Die Geschichte der Freibäder im Holzland - Teil 2
"
Vereinigung zur Schaffung eines Bades in Klosterlausnitz" - Waldbad Weißenborn 1923 bis 1945.

 

Nach dem 1.Weltkriege gab es Bestrebungen, ein Freibad in der Nähe der Heltzig - Quelle für Klosterlausnitz zu schaffen. Die Inflation verhinderte die Ausführung des Planes, es fehlte an Geld.
Felix Schmidt aus Klosterlausnitz unternahm 1921 einen neuen Anlauf, ein Freibad zu schaffen. Er erreichte dazu keine Zustimmung.

Bote für den Westkreis vom 17.02.1923

1923 war es dann endlich soweit. Felix Schmidt und Andere beriefen am Samstag, dem 17.02.1923 eine Versammlung in den „Ratskeller“ ein. Zweck war die Bildung einer „Vereinigung zur Schaffung eines Bades in Klosterlausnitz“ und in der Folge der Bau eines Freibades. Dazu lag der Versammlung ein ausgearbeiteter Plan vor. Die Anwesenden, einschließlich Gemeindevorsteher Ernst Prüfe,r stimmten zu.

Im weiteren Verlauf des Abends wurde die Vereinigung gegründet und es meldeten sich 27 Personen an.
Ebenfalls wurde der Vorstand gewählt und eine Satzung kam ins Gespräch.

Der Vorstand bestand aus:

1. Vorstand Felix Schmidt
2. Vorstand Friedrich Troitzsch – Apotheker, Geraer Str. 24
Schriftführer Rudolf Patzschke
Kassierer Hugo Teuke – Eisenbahngehilfe, Marktstr. 20a
Beirat Paul Ziesche
Beirat Richard Gräfe – Berufsschullehrer, Ernst-Agnes-Str. 34.

Das geplante Vorhaben, das Bad in der Nähe der Heltzig – Quelle und des Wasserwerkes zu errichtet scheiterte am Gelände, welches nicht erworben werden konnte. In der Folge stellten

  • Korbmachermeister Hermann Plötner aus Weißenborn den ihm gehörenden „Korbmacherteich“ und kurze Zeit später
  • Gastwirt Paul Gäbler von der „Meuschkensmühle“ seinen daneben liegenden „Mühlenteich“

zur Verfügung.

 
Bote für den Westkreis vom 20.05.1923

Drei Monate später warb der Verein im Boten für den Westkreis um Spenden und weitere Unterstützung für das Vorhaben.

Der Artikel wurde mit G. unterschrieben = Richard Gräfe. Der erste Kreisnaturschutzwart verband hier seine nie zu verwirklichenden Wunschvorstellungen, das Freibad in ein Naturschutzbiotop zu verwandeln.

Im Artikel spricht Gräfe von „produktiver Erwerbslosenpflege“,
eine Umschreibung dafür, dass Arbeitslose zum Badbau zum Einsatz kamen.

Weiter lässt der Artikel den Schluss zu, dass sich die Gemeinde Klosterlausnitz
aus dem Projekt „Waldbad“ schon recht zeitig zurückgezogen hatte. Unter anderen mit der Begründung, es sei nicht mit dem Kurort zu vereinbaren, zu weit weg usw.
Bekannt ist, dass es 1923 bereits Pläne für den Bau eines Bades in Klosterlausnitz gab.

 

 

Der Korbmacherteich war 50 Meter lang und 25 Meter breit und sollte mit etwa 1,50 m Tiefe als Nichtschwimmerteich hergerichtet werden. Der Mühlenteich war 120 Meter lang, etwa 60 Meter breit und wurde mit 1,50 bis 3,00 Meter Tiefe zum Schwimmerbecken umgebaut. Die Wiese zwischen beiden Teichen wurde Liegewiese, Spiel- und Tummelplatz.
Die Vereinsmitglieder und Helfer nahmen Hacke und Schaufel zur Hand und schufen ein schmuckes Freibad.
Über 1000 qm Schlamm sollen allein durch die Vereinsmitglieder aus dem Mühlenteich entfernt worden sein. Den Korbmacherteich lies Maurermeister Max Schnacke (Klosterlausnitz, Bahnhofstraße) auf seine Kosten entschlammen.
Weiter sind folgende Spenden und Spender im Zusammenhang mit dem Badbau bekannt:

  • Richard Bolle Weißenborn, Gastwirt „Thüringer Hof“ Zaundraht;
  • ????? Bösger, Weißenborn, vier Leitern für die Teiche;
  • Druckerei Vetter, Klosterlausnitz, Drucksachen;
  • Edmund Lauckner, Hermsdorf, Badehosen;
  • Emil Hartmann, Hermsdorf, Stempel und Stempelkissen;
  • Friedrich Troitzsch, Apotheker, Wimpel, Arzneimittel und Verbandmaterial;
  • HESCHO, Hermsdorf, Haus des Bademeisters, Umkleideräume, Kistenbretter für verschiedene Zwecke sowie Zement für das Weh;
  • Oskar Keucher, Dampfsägewerk,Klosterlausnitz, Bretter;
  • Leiterfabrik Friedrich Louis Langbein, Hermsdorf, Zaunpfähle und Bretter;
  • Prokurist Alfredf Naundorf, Schöppestraße, Stacheldraht;
  • Sägewerk Edmund Krautwurst, Hermsdorf, Zaunpfähle und Bretter;
  • Sägewerk Walter Herling, Hermsdorf, Zaunpfähle und Bretter;
  • Sägewerksbesitzer A.W. Prüfer, Hermsdorf, zwei Fuhren Schwartenbretter;
  • Staat Thüringen, für eine Million Mark (Inflationszeit) Bauholz;
  • Zimmermeister Emil Beyer, Hermsdorf, eine Bank und zugeschnittene Bretter für Aborte;

An Geldspenden sind überliefert:

  • Anonymer Spender.......................................... 100000,- Mark
  • Richard Bolle, Weißenborn.............................. 10000,- Mark
  • Ernst Prüfer Hotelbesitzer „Köppe“................. 50000,- Mark
  • Kinderheim, Klosterlausnitz........................... 100000,- Mark
  • Otto Plötner, Apolda......................................... 100000,- Mark
  • Sägewerk Acker, Hermsdorf............................ 30000,- Mark
  • Sanitätsrat Dr. Wulschner................................... 1000,- Mark
  • Zahntechniker Bauer......................................... 10000,- Mark

Als Schwimmwarte fungierten in den ersten Jahren Herr Richter und Herr Albrecht sowie Fräulein Wengel. Anschließend verrichtete Kurt Dämmrich aus Weißenborn als Bademeister den Dienst.

Am 13.04.1923 vereinigten sich die drei Gemeinden Hermsdorf, Klosterlausnitz und Weißenborn zu einer Großgemeinde. Bereits am 01.08.1924 erfolgte aber wieder die Trennung zu eigenständigen Gemeinden. Der Vorsitzende Felix Schmidt schrieb im Jahr 1923:

 „An die frühere Gemeinde Klosterlausnitz und auch Hermsdorf sind wir vor einiger Zeit herangetreten und baten um Unterstützung. Die Antwort steht noch aus. Wir richten auch hiermit wieder die Bitte an Alle, zu helfen, damit der Betrieb und Ausbau des Bades nicht in Frage gestellt wird. Jede Markt fehlt! Spenden bitten wir auf das Konto Nummer 6 der Vereinsbank Klosterlausnitz zu überweisen.“

Im Jahr 1924 versuchte Felix Schmidt in einem weiteren Schreiben Klosterlausnitz nochmals zur Zahlung zu bewegen. Nicht ohne den Hinweis zu unterlassen, dass die Gemeinde Hermsdorf bereits das versprochene Geld gezahlt hätte.

Die Gemeinde Klosterlausnitz beantwortete diese Anfrage mit dem Hinweis, dass man aufgrund der bevorstehenden Gemeinderatswahl keine Entscheidung und damit keine Zahlung treffen könne. Nach der Wahl erfolgte dann auch keine Zahlung, die Planung für ein eigenes Freibad in Klosterlausnitz lagen schon bereit.

Aufnahme aus dem Jahr 1924
Aufnahme des Bades aus dem Jahr 1924.
 
Bote für den Westkreis 03.06.1927

Die Spenden und Einnahmen aus Beiträgen (Inflationszeit) reichten aber nicht aus. Hinzu kam schlechtes Wetter, damit weniger Besucher und weniger Einnahmen. So standen zum Beispiel 3000000,- Mark Lohnkosten 1923 nur 53.000,- Mark Einnahmen gegenüber. Die „Vereinigung zur Schaffung eines Bades Klosterlausnitz“ bereitete den Gemeinden Klosterlausnitz und Weißenborn die Vorschläge zur Übernahme des kompletten Waldbades, bei Übernahme der 2200 Reichsmark Schulden, die von Klosterlausnitz abgelehnt wurden.

Wie der nebenstehende Artikel links und die Anzeige unten belegen, ging das Bad vor dem 03.06.1927 aber von der „Vereinigung zur Schaffung eines Bades Klosterlausnitz“ in den Besitz der Gemeinde von Weißenborn über.

 

 

Die weite Entfernung von Klosterlausnitz und andere Gründe ließen jedoch den Wunsch nicht ruhen, möglichst in Klosterlausnitz selbst eine Bad zu schaffen.
In dieser Phase ergriff die Weißenborner Gemeinde die Initiative. Man erstellte im Waldbad einen hölzernen Sprungturm mit einem 1-Meter-, 3-Meter- und 5-Meter-Sprungbrett,
brachte in die Wasserfläche für Schwimmer ein ca. 2 m x 3 m aus Brettern gezimmertes Floß und zwei starke ca. 3 Meter lange runde Stämme,
auf denen die tollsten Akrobatenstücke vollzogen werden konnten.

 
 

Letztlich nützte auch diese Maßnahme nichts. Nachdem alle Arbeiten zum Abschluss gebracht wurden, erfolgte am 20.06.1926 die feierliche Einweihung des neuen Freibades
und der Gondelstation in Klosterlausnitz mit einem großen Fest und Wettkämpfen. Die Badegäste im Waldbad wechselten, es wurden immer weniger.
Nach Überlieferungen wurde das Bad aber noch bis 1945 als solchen genutzt. Dann eroberte sich die Natur zurück, was ihr genommen wurde.

 
Milos Haus, Aufnahme von 1960 mit Blick auf Reste des Teiches.
Milos Haus, Aufnahme von 1960 mit Blick auf Reste des Teiches.

Das ehemalige Waldbad im Jahr 2011. Rechts das ehemalige Wohnhaus von Milo Barus. Heute Gaststätte und Pension „Milos Waldhaus“. Milo Barus hatte es noch ausgebaut
und aufgestockt.
Erkennbar ist auch noch die Terrasse, auf denen die Umkleidehäuser und die Bademeisterunterkunft standen.

 

Quellen: Sammlung Heimatmuseum Bad Klosterlausnitz, Jens Büchner Weißenborn und www.hermsdorf-regional.de

Seitenanfang