Wie die Gemeinde Hermsdorf am  09.12.1868 zu einer neuen Feuerspritze kam

Hermann Göbel  †
 

Hermsdorf war eine Gemeinde, die mit rund 1500 Einwohnern und und 225 Häusern zu den größten Gemeinden des Holzlandes gezählt wurde. Die Häuser waren meist eng aneinander und zum größten Teil aus Fachwerk gebaut. Bei eintretender Feuergefahr im Ort konnte deshalb Hermsdorf in große Not geraten, zumal die alte Spritze nicht mehr genügte. Eine neue Feuerspritze auf eigene Kosten herstellen zu lassen, dazu war die Gemeinde nicht wohl in Stande, da sie arm war, und zudem in den vorhergehenden Jahren viele Ausgaben gehabt hatte. Das Brauhaus mit dem Braurecht war erworben worden und das verursachte, noch manche Ausgaben. Hermsdorf hatte zum Chausseebau nach Kraftsdorf über Oberndorf 1500 Taler beitragen müssen. Außerdem war von der Gemeinde die Brücke über den Raudenbach am Kommunikationsweg nach Reichenbach gebaut worden. Deshalb wandte sich die Gemeinde mit einem Gesuch an die Herzogliche Kircheninspektion nach Eisenberg; und bat um Anschaffung einer Feuerspritze aus Mitteln des Kirchenärars, An einer solchen war die Kirche insofern mit; interessiert, als Kirche, Pfarrei und 2 Schulhäuser das Kinderheim und die alte Kantorei als ihr Besitz in Frage kamen.

Die Kircheninspektion sandte das Gesuch der Gemeinde befürworten an das Konsistorium nach Altenburg, das sich im wesentlichen die darin  gemachten Vorschläge der Inspektion zu eigen machte und der Inspektion ein Schreiben zukommen ließ, welches durch die Inspektion dem Pfarrer Ranft zu Hermsdorf zugesandt wurde‚ der es dem Gemeinderat vorlegte.
Die Gemeinde nahm alle darin aufgestellten Bedingungen bereitwilligst an, und Pfarrer Ranft wurde gebeten, sich mit den Spritzenbaumeister Heu & Sohn in Altenburg in Verbindung zu setzen und „Anschlag und Forderung für eine tüchtige“ möglichst wirksame mit allen Einrichtungen der Neuzeit versehene Spritze einzuholen.
Der daraufhin eingegangene Anschlag und die Beschreibung der Spritze wurde der Inspektion zur Begutachtung und Genehmigung vorgelegt. Die Behörde gab den Spritzenbaumeister auf, ihr einen schriftlichen Vertrag über die Lieferung der Spritze mit Zubehör einzureichen.

Das uns am meisten Interessierende aus dem eingegangenen Vertrag sind die Angaben über die Leistungsfähigkeit und den Preis der Spritze Bei ruhigen Wetter, so schreibt der Spritzenbaumeister, kann man mit der Spritze, wenn sie genügend ausgedrückt wird, minutlich 50 Doppelhübe mindestens ausführen. Das Leitrohr wirft bei einer Haltung in einem Winkel von 45 Grad einen gut schießenden Wasserstrahl 120 Fuß, gleich 60 Ellen weit und im Gewicht ausgedrückt 250 Liter Wasser. (1 Elle = 57 cm, also 60 Ellen = rd 34 m) außerdem brachten die Verfertiger der Spritze eine ihnen von der Landesregierung patentierte Vorrichtung zum kombinierten Strahl und Stoß an der Spritze an.

Der Preis der Spritze betrug:

einschließlich Wasserzubringer und Saugeschlauch                          450 Taler.
500 Ellen Schlauch, je Elle 2 ½ Neugroschen                                       208 Neugroschen
6 Stück hänfene Feuereimer je 1 Taler                                                        6 Taler
Eine Leinwanddecke zum Zudecken (Staubschutz)                                  4 Taler
20 Paar Schlauchschrauben mit Lederdichtungen
je 2 Taler, 10 Neugroschen                                                                          46 Taler 20 Neugroschen
Zusammen                                                                                                    715 Taler.

Gleichzeitig verpflichtete sich der Hersteller zu einer 5 jährigen Garantie. Der Hufschmiedermeister Feller von Eisenberg, der zu einem Gutachten über Beschreibung und Anschlag der Spritze herangezogen worden war, beantragte einige Änderungen. Beides der Anschlag und die Beschreibung wurden vom Kirchenvater Kirchner zu Hermsdorf im Namen der Kirchgemeinde genehmigt und die Fellerschen „Desiderien“ gut geheißen.
Heu & Sohn erklärten sich bereit, die Spritze mit den von Feller gestellten Änderungen ohne Preisaufschlag zu liefern.
Die Spritze wurde, gefertigt und konnte am 09.12.1868 probiert und in allen ihren Teilen geprüft werden. Bei dieser Prüfung waren der von der Inspektion abgeordnete Ratsherr Feller Eisenberg als Sachverständiger, Pfarrer Ranft‚ Amtsschulze Opel‚ Gemeindevorsteher Kraft, Gemeindeältester Beyer, Kirchenvater Kirchner und „eine große Menge Gemeindeglieder“ zugegen. Das Resultat war ein sehr zufriedenstellendes. Es wurde deshalb beschlossen, den Verfertigern sofort 500 Taler, nach Ablauf von 3 Monaten 100 Taler und zu Michaelis 1869 den Rest 115 Taler auszuzahlen Die Inspektion ließ es sich nicht nehmen, die Spritze am 24.04.1869 zu besichtigen und zu prüfen. „Die Spritze bewährte sich dabei als ein accordmässig gearbeitetes, gutes und tüchtiges Werk."

 
 
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