Prof. Dr. Kurt Friedrich Plötner - Arzt im KZ Dachau und Mitarbeiter "Ahnenerbe e.V."

* 19.10.1905 Hermsdorf Sachsen-Altenburg heute Thüringen
† 26.02.1984
 
Kurt Plötner [1] wurde in Hermsdorf geboren und besuchte hier die Volksschule, wechselte dann an das Realgymnasium Gera und schloss dieses mit dem Abitur ab. Anschließend studierte er in Jena, Leipzig, München und Halle.
Im Jahr 1932 legte er das chemische Verbandsexamen (Dr. phil. nat.) ab. Noch 1933 trat er der NSDAP, der SS und dem NS-Ärztebund bei. Zuletzt hatte er den Rang eines SS-Sturmbannführers inne.
Das Staatsexamen in Medizin absolvierte Plötner 1934 in Jena. Seit dieser Zeit, mit Sicherheit ab 1937, gab es eine Zusammenarbeit mit Ludwig Heilmeier [2] bis sich deren Weg vorerst trennten. Beide wurden - Plötner 1939 als Mediziner zur Waffen-SS, Heilmeyer 1941 als Luftwaffenarzt nach Halle - eingezogen.
In Jena wurde 1937 das Buch: Klinische Kolorimetrie mit dem Pulfrich-Photometer: „Arbeitsvorschriften für kolorimetrisch-analytische Bestimmungen und Farbmessungen an Harn und Serum.“ Kommissionsverlag G. Fischer herausgegeben. Diese 1.Ausgabe hatte Dr. Krebs, ein früherer Mitarbeiter Heilmeyers herausgegeben.  Die 2.Auflage erschien 1940 und war durch Dr. Kurt Plötner völlig neu überarbeitet worden. Heilmeyer schreibt im Vorwort: „ … eine Neuauflage … Sie wurde durch meinen späteren Mitarbeiter Dr. habil. Plötner begonnen und durch Herrn Dr. Diehl, wissenschaftlicher Mitarbeiter Carl Zeiss … zu Ende geführt.„Im Januar 1950 erfolgte durch den VEB Carl Zeiss Jena ein Nachdruck. Nach dem Originalvorwort von Heilmeier folgte als Zusatz in der Nachauflage: „ … der sich gegenüber der Auflage von 1940 nur durch die neuen Fachausdrücke, eine abgeänderte Beschreibung und Anweisung für die Nutzung des Gerätes und einige Anmerkungen … “ unterschied.
Prof. Dr. Kurt Friedrich Plötner - Arzt im KZ Dachau und Mitarbeiter "Ahnenerbe e.V."

Im Dezember 1940 oder Januar 1941 übernahm Plötner die Leitung der Inneren Abteilung des Lazarettes der Waffen-SS in Dachau. Im Herbst 1941 erfolgte seine Versetzung zum Standortlazarett der Waffen-SS, ebenfalls als Leiter der Inneren Abteilung, nach Minsk. Etwa im Frühjahr 1943 wurde Kurt Plötner an die Untersuchungsstelle für Kriegstauglichkeit der Waffen-SS in Dachau und Ende 1943 oder Anfang 1944 zur Malaria-Versuchsstation des Reichsführers SS in Dachau versetzt. Dort war er unter Prof. Claus (auch Klaus) Schilling [3] ein promovierter Tropenmediziner tätig.

Am 07.07.1942 hatte Himmler den Befehl zur Einrichtung eines „Instituts für wehrwissenschaftliche Zweckforschung (IWZ)“ erteilt. Auf diese Weise sollten ungehindert finanzielle und materielle Zuschüsse für die von Himmler als kriegswichtig eingestuften Forschungsprojekts weitergeleitet und eingesetzt werden. Das IWZ bestand zunächst nur aus den Abteilungen „H“ für August Hirt [4] und „R“ für Siegfried Rascher [5] , die später durch eine weitere Abteilung „P“ für Kurt Plötner ergänzt wurde. An Schillings Versuchen starben etwa 30 Personen unmittelbar, weitere 300 bis 400 wurden Opfer der Nachwirkungen.

Die Versuche wurden am 05.04.1945 auf Himmlers Anordnung hin eingestellt.Schilling wurde nach der Befreiung des Konzentrationslagers mit 39 weiteren Angeklagten am 15.11.1945 im Dachau-Hauptprozess angeklagt und am 13.12.1945 zum Tode verurteilt. Die Todesstrafe wurde am 28.05.1946 im Kriegsverbrechergefängnis Landsberg vollstreckt.

Schillings Assistenzärzte waren zunächst Rudolf Brachtel [6] und von April 1943 bis Mitte 1944 Kurt Plötner.

Dr. med. Siegfried Rascher führte in Dachau Kälte- und Unterdruckversuche an Häftlingen durch. Plötner wurde Raschers Nachfolger, der bei Himmler in Ungnade gefallen war und im März 1944 verhaftet wurde.

Im April 1944 wurde Dr. Kurt Plötner, inzwischen SS-Hauptsturmführer, von Prof. Schillings Abteilung zur „Forschungsgemeinschaft „Ahnenerbe“ im KZ Dachau versetzt und die Leitung des Institutes für wehrwissenschaftliche Zweckforschung übertragen.

Nachdem Hitler die Entwicklungsarbeiten mit dem N-Stoff auf die SS übertragen hatte, erhielt Plötner im September 1944 über den Reichsarzt-SS Ernst Grawitz [7] den Auftrag, als einer von zwei Sachverständigen die toxischen Wirkungen der Wunderwaffe zu untersuchen. Nach einem ersten Versuch, über den keine Ergebnisse bekannt sind, wurden im KZ Sachsenhausen fünf angeblich zum Tode verurteilte Häftlinge angefordert, um zur abschließenden Klärung der physiologischen Wirkung des N-Stoffes auf und durch die menschliche Haut nunmehr einige Versuche am Menschen durchzuführen.

Im KZ-Dachau wurden die verschiedenen Experimente durchgeführt. Diese waren Gegenstand der Nürnberger (Ärzte) Kriegsverbrecherprozesse. Einen Auszug siehe dazu in der Anlage, wobei die betreffenden Aussagen zu Plötner farbig gekennzeichnet wurden. Das Diensttagebuch der Forschungsgemeinschaft „Ahnenerbe e. V.“ aus dem Jahr 1943 blieb teilweise, das aus dem Jahr 1944 vollständig, erhalten. Geführt wurden diese Tagebücher von Sievers, der dazu im Prozessauszug vernommen wurde. Plötner, der zum Zeitpunkt der Ärzteprozesse 1949 untergetaucht war, konnte in diese nicht involviert werden. Zu späterer Zeit, als er wieder unter seinem richtigen Namen lebte, hatten die Amerikaner, später die Bundesrepublik, das Interesse an der Aufklärung und Strafverfolgung „verloren".

 
In Sievers-Tagebüchern finden sich zu Kurt Plötner folgende Eintragungen:
 
29.01.1944 Arbeitsbesprechung mit Rascher
Punkt 9: Forderung der Herstellung eines Pektin [8] -Waschmittels durch SS-Hauptsturmführer Plötner.

30.01.1944 Bearbeitung der Besprechungsergebnisse vom 29.01.1944, u.a.Denkschrift Plötner über Malariafieber

22.02.1944

Vormittag: Besprechung mit Dr. habil. Ed. May
2) Zusammenarbeit mit Dr. Plötner und Prof. Schilling                              
Nachmittag:
Dachau Punkt 2 - SS-Hauptsturmführer Plötner                              
a) Kommandierung zu Ahnenerbe [9] .                               
b) Einverständnis durch Kurator zur Bearbeitung durch Reichsforschungsrat (RFR).                              
c) Mitarbeit am Ahnenerbe.
d) Malarie-Forschungsarbeiten.


31.03.1944 Reichsforschungsrat (RFR) - Polizeirottwachtmeister Neff [10] überbringt Krankengeschichte zur Polygal-Behandlung und berichtet:
1. Kommando Schlachters geht am 4.4.44 ab. [11]  
2. SS-Hauptsturmführer Plötner kann Kontrolluntersuchungen übernehmen, da SS-Hauptsturmführer Rascher dazu vorläufig nicht in der Lage ist

06.04.1944 Fernmündliche Meldung durch Kriminalkommissar Kieck, Dachau, dass Häftling Pacholegg [12] abgängig ist.
Soll sich in allen Angelegenheiten an den vorläufig kommissarisch beauftragten SS-Hauptsturmführer Dr. Plötner halten,
bis zu meiner Regelung bei meiner Anwesenheit am 14. 4. 1944 in Dachau.

11.04.1944 SS-Hauptsturmführer Dr. Plötner (fernmündlich) wegen Besprechung am 14. 4. 1944 in Dachau.

26.04.1944 Beim Reichsarzt SS und Polizei, SS-Obergruppenführer Dr. Grawitz:                              
3. Versetzung SS-Hauptsturmführer Plötner                               
4. Verwendung SS-Hauptsturmführer Rascher

28.04.1944 Besprechung mit SS-Hauptsturmführer Plötner wegen Fortführung der Arbeiten in Dachau wegen meiner Rücksprache mit Reichsarzt SS.

10.05.1944 Dr. Graue: Überschreibung der Forschungsaufträge Dr. Rascher auf Dr. Plötner.

18.05.1994 SS-Hauptsturmführer Plötner (fernmündlich)                              
a) meldet erfolgte Versetzung.                              
b) Durch Inhaftnahme Feix [13] musste Herstellungsarbeiten in Schlachters stillgelegt werden.                               
c) Vereinbarung gemeinsamen Vortrags bei Reichsarzt SS.

23.05.1944
09:00

12:00-13:30

13:30-15:30
SS-Hauptsturmführer Plötner
Polygal-Bericht                               
Laufende Arbeitsbesprechung        
Reichsarzt SS-Obergruppenführer Grawitz, SS-Stabsfeldwebel Poppendiek, SS-Hauptsturmführer Plötner:                               
Zusammenarbeit, Abgrenzung gegen Arbeitsbereich Schilling, verschiedene Einzelfälle, u.a.: del Franco.        
SS-Hauptsturmführer Plötner
Beauftragung mit der Leitung der Abteilung.
Gewährung einer Forschungsbeihilfe. Einsatz der zugunsten der Dienststelle beschlagnahmten PKW. Beförderung. Aufnahme persönlicher Verbindungen mit SS-Surmbandführer Prof. Dr. Hirt. [14] Beschaffungsfragen. [15]   Verzicht auf nicht unbedingt benötigte Maschinen, u. a. Dampfkessel.

31.05.1944 SS-Hauptsturmführer Plötner                               
1. Verfügung Reichsarzt SS betr. Zusammenarbeit mit Prof. Schilling.                               
2. Pektin- Forschung am Institut für Deutsche Ostforschung Krakau.                               
3. Häftlingseinsatz aufgrund des Befehls vom 25.5.1944. [16]                                
4. Namensänderung des Blutstillmittels; anstatt Polygal: Styptogal oder Styptoral

01.06.1944 Mit SS-Hauptsturmführer Plötner und SS-Unterscharführer Eben nach Dachau.                               
1. Beauftragung und Einführung von SS-Unterscharführer Eben.                               
2. Beantwortung der Anfrage von Prof. Rostock [17] (i.A. des Beauftragten des Generalkommissars für Gesundheits- und
    Sanitätswesen) wegen Polygal.                               
3. Besuche bei Prof. Schilling: Besprechung der Abgrenzung der Tätigkeit von SS-Hauptsturmführer Plötner nach
    seiner Versetzung zu Ahnenerbe.                               
4. Stand der Arbeiten in Schlachters.                               
5. Abwicklungsfragen aus der Zeit Dr. Raschers

27.06.1944 Besprechung mit SS-Stabsfeldwebel Dr. Brandt und SS-Hauptsturmführer Berg:                               
13. Ernennung Dr. Plötner zum Abteilungsleiter.

20.07.1944 Arbeitsbesprechung und Besichtigung der Laboratorien mit SS-Hauptsturmführer
09:00 Dr. Plötner, Dr. Lützelburg, Dr. Schütrumpf u.a. Keimwuchsbeeinflussungsversuche.
14:15 Besichtigung und Dienstbesprechung in der Abteilung P mit SS-Hauptsturmführer Dr. Plötner.
Übergabe des Panzerfachs. Materialbeschaffung. Pektin in Verbindung mit Glutaminsäure ergibt eindeutigen Effekt.
Durchführung von Untersuchung an der medizinischen Klinik in Leipzig ohne Namensnennung des Mittels

24.08.1944 SS-Hauptsturmführer Plötner: 
1. Mitarbeit bei Prof. Schilling abgeschlossen.                               
2. Arbeitshemmung durch Verhalten der Häftlinge, insbesondere Jugoslawen.                               
3. Beurlaubung Bromm.

02.10.1944 Mescalin [18] -Bericht von SS-Hauptsturmführer Plötner.

06.10.1944 SS-Hauptsturmführer Plötner                               
1. Mescalin-Versuch                               
5. Frage etwaiger Verlagerung.                               
6. Beurteilung Bromm wegen weiterer Beurlaubung.                               
7. Entlassung Milan.

20.10.1944 SS-Hauptsturmführer Plötner                               
Sonderstoff-Versuche. Gutachten Prof. Breitner, Innsbruck zu Stypzogal: besonders bei Nachblutung bewährt.
Ablösung im Kommando Schlachters nur, wenn durch wirklich begründete Tatsachen erforderlich, da der Verlust eingearbeiteter Kräfte Herstellungsarbeiten sonst sehr verzögert. Verzicht auf Neff [19] mit Ablauf Beurlaubung seitens Polizei am 31.10.1944.

21.10.1944 Besprechung mit SS-Staffelführer Dr. Brandt. [20]                                
33. Übernahme von Sonderstoffuntersuchungen durch  SS-Hauptsturmführer Plötner in Dachau

23.10.1944 SS-Staf. Dr. Poppendieck [21] (fernmündlich):                                
Übernahme von biologischen Untersuchungen durch SS-Hauptsturmführer Plötner in Dachau.                                
Zunächst Entsendung von Prof. Friese zwecks Rücksprache.

26.10.1944 SS-Hauptsturmführer Plötner                               
Besprechung der Durchführung der Sonderversuche auf Antrag SS-FHA-T. Amt III FEP. [22] Vorlage der Ernennungsurkunde zum tätigen Mitglied und Abteilungsleiter. Ernennung erfolgte am 23.08.1944

.08.12.1944 SS-Sturmbandführer Plötner [23] und SS-Hauptsturmführer Riecks:                                
Besprechung der Übernahme der Styptoral-Fabrikation durch die Deutsche Heilmittel GmbH und aller damit im Zusammenhang stehenden Fragen. Arbeitsbesprechung SS-Sturmbandführer Plötner u. a.; Frage seiner Professur [24] in Leipzig.

12.12.1944 SS-Sturmbandführer Plötner                               
1. Reisebericht Prag betr. N-Stoff- und Styptoralherstellung.                               
2. Leipziger Klinik führt Untersuchungen durch.                               
3. Ernennung zum a. o. Professor. [25]  
4. Beschaffungsfragen und Aufstellung von Bezugsrechten.                               
5. Reisen von Feix mit Bewachung
   
Zu Kriegsende im Frühjahr 1945 kam Plötner bei Lochau in französische Kriegsgefangenschaft, aus der er nach einem Jahr entlassen, aber vier Wochen später wieder verhaftet wurde. Er wurde nach Rastatt überführt und sollte wegen seiner Tätigkeit im 3. Reich vor ein Kriegsgericht gestellt werden.

Im Juli 1946 floh er aus der Haft. Nachdem er sich über mehrere Jahre an mehreren Orten Schleswig-Holsteins illegal und unter dem falschen Namen (Kurt Schmitt bzw. Schmidt) aufhielt kam er 1952 nach Freiburg. Er nahm wieder seinen richtigen Namen an und wurde von Ludwig Heilmeyer als Assistent an der Universitätsklinik Freiburg eingestellt. Heilmeyer war wie Plötner während des Russlandfeldzuges in Lazaretten der besetzten Ostgebiete tätig gewesen. Er kannte Plötner jedoch schon mindestens seit 1937 als Heilmeyer Oberarzt an der Universitätsklinik Jena und Plötner sein Assistent war.

In Anerkennung seiner wissenschaftlichen Arbeiten wurde Plötner 1954 der Titel eines außerordentlichen Professors zuerkannt. Dabei waren Plötners Forschungen in der Zeit des Nationalsozialismus bekannt. Im Jahr 1958 ging Plötner nach Düsseldorf und leitete dort das Zentrallaboratorium für Krebsforschung. Mitte 1959 kehrte er nach Freiburg zurück, wo er ein Blutuntersuchungslaboratorium betrieb.

Im November 1961 sah die Universität Freiburg keine Veranlassung, Plötner die Lehrberechtigung zu entziehen:

„Aufgrund der Sichtung des vorliegenden Materials … kommt die Fakultät zu dem Schluss, dass Herr Dr. Plötner in keiner Weise gegen menschliche und ärztliche Ethik verstoßen, ja sich menschlich und ärztlich trotz der gegebenen schwierigen Umstände ohne Tadel verhalten hat“, so die Universität in einer Stellungnahme gegenüber dem baden-württembergischen Kultusministerium.

Die Historikerin und Autorin Silke Seemann beschreibt die „Selbstreinigung“ der Freiburger Universität nüchtern und faktenreich in ihrem Buch „Die politischen Säuberungen des Lehrkörpers der Freiburger Universität nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges (1945–1957)“:

„50 bis 60 Prozent aller Hochschullehrer der Freiburger Albert-Ludwigs-Universität waren Mitglied der NSDAP. Bei den Medizinern waren es sogar 75 Prozent. Gleichwohl billigte die französische Besatzungsmacht der Universität zu, sich selbst von den „aktiven“ Nationalsozialisten zu reinigen. Dies brachte die Philosophische Fakultät auf den Gedanken, sie sei bereits entnazifiziert. Die aktivsten Nationalsozialisten, argumentierte man, seien 1940/41 zur nationalsozialistischen Kampfuniversität Straßburg abgewandert. In aller Kürze: Anfangs mussten Entlassungen vorgenommen werden. Doch nach und nach waren fast alle wieder im Amt oder zumindest als Emeriti gut versorgt. Die medizinische Fakultät ging sogar so weit, 1952 den ehemaligen KZ-Arzt und SS-Sturmbannführer Kurt Plötner einzustellen, der bis dahin unter dem Namen Schmitt in Schleswig-Holstein gelebt hatte. Plötner hatte im KZ Dachau Menschenversuche vorgenommen und übernahm 1944 die Leitung des Instituts für wehrwissenschaftliche Zweckforschung von Himmlers Ahnenerbe. 1954 wurde er in Freiburg zum außerplanmäßigen Professor ernannt; eine Rücknahme der Ernennung lehnte die medizinische Fakultät 1961 ab. Plötner hatte Zeugen beigebracht, die nur Gutes über ihn schrieben - kein Wunder: Viele hatten als Häftlinge selbst bei (tödlichen) Medizinversuchen mitgemacht.“

Plötner behauptete 1967 bei einer Vernehmung durch das Landeskriminalamt Baden-Württemberg, die Versuche mit N-Stoff seien „ohne jeglichen Schaden für die Versuchspersonen“ verlaufen. Außerdem gab er zu Protokoll, „dass der N-Stoff bei Berührung mit der menschlichen Haut völlig ungefährlich“ und die Häftlinge durch die Versuche „gesundheitlich in keiner Weise beeinträchtigt“ gewesen seien. Nach heutiger Kenntnis und EG Sicherheitsdatenblatt handelt es sich bei N-Stoff um Chlortrifluorid. Einen hochgiftigen und aggressiven Stoff, der nur bei minimalsten Mengen ohne bleibende Schäden ertragen wird und bei Hautkontakt „augenblicklich zur tief greifenden Zerstörung des Gewebes“ führt.
 

 
[1] Angaben zur Person Plötner = eigene Einlassungen Plötners aus Vernehmungsprotokollen von 1967 sowie aus Siewers Tagebüchern und eigene Recherchen
 

[2] Ludwig Heilmeyer (* 6. März 1899 in München; † 6. September 1969 in Desenzano am Gardasee) war ein deutscher Internist, Forscher und Hochschullehrer. Nach dem Besuch des Maxgymnasiums in München und dem Notabitur 1917 wurde er zum Militär eingezogen. 1919 begann er in München das Medizinstudium, das er nach bestandenem Staatsexamen 1925 mit der Promotion und der ärztlichen Approbation abschloss.

Nach einer kurzen Assistentenzeit in München wurde er ab 1926 an der Medizinischen Universitätsklinik Jena tätig, wo er schon 1927 die Lehrberechtigung erhielt. Heilmeier war Mitglied des Stahlhelms und wurde nach der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten und der Gleichschaltung des Stahlhelms Mitglied der SA. Er nahm an rassenpolitischen Schulungen im Thüringischen Amt für Rassewesen in Egendorf teil, aber seine angestrebte Mitgliedschaft in der NSDAP wurde abgelehnt. 1937 wurde er zum außerordentlichen Professor für Luftfahrtmedizin und Blutkrankheiten ernannt. 1941 wurde Heilmeyer als Luftwaffenarzt einberufen. Er war zunächst in einem Lazarett in Halle, ab 1943 in Rowno (Ukraine) und schließlich 1944 als Leiter der Inneren Abteilung der ehemaligen Universitätskliniken Krakau tätig.  Daneben war er seit 1944 Beratender Internist bei der Luftflotte 4. Nach vorübergehendem Wirken an der medizinischen Akademie in Düsseldorf und Wuppertal-Barmen übernahm er 1946 den Lehrstuhl für Innere Medizin am Universitätsklinikum Freiburg i. Br., den er bis 1967 innehatte. Heilmeyer begann seine Tätigkeit mit zwei Oberärzten und wenigen Assistenten. Zum Wiederaufbau der im Krieg zerstörten Klinik trug er ausschlaggebend bei.

Im Nürnberger Ärzteprozess 1946/47 trat Heilmeyer als entlastender Gutachter bei der Verhandlung der Menschenversuche an sogenannten „Zigeunern“ im Konzentrationslager Dachau auf. 1948 und 1949 war er in Freiburg Dekan der medizinischen Fakultät. 1967 wechselte er nach seiner Emeritierung in Freiburg als Gründungsrektor an die medizinisch-naturwissenschaftliche Hochschule Ulm.

 
[3] Prof. Claus (auch Klaus) Schilling (* 05.07.1871 München; † 28.05.1946 in Landsberg am Lech hingerichtet) tätig. Schilling war ein promovierter Tropenmediziner. Er verfügte ab Februar 1942 über eine Forschungsstation im Konzentrationslager Dachau, in der zahlreiche Versuche an Häftlingen vorgenommen wurden.
 
[4] Siehe Fußnote 12 und 13.
 
[5] Sigmund Rascher (* 12. Februar 1909 in München; † 26. April 1945 im KZ Buchenwald) war ein deutscher KZ-Arzt. Rascher stellte für die Öffentlichkeit der Nachkriegszeit, besonders in US-amerikanischen Medien, den Prototyp des NS-Medizinverbrechers dar. Die von ihm im KZ Dachau durchgeführten und geplant tödlich verlaufenden Menschenversuche wurden vom Gericht des Nürnberger Ärzteprozesses als unmenschlich und verbrecherisch klassifiziert. Im Mai 1944 wurden Sigmund Rascher und seine Frau Karoline verhaftet, nicht wegen der grausamen Menschenversuche, sondern weil sie drei aus Waisenhäusern verschleppte Kinder als ihre eigenen ausgegeben hatten. Die Amerikaner fanden Raschers Leiche im April 1945 im KZ Buchenwald.  Auf Befehl Heinrich Himmlers sollen Rascher erschossen und seine Frau gehenkt worden sein.
 
[6] Rudolf Adalbert Brachtel (* 22. April 1909 in Gaya; †  1988) Promovierter Mediziner, war ab 1938 als Internist tätig. Danach erlernte er bei Professor Wilhelm Nonnenbruch in Frankfurt am Main die Untersuchungsmethode der Leberpunktion. Im November 1939 zur Waffen-SS eingezogen, war er von April 1941 bis Februar 1943 im KZ Dachau als Arzt tätig. In Dachau leitete er die Röntgenabteilung, war für ein Jahr Assistent von Claus Schilling in der Malariaversuchsstation und leitete eine Tuberkulosestation. Seine pseudo-medizinischen Experimente an KZ-Häftlingen umfassten die Infektion mit Malaria, die Durchführung von Leberpunktionen zu Versuchszwecken sowie die Teilnahme an Unterkühlungsversuchen. Zudem soll Brachtel laut dem ehemaligen KZ-Häftling Walter Neff die Selektion kranker KZ-Häftlinge für die Vergasungsanstalten angeordnet haben. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges wurde er am 24. November 1947 in einem Nebenprozess des Dachau-Hauptprozesses im Rahmen der Dachauer Prozesse gemeinsam angeklagt, aber aus Mangel an Beweisen freigesprochen.
 
[7] Ernst-Robert Grawitz (* 8. Juni 1899 in Charlottenburg; † 24. April 1945 in Potsdam-Babelsberg [Selbstmord]) war in der Zeit des Nationalsozialismus Geschäftsführer des Deutschen Roten Kreuzes, SS-Obergruppenführer, General der Waffen-SS und als „Reichsarzt SS und Polizei“ mitverantwortlich für Massenmorde an Behinderten und medizinische Experimente an Gefangenen. In den letzten Kriegstagen des Jahres 1945 brachte er sich und seine Familie mit einer Handgranate in seiner Babelsberger Villa um.
 

[8] Pektin = ernährungsphysiologisch betrachtet sind Pektine für den Menschen Ballaststoffe. Viele Mikroorganismen dagegen sind in der Lage, Pektine zu „verstoffwechseln“.

Das Außenlager Lochau war ein Außenlager des Konzentrationslagers Dachau in Lochau bei Bregenz in Vorarlberg. In Lochau sollten die im Stammlager Dachau von Sigmund Rascher begonnenen und von Kurt Plötner dort und im KZ-Außenkommando Schlachters bei Lindau weitergeführten Versuche zur Herstellung der blutstillenden Polygal-Tabletten aus Rübenresten fortgesetzt werden. Nach Vorarbeiten im März wurde das Außenlager Lochau knapp einen Monat vor Kriegsende in Europa am 7. April 1945 offiziell eröffnet. Die Produktions- und Versuchsstätte war im leer stehenden, mehrstöckigen Gebäude einer Brauerei in der Ortsmitte eingerichtet. Die zwischen 8 und 20 Häftlinge aus Slowenien, Polen und Deutschland (nach Zeugenberichten befanden sich auch ein Medizinprofessor, ein Ingenieur und ein argentinischer Konsul darunter) waren in einem großen Saal im Obergeschoss untergebracht. Das Kommando über das Lager hatte der 39-jährige Arzt und SS-Sturmbannführer Kurt Plötner, der bereits im Stammlager Dachau und in Schlachters Versuche mit Pektin durchgeführt hatte. Als KZ-Häftling „durfte“ Feix in Dachau für Sigmund Rascher unter der Regie der SS-Einrichtung Ahnenerbe weiterarbeiten. Nachdem Rascher bei Himmler in Ungnade gefallen war, setzte Plötner mit Feix als Assistent Forschung und Produktion in Dachau, Schlachters und dann in Lochau fort. Wegen der Zusammenarbeit mit Plötner nahmen die Alliierten den ehemaligen KZ-Häftling Robert Feix ein Jahr später fest. Mit dem Näherrücken der alliierten französischen Truppen wurde das Lager 19 Tage nach seiner Eröffnung am 25. April 1945 wieder aufgegeben. Plötner versteckte die Gerätschaften bei Ortsbewohnern und begab sich bis zu seiner Festnahme in den Nachbarort.

 

[9] Die Forschungsgemeinschaft Deutsches Ahnenerbe e. V. war eine pseudowissenschaftliche „Forschungseinrichtung” der Nationalsozialisten, deren primäre Aufgabe darin bestand, den Abstammungsmythos und die vermeintliche Überlegenheit der sogenannten arischen Rasse „wissenschaftlich” zu legitimieren. Die Institution wurde am 1. Juli 1935 vom Reichsführer-SS Heinrich Himmler, Richard Walther Darré (Reichsbauernführer und Leiter des Rasse- und Siedlungshauptamtes) und dem niederländischen Privatgelehrten Herman Wirth als Studiengesellschaft für Geistesurgeschichte gegründet.
1942 wurde unter dem Dach des Ahnenerbes mit Mitteln der Waffen-SS das Institut für wehrwissenschaftliche Zweckforschung gegründet. Dieses Institut führte tödliche Menschenversuche an KZ-Häftlingen in den Konzentrationslagern Dachau und Natzweiler durch; einige der beteiligten Ärzte waren Mitglieder der Waffen-SS

 

[10] Walter Neff (*22. Februar 1909 Westheim bei Augsburg,V 31. August 1960 München). Sein Mut rettet am 28. April 1945 Tausenden von Häftlingen das Leben und bewahrt Dachau vor der sinnlosen Verteidigung durch die SS. Am 15. September 1942 wird Neff auf Anordnung von Himmler aus der Schutzhaft entlassen. Der Reichsführer-SS zwingt ihn aber, seine Tätigkeit bei Rascher als »Zivilangestellter der Waffen-SS« fortzuführen. Es ist ihm lediglich gestattet, sich in der Stadt Dachau ein Zimmer zu nehmen. Um ihn weiter an das Lager zu binden, muss er schließlich sogar Polizeiuniform anziehen. Neff muss nun in Uniform und mit Pistole am Koppel zum Dienst im Lager erscheinen, was seine ehemaligen Mitgefangenen erstaunt. Es gelingt ihm jedoch, eine Ausnahmeregelung zu erwirken, die es ihm erlaubt, künftig in Zivil zu arbeiten. Neff lehnt es energisch ab, sich an Experimenten zu beteiligen, die den Krieg in irgendeiner Form unterstützen. Er akzeptiert nur Versuche, wie er Rascher erklärt, »auf einem Gebiet, das Verunglückten und Erfrorenen Hilfe bringen soll«. Das sind zunächst Tests, die zeigen sollen, wie Kampfflieger den plötzlichen Drucksturz beim Abschuss ihrer Maschine in großen Höhen und den Absprung aus dem Flugzeug überleben können. Die zweite Versuchsreihe gilt Flugzeugbesatzungen, die im Meer niedergehen müssen und dort eisigen Wassertemperaturen ausgesetzt sind. Unterkühlungsversuche mit Häftlingen sollen Wege weisen, wie die Flieger vor dem Tod zu bewahren sind. Nach der Befreiung Dachaus durch die amerikanische Armee am 29. April 1945 wird Neff am 14. Juni 1946 von den Amerikanern festgenommen.

Schließlich wird Neff als Zeuge für den Ärzteprozess nach Nürnberg gebracht, wo er weiter monatelang als Gefangener der Amerikaner eingesperrt bleibt. In dieser Zeit schickt der Stadtrat von Dachau ein Gesuch an den Nürnberger Gerichtshof mit der Bitte, die Haltung Neffs während des Aufstandes zu berücksichtigen und die Klärung seiner Angelegenheit zu beschleunigen. Nach sechs Monaten kehrt Neff nach Dachau zurück, um dort wieder in Haft genommen zu werden. Ein Fluchtversuch, den Neff durch den Abwasserkanal des Lagers wagt, scheitert am unerwartet hohen Wasserstand in den Tonröhren. Im November 1947 wird Neff endlich von den Amerikanern entlassen. Aber er kommt nicht weit. Am Lagertor steht bereits die deutsche Polizei, die ihn auf Anordnung der Spruchkammer Dachau wegen seiner Mitarbeit bei Dr. Rascher erneut verhaftet und ins ehemalige Konzentrationslager zurückbringt. Durch das entschlossene Eintreten eines jüdischen Mitgefangenen, dem Neff das Leben gerettet hat, wird er jedoch nach wenigen Tagen wieder freigelassen.

Neff bleibt in Dachau wohnen und beginnt damit, sich in der Stadt ein neues Leben aufzubauen.  1948 holt ihn wieder die Vergangenheit ein. Wegen Beihilfe zum Mord in drei Fällen und wegen Beihilfe zur gefährlichen Körperverletzung, deren er sich als Mitarbeiter von Dr. Rascher schuldig gemacht haben soll, hat er sich vor der Großen Strafkammer des Landgerichts München 11 zu verantworten. Doch die politischen Mitgefangenen treten vor dem Münchner Schwurgericht in beeindruckender Weise geschlossen für Neff ein. So verurteilt das Gericht den Angeklagten am 30. Dezember 1948 nur wegen Beihilfe zur Körperverletzung. Die Untersuchungshaft wurde ihm angerechnet, so dass er sofort auf freien Fuß gesetzt wurde. Am 31. August 1960 stirbt er in einem Münchner Krankenhaus im Alter von nur 51 Jahren.

 
[11] Ende des Zweiten Weltkriegs befand sich in Biesings bei Schlachters (heute Sigmarzell) das kleine KZ-Außenkommando Biesings des KZ Dachau. Die Häftlinge wurden später ins Außenlager Lochau verlegt. Aus den Nürnberger Ärzteprozessen geht hervor, das mit dem „Kommando“ die Zuführung von Häftlingen für Versuche in Dachau gemeint ist.
[12] Pacholegg, Dr. Anton - KZ-Häftling, den Rascher zur Mitarbeit herangezogen hatte.
 
[13] Feix, Robert österreichischer Chemiker (siehe auch Fußnote Pektin) - Häftling, der in die Arbeit bei Ahnenerbe wissenschaftlich integriert war. Feix hatte ein blutstillendes Medikament entwickelt und pektinhaltige Tabletten unter dem Namen „Polygal“ patentieren lassen. Mit der hier angeführten (zeitweiligen) Verhaftung ist nicht die spätere, durch die alliierten Truppen erfolgte Verhaftung gemeint.
 
[14] SS-Sturmbandführer (zuletzt Hauptsturmbandführer) Prof. Dr. August Hirt (* 29. April 1898 in Mannheim; † 2. Juni 1945 in Schönenbach [Selbstmord]) war ein Anatom deutscher und schweizerischer Nationalität. Er hatte Professuren an den Universitäten Heidelberg, Greifswald und Frankfurt sowie der Reichsuniversität Straßburg inne. Hirt führte Versuche mit dem Kampfstoff Senfgas (Lost) an Häftlingen des Konzentrationslagers Natzweiler - Struthof durch und war maßgeblich an der Ermordung von 86 jüdischen Häftlingen aus dem KZ Auschwitz beteiligt, die zur Anlage einer Skelettsammlung am Anatomischen Institut in Straßburg dienen sollten.
 
[15] Beschaffungsfragen = „Material“ für die Skelettsammlung.
 
[16] Errichtung einer wissenschaftlichen Forschungsstätte in einem Konzentrationslager laut Befehl RFSS vom 25. 5. 1944.
 

[17] Paul Rostock (* 18. Januar 1892 in Kranz, Landkreis Meseritz; † 17. Juni 1956 in Bad Tölz) war ein deutscher Chirurg.
Ab 1943 war er der „Beauftragte für medizinische Wissenschaft und Forschung" des „NS-Generalkommissars für das Sanitäts- und Gesundheitswesen“. Mit Karl Brandt, Siegfried Handloser, Oskar Schröder, Karl Genzken, Eugen Haagen und anderen NS-Funktionsträgern war Paul Rostock an der Planung und Durchführung verschiedener medizinischer Versuchsreihen an Kriegsgefangenen und KZ-Häftlingen beteiligt: In der Zeit von Dezember 1941 bis Februar 1945 an Typhusepidemie-Immunisierungsversuchen im Konzentrationslager Natzweiler-Struthof, zwischen Juni 1943 und Januar 1945 an Experimenten des Kriminaltechnischen Instituts (KTI) der Sicherheitspolizei zur Erforschung der epidemischen Gelbsucht und zur Entwicklung eines entsprechenden Impfschutzes in den Konzentrationslagern Sachsenhausen und Natzweiler sowie in der Zeit von Juli bis September 1944 an Meereswasserversuchen zugunsten der Luftwaffe im Konzentrationslager Dachau in der biochemischen Versuchsstation im Krankenrevier Block 1. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges gehörte Rostock als hochrangiger NS-Arzt zu den im Nürnberger Ärzteprozess angeklagten Personen, denen die Planung und die Organisation von Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit vorgeworfen wurden. Er wurde in diesem Verfahren von Rechtsanwalt Dr. Hans Pribilla verteidigt. Durch das Urteil des amerikanischen Militärtribunals vom 20. August 1947 wurde Rostock freigesprochen.

 
[18] Mescalin oder Meskalin ist ein halluzinogenes Alkaloid mit Phenethylamin-Struktur. Mescalin findet sich in dem mittelamerikanischen Peyote-Kaktus, der südamerikanischen Kakteengattung Trichocereus  und vielen weiteren Kakteenarten. Mescalin, löslich in Wasser und in Alkohol, kann aus genannten Quellen mittels Extraktion gewonnen werden, es lässt sich aber auch synthetisch herstellen.
 
[19] Siehe Vermerk 7.
 

[20] Karl Brandt (* 8. Januar 1904 in Mülhausen, Elsass; † 2. Juni 1948 in Landsberg am Lech) Am 14. Juni 1934 wurde er chirurgischer Begleitarzt von Adolf Hitler. Als ehemaliger SS-Gruppenführer und Generalleutnant der Waffen-SS sowie Generalkommissar für das Sanitäts- und Gesundheitswesen war er der Ranghöchste unter den Angeklagten im Prozess gegen Mediziner im Rahmen des Nürnberger Ärzteprozess.
Ab dem 1. September 1939 war er zusammen mit Philipp Bouhler Hitlers Beauftragter für die Tötungen der Aktion T4 im Rahmen der sogenannten „Euthanasie“  in den NS-Tötungsanstalten Hadamar, Schloss Grafeneck, Schloss Hartheim, Sonnenstein, Bernburg sowie in Brandenburg. Brandt wusste von einigen medizinischen Menschenversuchen in den Konzentrationslagern. Versuche zur Malaria förderte er, die zur Hepatitis A regte er selbst an. Am 5. September 1943 wurde er durch Erlass Hitlers zum Leiter für das gesamte medizinische Vorrats- und Versorgungswesen und Koordinator der medizinischen Forschung. Der Reichsärzteführer Conti überlegte seinen Rücktritt einzureichen, da Brandt ihn in seiner Machtfülle überholt hatte. Hitler lehnte dies ab. Brandts Beziehungen zu Speer machten ihn Bormann zum Feind.
In einer Intrige um Hitlers Leibarzt Theo Morell wurde Brandt zunächst als Begleitarzt entlassen, am 16. April 1945 verhaftet und einige Tage später von Hitler selbst zum Tode verurteilt. Himmler verzögerte seine Hinrichtung. Er wurde unter Vermittlung Albert Speers befreit. Alliierte Truppen verhafteten ihn zusammen mit der Regierung Dönitz in Flensburg.  Im Rahmen des Nürnberger Ärzteprozesses vom 9. Dezember 1946 bis zum 20. August 1947 vor dem Ersten Amerikanischen Militärgerichtshof in Nürnberg wurde er angeklagt, am 20. August 1947 zum Tode durch den Strang verurteilt und am 2. Juni 1948 in Landsberg am Lech hingerichtet. Seine letzten Worte vor der Hinrichtung waren: „Ich stelle fest, dass dieses eben verlesene Urteil eines amerikanischen Militärtribunals der formelle Ausdruck eines politischen Racheaktes ist."

 
[21] SS-Sturmbandführer Prof. Dr. Helmut Poppendieck, Chef des persönlichen Büros im Stabe des Reichsarztes SS, Dr. Waldemar Hoven, Lagerarzt im KZ Buchenwald; Prof. für organische Chemie an der TH Braunschweig.
 
[22] SS-FHA-T. Amt III FEP = SS-Führungshauptamt, T-Amt III; FEP = Forschung, Entwicklung, Patente
 
[23] Plötner wurde im Zusammenhang mit seiner Ernennung zum Abteilungsleiter vom Hauptsturmführer zum Sturmbandführer befördert.
 
[24] Zur Zeit der Versuche mit dem N-Stoff wollte Plötner den Professorentitel erlangen. Man lehnte jedoch seinen Antrag mit Hinweis auf das zu niedrige wissenschaftliche Niveau seiner Arbeiten ab.
 
[25] Der Titel apl. Professor entstand 1933-35 in der NS-Zeit. Vorher wurden diese Hochschullehrer als "nicht beamtete außerordentliche Professoren", kurz "n.b.ao. Professor", genannt. Es ist davon auszugehen, dass Plötner nur den Wunsch hatte, aber nicht ernannt wurde (siehe Fußnote 20). Sievers hätte ihn in seinem Tagebuch mit Sicherheit sonst auch so benannt.
 
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