Chronik der Autobahnen sowie der Rasthöfe und Brücken im Bereich 1946 - 1949

 

28.06.1946
Das Landratsamt Stadtroda teilte schriftlich mit, dass ein Verkauf von Transportgeräten an die Firma Schumann & Grundelrein aus Triptis rückgängig gemacht wurde. Der Baumeister Juskusch aus Hermsdorf hatte zuvor darauf aufmerksam gemacht, dass diese Geräte unter das Eigentum der früheren Reichsautobahn fielen. Damit fiel dieses Vermögen nicht unter die Befehle 124 und 126, sondern unter Verwaltung des Landesamtes für Verkehr und durften nicht verkauft werden.

08.10.1946
Der Generaldirektor Jessakow des SAG Betriebes „Keramisches Werk HESCHO-Kahla“ forderte den Bürgermeister Sperhake auf, für 1000 Arbeiter notwendigen Wohnraum zu schaffen. In der Gemeinde Hermsdorf wäre dies damals nicht möglich. Es wurde vorgeschlagen, die leer stehenden Räume des Rasthofes für 100 Arbeiter einzurichten. Zitat aus dem Schreiben an den Landrat: „Die Raststätte ist jetzt noch Plünderungen preisgegeben, Fensterrahmen und Türen werden abmontiert, es ist keine Aufsicht da, die das verhindern kann. Wenn eine Belegung erfolgte, wäre dieser Zustand beseitigt.“ Die Kosten wollte die Hescho tragen.

18.11.1946
Der Landrat teilt auf das Schreiben des Bürgermeisters vom 08.10.1946 mit, dass nach Auskunft des Landespräsidenten und des Präsidialdirektors Stass der Rasthof „… demnächst wieder in einen ordnungsgemäßen Zustand versetzt wird.“. Der Verwendungszweck blieb offen.

21.11.1946
Der Bürgermeister machte erneut auf die Zustände im Rasthof aufmerksam. Im Schreiben gab er an, dass der Generaldirektor der HESCHO beabsichtige, den Rasthof für Wohnzwecke in Kürze umzubauen.

1946
Um den Plünderungen des Rasthofes Einhalt zu gebieten, wurde ab Ende 1946 eine Bewachung eingerichtet. Diese aber nur zeitweilig, sodass es noch bis Ende 1947 Plünderungen gab.

01.07.1947
Auf dem Rasthof wurde durch das Ministerium für Verkehr Weimar zum Wiederaufbau eine Bauleitung eingesetzt, Bauleiter wurde Erwin Bando.

15.07.1947
Der Bürgermeister teilte dem Landrat schriftlich mit, dass die HESCHO von der Absicht, den Rasthof für Wohnzwecke umzubauen, abgegangen ist. Der Grund dafür lag in ungeklärten Besitzverhältnissen und dass damit kein langfristiger Pachtvertrag möglich war.

11.07.1947
In der Gemeindevertretersitzung in Hermsdorf wurde über die Klärung der Besitzverhältnisse des Rasthofes debattiert. Eine überflüssige Debatte, da er im Besitz des Landes Thüringen stand.

21.07.1947
Unter Tagesordnungspunkt 4 beriet der Kreisrat Stadtroda über die anhaltenden Plünderungen des Rasthofes.

17.09.1947
Aus einem Presseartikel „Thüringer Volk“ geht hervor, dass der Rasthof noch immer leer steht. Man forderte den Ausbau für 50 Familien.
Der Zustand, dass der Rasthof ungenutzt blieb, sollte mehrere Jahre dauern. Es gab sogar Überlegungen, einen Umbau in Wohnungen vorzunehmen. Im „Thüringer Volk“ vom 17.09.1947 war zu lesen:
„Mit einem Aufwand von vielen Hunderttausend Reichsmark wurde noch während des Krieges die Raststätte … fertiggestellt. Der Bombenkrieg und Kriegshandlungen ließen die Gebäude unversehrt, während unmittelbar nach dem Zusammenbruch unverantwortliche Element … von weit und breit sich bereitfanden … die Inneneinrichtung zu entwenden … Alle formaljuristischen und finanztechnischen Bedenken müssen überwunden werden, wenn es gilt, 50 Familien … eine Wohnstätte zu schaffen. Die Hescho Hermsdorf war bereits vor längerer Zeit bereit … auf eigene Kosten … rund 200000 Reichsmark … für ihre Belegschaft dienstbar zu machen.“
Unklare Besitzverhältnisse und die Tatsache, dass durch langfristige Pachtverträge die Raststätte ihrer eigentlichen Bestimmung entzogen würde, bewogen letztlich den Thüringer Landtag dieses Vorhaben nicht zu genehmigen.
Nachdem von Ende 1947 bis Sommer 1948 neue Türen und Fenster eingebaut und neue Möbel beschafft wurden, erfolgte im Sommer 1948 die Wiedereröffnung. In dieser Zeit hatte das Land Thüringen, Ministerium für Verkehr, eine „Bauleitung Rasthof Hermsdorfer Kreuz“ eingerichtet. Diese zeichnete für die Instandsetzung des Rasthofes verantwortlich.
Wilhelm Odenthal war erster und einziger Privatpächter nach dem 2. Weltkrieg. Vom 01.08.1948 bis zur Übernahme des Rasthofes durch die HO 1950 bewirtschaftete er Gaststätte und Hotel. Eigentümer des Objektes war das Land Thüringen und in Folge die DDR.

November 1947
Wilhelm und Charlotte Odenthal, Marie Stierl und Tochter Lieselotte hatten bis November im Rathaus Hermsdorf gewohnt. Wilhelm Odenthal war der Wirt des „Ratskellers“, die Frauen arbeiteten dort mit. Im November bezog Familie Odenthal zwei Zimmer im Rasthof. Frau Stierl mit Tochter eine Wohnung in einer Bracke neben dem Haus. Ab November 1947 begannen die Vorarbeiten für die Eröffnung im Sommer 1948. Das Land Thüringen hatte den Bauleiter Erwin Bandow zur Sanierung des Hauses eingesetzt. Wilhelm Odenthal bereitete die Wiedereröffnung der Gaststätte vor.

19.07.1948
In der damaligen Tageszeitung „Volk“ war zu lesen:
„Immer wieder die alten Sünden … Hermsdorf. Auf der Autobahn nach Hermsdorf erlitt ein Eisenberger Radfahrer einen ernsten Unfall. Um die eigenen Kräfte zu sparen, hängte er sich an einen Lastkraftwagen. Das ging solange gut, wie der Wagen sich in gemäßigter Fahrt befand. Nachdem das Kraftfahrzeug eine schnellere Gangart anschlug, kam der Tret-PS-Fahrer mit seinem Stahlross ins Schleudern und stürzte. Ein vorüberfahrender Personenwagen nahm sich des erheblich Verletzten an und sorgte für die Überführung zum Arzt.“

01.08.1948
Unter schwierigen Bedingungen wurde im Rasthof „Hermsdorfer Kreuz“ von Ende 1947 bis zum Sommer 1948 ein kleiner Wirtschaftsbetrieb mit Restaurant und Übernachtungsmöglichkeiten errichtet und am 01. August der Öffentlichkeit übergeben. Erster Pächter war Wilhelm Odenthal. Bis Ende 1949 konnten die Küchenanlage, Gasträume für 100, 50, 30 und 20 Personen (zum Teil nur behelfsmäßig) und 15 Hotelzimmer mit 19 Betten zur Verfügung gestellt werden. Wilhelm Odenthal wurde der erste Pächter des Objektes. Er hatte über 25 Kellner, Köche und anderes Personal. Zur Eröffnung bildeten viele junge Mädchen aus Schleifreisen und Hermsdorf vor dem Hotel ein Spalier.

11.08.1949
Es gab im Wasserwerk durch geringe Niederschläge große Probleme. Der Tiefbrunnen am Rasthof wurde deshalb entschlämmt und wieder in Betrieb genommen.

18.11.1948
Die Bauleitung stellte Heinz Schlag als technische Kraft ein. Dieser wurde später Kaderleiter im Rasthof.

23.11.1948
Die Bauleitung stellte Georg Hälbich als Heizer und Spezialtransportarbeiter im Rasthof ein. Später wurde er technischer Leiter und Rasthofleiter.

 
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