Bau des alten Gerätehauses von 1968 bis 1974 - Wiesenstraße 16

© Dieter Plötner - FFW Hermsdorf und Stefan Lechner
 
Baustelle Gerätehaus
Grundsteinlegung
01 = Werner Sachse
02 = Wolfgang Gradl
03 = Manfred Wiedemann
04 = Walter Thäsler
05 = Günter Plötner
06 = Bernd Bräutigamm
07 = Alfred Rosenkranz
08 = Werner Gräfe
09 = Andreas Schröder
10 = Artur Tischer
11 = Ernst Peupelmann
12 = Günter Ruhs
Baustelle Gerätehaus
Baustelle Gerätehaus
Feuerwehr Gerätehaus
Altes Feuerwehrhaus
 

Schon mit Erhalt des LF8 vom Typ K30 im Jahre 1956 wurden die Probleme im Bezug auf eine ordnungsgemäße Unterbringung der Feuerwehr akut. Die Garage unter dem Rathaussaal konnte den Anforderungen nicht genügen. Trotz Umbau und Einrichtung eines Schulungsraumes ging es stark beengt zu.
Ende der 1950er Jahre wurde dann der Wunsch nach einem neuen Gerätehaus erstmals konkret ausgesprochen. Viele Standorte wurden über Jahre ins Kalkül gezogen.
In der Jahreshauptversammlung am 10.01.1968 wurde das Thema Neubau Gerätehaus kritisch diskutiert. Da auch für die nächsten Jahre kein Bau geplant war, entschloss sich die Feuerwehr diesen in eigener Initiative zu realisieren.

Schließlich entschied man sich Anfang März 1968 für den Standort Wiesenstraße, oberhalb des Gasthofes „Zum Schwarzen Bär“.Dieses Grundstück gehörte damals der Konsumgenossenschaft und musste von der Gemeinde käuflich erworben werden. Da der Konsum eine Ausfahrt zur Wiesenstraße wegen eines geplanten Baues einer Verladerampe nicht zustimmte, war vorgesehen, die Ausfahrt der 4 Garagen in Richtung Friedrich-Engels-Straße (heute Eisenberger Str.) zu legen. Es wurden folgende Verantwortlichkeiten festgelegt:

- Plötner, Günter; Plötner, Achim: Organisierung von Arbeitskräften, Arbeitseinteilung und Lenkung;
- Kollhoff, Manfred: Überwachung der finanziellen Angelegenheiten;
- Erbert, Harry: Verantwortlich für Materialbeschaffung;
- Juch, Karl (Bürgermeister): Vertreter vom Rat der Gemeinde;
- Kreß, Volker Projektant.

Aufgrund des Geländeanstieges zur Wiesenstraße musste das Gerätehaus um eine Etage höher gebaut werden. Es sollte 4 Garagen, 4 Wohnungen und einen großen Schulungsraum erhalten. Die Gesamtbaukosten beliefen sich auf 400000,- Mark. Davon wurden durch den Rat des Bezirkes 70000,- Mark Unterstützung für 1968 zugesagt. Der Rest ist von der Gemeinde und durch Eigenleistung zu erbringen. Nach positivem Abschluss der Verhandlungen mit dem Konsum konnte am 18.04.1968 mit dem Fällen der Obstbäume begonnen werden. Für das Ausheben der Baugrube mussten 3000 m³ Erdmassen bewegt werden. Die Kosten beliefen sich auf 44000,- Mark. Die Raupe der KWH kam zum Einsatz und die Firma Puschendorf verpflichtete sich 800 m³ Erde kostenlos anzufahren.

Am 03.05.1968 begannen die Erdarbeiten, die sich anfänglich unproblematisch gestalteten. Am 02.07.68 legte Volker Kreß die Entwürfe der Baupläne der Gemeinde vor, die von Herrn Loos, Juch und Erbert unterzeichnet wurden und somit bindend waren. Die endgültigen Baupläne sollen bis Jahresende vorliegen.

Die Wohnungen sollten ausschließlich Feuerwehrangehörigen zur Verfügung gestellt werden. Von der Gemeinde Obergneus kam die Zusage über die Lieferung von 1000 Stück Maxhüttensteine, da diese zurzeit nicht benötigt wurden.

In einem Sondereinsatz in der Ziegelei Aga sollten Ziegel für das Gerätehaus gebrannt werden. Wegen der Reparatur an einer Presse konnte der 1. Einsatz nicht stattfinden. Am 10.08.68 wurden in einem Arbeitseinsatz 4200 Ziegel gefertigt, die für das Buswartehaus der Gemeinde genutzt wurden. Die Feuerwehr erhielt zu einem späteren Zeitpunkt die Ziegel von der Gemeinde zurück. In einem 2. Einsatz am 31.08.68 wurden nochmals 6800 Ziegel gefertigt. Bauholz sollte im Zusammenwirken mit dem Oberförster Opitz ggf. in Eigenleistung geschlagen werden.

Am 01.08.1968 traten bei den Erdarbeiten unerwartete Schwierigkeiten auf. Man stieß auf harten Sandsteinfelsen. Eine Sprengung wurde vom Kreisamt zunächst angelehnt. Zu dieser Zeit trug man sich mit dem Gedanken den Bau noch zu drehen, und in Richtung Wiesenstraße auszufahren. Man hätte dabei auf eine Vertiefung der Baugrube verzichten können. Dieser Gedanke scheiterte aber an der Weigerung des Konsums und der mangelnden Unterstützung der Gemeinde.

Vom Bürgermeister kam der Vorschlag, den Keller bunkerartig hinter den Garagen anzulegen. Diesen Vorschlag wurde nach einer Expertenberatung wegen des zu kurzen Geländes und der hohen Kosten verworfen. Der Sandstein erwies sich auch für den Baggereinsatz zu hart und musste erst durch eine Sprengung gelockert werden.

Nach Verhandlungen des Kameraden Schöppe mit dem BMK-Gera (Bau und Montage Kombinat) konnte eine 14 t Zementsilo geschafft werden. Beim Aufstellen durch den Kranwagen der KWH sprang jedoch ein Seil aus der Rolle, sodass der Haltehaken riss und das Silo auf den Kran stürzte. Am Kran und Silo entstand Sachschaden, der jedoch behoben werden konnte.

Die Abfuhr des Erdreiches kam am 20.10.1968 ins Stocken, da keine Geräte von der KWH mehr zu Fremdarbeiten nach außerhalb eingesetzt wurden. Im November 1968 wurden 60 Bäume für Bauholz geschlagen. Der Oberförster Opitz lies diese jedoch durch Forstfahrzeuge abtransportieren und teile der Feuerwehr mit, dass dieses Holz nicht an die Feuerwehr ausgeliefert wird. Es sollte anderes Holz ausgeliefert werden.

Das am 30.11.68 geschlagene Holz aus Dürrbestand (14,33 fm) war in einem schlechten Zustand. Im November 1968 kam eine Raupe vom BMK nochmals in der Grube zum Einsatz.

.... Leider gab es eine Panne. Nach kurzer Zeit hatte die Raupe einen Defekt im Getriebe und konnte nicht mehr fahren. Da die Arbeiten inoffiziell durchgeführt wurden, konnte dieser Vorfall noch ein böses Nachspiel haben. Es wurde deshalb beschlossen, die Raupe noch in der Nacht mit einem Tieflader zur Baustelle zurückzubringen. Kamerad Gräfe gelang es, gegen 21.00 Uhr einen Tieflader der NVA zu erhalten. Um 21.30 wurde die Raupe verladen und wurde zur Baustelle gebracht. ....

Der Erste Versuch zur Anbringung der Sprenglöcher schlug fehl, da der nasse Untergrund die Bohrhämmer verstopfte. Es sollte von Elsterberg ein Bohrgerät beschafft werden. Zur Abdeckung der Sprengfläche wurden 3 LKW mit Riesig angefahren. Am 15.12.1968 erfolgten die insgesamt 6 Sprengungen. Schaden entstand nicht.

Herr Gerhard Schlauch beschaffte alle Rohre für die Entwässerung. Durch Herrn Hans Krieg wurde eine Freigabe von 4000 Stück Mauerziegeln in Eisenberg beschafft. Leider standen die Ziegel zum 23.12. immer noch nicht zur Verfügung, sodass am 30.12.1968 mit 2 LKW der Firma Puschendorf nach Eisenberg gefahren wurde, um die Ziegel zu holen. Die Lieferung wurde jedoch mit der Begründung, dass die Steine bereits jetzt nicht für alle anwesenden Fahrzeuge reichen würden, abgelehnt. Nach langen Verhandlungen mit dem Ziegelmeister und einem guten Trinkgeld konnten wir unsere Ziegel aufladen. Die geplanten Projektierungskosten hatten sich von anfänglich 7000,- Mark auf 12500,- Mark erhöht.

Im Januar und Februar 1969 wurde mit dem Antransport von Kies und dem Ausbaggern der Kellergrube begonnen. Am 9.2.69 blieb der Bagger im aufgeweichten Boden stecken. Er musste mithilfe der NVA, die einen G5 und einen GASS zur Verfügung stellten, Zentimeter um Zentimeter aus der Baugrube gezogen werden. Dabei zerrissen 3 Stahlseile.

Da die Straßen spiegelglatt waren, wurde Herr Puschendorf mit 4 Kameraden zur Straßenmeisterei geschickt, um Streumaterial zu holen. Die Straße bis zur Baustelle und zur Muna wurde gestreut, um einen sicheren Abtransport zu gewährleisten.

Die Feinarbeiten in der Baugrube wurden mittels Kompressor und Presslufthammer durch die Kameraden in Eigenleistung erbracht. Dabei musste die Baugrube um 2,5 Meter verbreitert werden.

Der Abraum wurde mittels Handschachtung und Förderband aus der Grube geschafft. Ein täglicher Einsatz über einen Monat war erforderlich. Im April 1969 erklärte sich die Firma Herold aus Eineborn nach langen Gesprächen zur Übernahme der Bauleitung bereit. Der Zimmermann Müller wurde mit der Fertigung des Dachstuhls beauftragt.

Bei der Neuvermessung des Grundstückes war kein Vertreter des Rates der Gemeinde anwesend, sodass der Konsum die Gelegenheit nutzte, die neue Grenze willkürlich festzulegen. Ein Hof hinter dem Gerätehaus sollte somit entfallen.

Im Juni kamen die Arbeiten ins Stocken. Die Firma Herold vertröstete die Feuerwehr. Die Schnurböcke wurden nicht gestellt. Materiallieferungen von Holz, Steinen und Zement blieben aus. Die Stadt leiht sich 6,5 t Zement. Das Förderband sollte 2 Tage ausgeliehen werden, es wurden 4 Wochen daraus. Frust macht sich breit;

...Man hat den Eindruck, als wenn die Feuerwehr vom Rat der Gemeinde nur als „melkende Kuh“ betrachtet wurde. ... Im Juli wurde mit den Arbeiten zur Verlegung der Abwasserrohre begonnen.

Dabei stieß man in Nähe der Straße in einer Tiefe von 1,60 m zunächst auf den Knüppeldamm der alten Regensburger Landstraße. In 2 m Tiefe stieß man auf eine alte Wasserleitung aus Holz. Sie bestand aus 18 - 20 cm starken Baumstämmen, welche in der Mitte ein 6 cm großes Loch hatten.

Am 11.7.69 erkundigte man sich nach dem Verbleib der Baugenehmigung beim zuständigen Bauamt in Stadtroda.

... Aus Göschwitz erhielten wir 14,5 to Zement. Er war eigentlich für die Firma Wetzel bestimmt, da diese Firma in Hermsdorf nicht auffindbar ist, wurde der Zement in unser Silo geblasen. Leider mussten wir dabei feststellen, dass aus dem Silo 4,5 to Zement fehlen. Nach Angaben des Koll. Brezinski vom Rat d. Gemeinde wurden 7 to Zement aus dem Silo für das Buswartehaus abgefahren. Laut Rechnung waren 12 to Zement im Silo, dessen Fassungsvermögen 15 to beträgt. Nachdem 14,5 to eingeblasen wurden, ist es bis oben hin voll. Wo sind aber die 4,5 to geblieben die eigentlich noch im Silo hätten sein müssen, wenn tatsächlich nur 7 to entnommen wurden. ...

Am 19.07.69 stellte sich heraus, dass eine Baugenehmigung nicht erteilt werden konnte, da der Bau nicht in den Plänen der Gemeinde enthalten war.

Wegen Problemen mit der Bauleitung wurde diese im Juli 69 dem Herrn Förster aus Reichenbach übertragen. Am 30.07.69 wurde eine vorläufige Baugenehmigung für den Keller und die Garagen erteilt. Die Wohnungen sollten zu einem späteren Zeitpunkt gebaut werden. Das Kreisbauamt wies jedoch die Gemeinde darauf hin, dass ein Weiterbau nur von einer Baufirma ausgeführt werden kann. Man zog die Ausführung eines Flachdaches in Erwägung. Der Weiterbau war jedoch auch durch fehlende Geldmittel der Gemeinde gefährdet. Im August wurden endlich die Schnurböcke gestellt. Das Gießen der Fundamente und der Kellerwände konnte beginnen. Im September kam die Mitteilung von der Gemeinde, dass kein Geld für die Wohnungen vorhanden sei. Auch der Rat des Kreises stellte sich stur, da das Gebäude nicht im Plan enthalten sei, könne kein Baumaterial zur Verfügung gestellt werden.

... Für wen bauen wir eigentlich? Für uns oder für den Staat ...

Im November 69 waren keine Geldmittel mehr vorhanden. Verhandlungen mit der Sparkasse über Obligationen wurden geführt. Im Dezember 69 wurde festgestellt, dass die Projektunterlagen für Heizung und Sanitär fehlen, obwohl Geld gezahlt wurde.

April 1970 - ein neuer Ministerratsbeschluss verbot den Einsatz von Feierabendbrigaden. Bauleiter Förster muss seine Tätigkeit einstellen. Im Mai ist die Stimmung auf dem Nullpunkt gesunken. Die Kameraden kommen sich verladen vor. Vom Rat der Stadt kommen nur große Worte aber keine Unterstützung.

Material kann nicht mehr gekauft werden. Am 24.08.70 letzte Mal gemauert, kein Material. Der Bau bleibt als Ruine stehen. Eingabe an den Staatsrat
Gerätehaus war auch 1970 nicht im Plan enthalten. Der geplante Umbau des Rathaussaales verlangt jedoch die Räumung der jetzigen Feuerwehrunterkunft!

Im November 1970 kam die Zusage der Unterstützung durch Rat des Bezirkes. Am 30.11.70 erfolgte die Zuweisung von 110000,- Mark. Da es nicht möglich war diese Geld noch 1970 auszugeben wurde ein Antrag auf Übernahme in den Haushalt 1971 als Investbaumaßnahme gestellt.

Der Rat des Kreises nahm das Vorhaben in den Plan 1971 auf. Mit der Bauausführung wurde der Kreisreparaturbetrieb Stadtroda beauftragt. Auf die Garagen sollte nun der Schulungsraum und eine Wohnung kommen, die ebenfalls erst einmal mit einem Flachdach abgeschlossen werden sollten. Die weiteren Wohnungen sollten später gebaut werden.

Das zugewiesene Geld des Bezirkes wurde von der Revisionskommission der Stadt gesperrt und sollte an den Staatshaushalt zurückgeführt werden. Kaum zu glauben aber wahr!!!

Das TLF G5 war mittlerweile in Dienst gestellt worden und wurde provisorisch bei der Firma Langbein auf dem Berg untergestellt. Am 15.2.71 sind endlich die Investmittel verfügbar. Nach langen hin und her wurde Koll. Serfling als Bauleiter tätig.

Aus unerklärbaren Gründen verzögert sich der Baubeginn von Monat zu Monat. Aus dem geplanten 01.05.71 wurde es fast Oktober bis wieder kontinuierlich am Bau gearbeitet wurde. Wiederholt wurden die Maurer zu anderen „wichtigeren“ Baustellen abgezogen. Die Arbeiten gingen nur schleppend voran.

... Die Investruine wurde immer mehr zur Zielscheibe von Kritiken aus der Bevölkerung.

Im November 1971 erteilt die Staatlich Bauaufsicht endlich die Baugenehmigung. Es war kein Schwarzbau mehr.

Am 06.01.72, 7:00 Uhr wurde mit dem Gießen der Garagendecke begonnen. Es herrschte Frost. Mit dem TLF wurden 7,5 m³ heißes Wasser aus der KWH angefahren.

Um 23.00 Uhr sollten die Arbeiten beenden werden. Kurz vorher brachen ca. 40 m² der Decke ein. Ein Kollege stürzte mit einer Karre in die Tiefe und trug leichte Verletzungen davon. Als Ursache wurde der zu große Stützenabstand sowie ein zerbrochenes Kantholz ermittelt. Am 18.02.71 erfolgte die Reparatur der Decke. Am 22.2.72 wurde beschlossen, statt 6 Wohnungen nur 5 zu bauen, Jedoch sollten davon 4 Wohnungen mit 2 und eine mit 1 Kinderzimmer ausgestattet werden.

Der Dachstuhl erhielt einen durchgehenden Erker. Durch den ständiger Abzug der Maurer im Juni wird ein schneller Baufortgang verhindert. Am 17. Und 18.11.71 wurde der Dachstuhl bei Frost und Schnee gerichtet. Um 14.00 Uhr hing die Richtkrone auf dem Gebäude. Die Dachdeckerarbeiten, die noch im Dezember durch provisorisches Zuhängen begannen, übernahm die Firma Hegel.

Die Fenster waren bereits eingesetzt. Jedoch die Garagentore mussten auch provisorisch verschlossen werden. Die Übergabe des Gerätehauses war für den 30. Juni 1973 geplant. Die offizielle Übergabe erfolgte jedoch erst am 01.05. 1974. Die Arbeiten zur Fertigstellung der Außenanlagen zogen sich jedoch noch bis ins Jahr 1979 hin und wurden ausschließlich durch die Kameraden als Eigenleistung erbracht.

 Foto von der Einweihungsfeier
 
 
Das neue Gerätehaus in der Naumburger Straße wurde nach 20 Monaten Bauzeit am 13.06.1997 feierlich eingeweiht. Das alte Gerätehaus stand eine weile leer. Es wurde dann verkauft und ist nach seiner Sanierung jetzt Wohn- und Geschäftshaus.
 
Wiesenstrasse 16
Wiesenstraße 16 im Jahr 2012