anhörung aller Beteiligten kurz und bündig alle Fragen und Unklarheiten ohne Protokoll und Umschweife an Ort und Stelle. Innerhalb einer oder 2 Stunden wussten alle, wie es weiter gehen sollte. Ein Händedruck zum Abschied und Jeder war sich darüber im Klaren was er zu tun hatte. Es war ein erfrischendes und herzliches Bauen. So habe ich an den Abschnitten der Trasse von Weißenfels bis Schleiz und Gera bis Weimar mitgewirkt.

    Einen bezeichneten Beweis, mit welcher Sorgfalt nicht nur die Linienführung durch die Thüringer Landschaft geführt wurde, bildet das Leutratal. Hier wuchsen zahlreiche Orchideen wie Frauenschuh u. s. w.. 1000 Arbeitsdienstmänner wurden dort eingesetzt bevor die Bagger den Mutterboden abhoben und diese mussten jede Pflanze ausgraben und auf die anliegenden Ammenbacherhöhen wieder einpflanzen. Der Mutterboden wurde später zur Abdeckung der Böschungen verwendet, die den früher üblichen seitlichen Straßengraben ersetzten.
     Ich werden den Gedanken nicht los, den ich natürlich nicht beweisen kann, dass diesem gottbegnadete Menschen die Aussichtslosigkeit der Kriegsführung Adolf Hitlers nicht entging und in selbstloser Opferung, den Absturz seines todbringenden Flugzeuges am 08.02.1942 selbst herbeigeführt hat.
 
1951 Prof. em. Dipl. Ing. Heinrich Zeidle     Prof. em. Dipl. Ing. Heinrich Zeidle 1968
 
  • Nach dem 2. Weltkrieges stellte er sich sofort zur Verfügung, um unter schwierigsten Arbeitsbedingungen Kriegsschäden beseitigen zu helfen. So wurde eine große Anzahl gesprengter oder be­schädigter Brücken in Thüringen nach seinen Entwür­fen und Berechnungen - die meisten auch unter seiner Leitung - wiederhergestellt. Bis zum Januar 1946 wurden unter seiner Leitung folgende Brücken wieder hergestellt, oder Hilfsbauwerke errichtet:
    - Die Eisenbahnbrücke in Ziegenrück.
    - Die Saalebrücke in Saalfeld mit drei zerstörten Bögen und Pfeilern.
    - Die eiserne Fußgängerbrücke über die Saale in Jena (Werkszugang Zeiss und Schott).
    - Die Paradiesbrücke in Jena
    - Die Camsdorfer Brücke in Jena.
    - Die Autobahnbrücke in Göschwitz erhielt eine Behelfskonstruktion aus Holz.
    - Die Saalebrücke bei Uhlstaädt.
    - Die Eisbrücke bei Burgkhammer. Alle diese Brücken wurden durch Bombenangriffe oder Sprengungen zerstört. Für weitere Brückenbauwerke erstellte er die Pläne.
  • 1950 erhielt er den Auftrag, in Jena ein Entwurfsbüro für Industriebau zu schaffen. Sein gutes Organisationstalent und seine Menschenkenntnis halfen ihm bei der Lösung dieser Aufgabe und bald arbeiteten ca. 300 Belegschaftsmitglieder an der Schaffung der Bau­unterlagen für Investitionsbauten der volkseigenen Industrie.
  • 06.08.1953 - Durch Beschluss des Ministerrates der DDR wurden an der Hochschule für Architektur in Weimar zwei neue Fakultäten eingerichtet (Bauingenieurwesen und Baustoffkunde und -technologie). Mit der Gründung der Fakultät Bauingenieurwesen wurde Dipl.-Ing. Heinrich Zeidler beauftragt.
  • 01.01.1954 - Berufung zum Professor auf den Lehrstuhl für konstruktiven Ingenieurbau. Der damals 55-jährige verfügte über jahrzehntelange Berufserfahrungen, vor allem im Massivbrückenbau und über ein großes Organisationstalent.
  • 07.02.1954 - Anlässlich eines Festaktes im Nationaltheater Weimar wurde der Hochschule Weimar die Rektoratsverfassung verliehen und Prof. Otto Engelberger in sein Amt als Rektor eingeführt. Mit dem Inkrafttreten der Rektoratsverfassung wurde Prof. Heinrich Zeidler zum ersten Dekan der nun offiziell gegründeten Fakultät Bauingenieurwesen berufen und übte dieses Amt bis 1957 aus.
  • 1957 wurde Professor Zeidler zum Prorektor für Forschung ernannt.
  • Professor Zeidler erhielt verschiedene staatliche und gesellschaftliche Auszeichnungen. Er war Mitglied des Wissenschaftlichen Beirates für Bauingenieurwesen beim Staatssekretariat für das Hoch- und Fachschulwesen und Mitglied des Beirates für Bauwesen beim Ministerrat der Deutschen Demokratischen Republik.
  • 1958 wurde er in den Zentralen Arbeitskreis für Forschung und Technik, Industrie- und Ingenieurbau des Forschungsrates der Deutschen Demokratischen Republik berufen. Außerdem gehörte er der überbetrieblichen Betonfertigteilbrigade beim Ministerium für Bauwesen und dem Beirat für Wissenschaftliche Literatur hei der Deutschen Bauakademie an. Trotz der großen Belastung durch die Fakultätsgründung und die Mitarbeit in den genannten Institutionen fand Professor Zeidler noch Zeit zur wissenschaftlichen Arbeit. Das Ergebnis dieser Arbeit war neben vielen Veröffentlichungen das 1962 erschienene Buch „Industriehallen", das in Zusammenarbeit mit Dr.-Ing. Major, Budapest, geschrieben wurde.
  • 1963 - Prorektor für Forschungsangelegenheiten und Direktor des Instituts für Stahlbeton und Spann­beton in der Fakultät- Bauingenieurwesen der Hoch­schule für Architektur und Bauwesen Weimar.
  • Am 31. 8. 1963 schied Professor Zeidler aus dem aktiven Hochschuldienst aus. Aber auch nach seiner Emeritierung zeigt er noch großes Interesse am Geschehen und an der Entwicklung des Institutes für Stahlbeton und Spannbeton und am gesamten Baugeschehen überhaupt. Mit der Praxis war er durch die noch ausgeübte gutachterliche Tätigkeit weiterhin verbunden.
  • Im Alter von 94 Jahren verstarb er 1992 in Weimar.
 
 

Der Sohn von Prof. em. Dipl. Ing. Heinrich Zeidler - Prof. Dr. Ing. Dietrich Zeidler - trat in die Fußspuren seines Vaters. Prof. Dr.Ing. Heinz Präßler (Sohn des Hermsdorfer Baumeisters Walter Präßler) war Rektor an der Bauhochschule Cottbus. Er holte Dietrich Zeidler an die Schule nach Cottbus.

 
Treffen auf Rasthof
22.10.2008 von links:
Mike Enke, Prof. Dr. Ing. Dietrich Zeidler und Stefan Lechner
Am 22.10.2008 trafen wir uns mit Prof. Dr. Ing. Dietrich Zeidler auf dem Rasthof "Hermsdorfer Kreuz". Es gab viel zu erzählen und auszutauschen. Von Prof. Zeidler erhielten wir zur Autobahngeschichte umfangreiches Material, für welches wir uns hiermit nochmals herzlich bedanken.

Seitenanfang    Bildergalerie