Sedantag - ehemaliger Feiertag am 02.September bis 1918

 

Die Schlacht bei Sedan 1870

Am 1. und 2. September 1870 wurde im Deutsch-Französischen Krieg die französische Armee, bei der sich auch Kaiser Napoleon III. befand, von zwei deutschen Armeen zwischen der kleinen Festung Sedan und der belgischen Grenze eingeschlossen und nach vergeblichen Ausbruchsversuchen am 2. September zur Kapitulation gezwungen. Das französische Kaiserreich brach zusammen, und Napoleon wurde gefangen genommen. Die deutsche Kaiserproklamation in Versailles auf französischem Boden noch während der Kriegshandlungen im Januar 1871 vollendete die deutsche Einheit nach mehreren erfolgreichen Kriegen. Der preußische König war von nun an Deutscher Kaiser

            Nun laßt die Glocken von Turm zu Turm
            durchs Land frohlocken im Jubelsturm!
            Des Flammenstoßes Geleucht facht an!
            Der Herr hat Großes an uns getan.
            Ehre sei Gott in der Höhe!

            So dichtete Emanuel Geibel nach der Schlacht von Sedan.

Der Sedantag

Sedan war für die Deutschen bis zum Ersten Weltkrieg mehr als eine gewonnene Schlacht. Sie fühlten sich durch den Sieg als auserwähltes Volk.

Die „Kreuzzeitung“ schrieb unmittelbar nach der Schlacht: „Mit dem 2. September beginnt ein neues Zeitalter – die Hegemonie des germanischen Geistes auf Erden. In ein Symbol, das jeder begreift, hat das Geschick diese Tatsache gekleidet. Als wir den Kaiser der Franzosen, seine Marschälle und Soldaten auf dem Schlachtfelde von Sedan gefangen nahmen, endete das Zeitalter der französischen Gewalttaten, französischer Halbbarbarei und begann die Periode des deutschen Friedens und der deutschen Bildung“.

Nun, dem Frieden hat der 2. September und seine jährlichen Gedenkfeiern wenig gedient. Viel mehr begründete er die deutsch-französische Erbfeindschaft. Frankreich wurde das Land, das bei künftigen Kriegsplänen als Auftakt des Krieges siegreich zu schlagen war. Das war 1914 so und auch unter Hitler.
Aber während des Kaiserreiches war der Sedantag der deutsche Nationalfeiertag schlechthin.

Am 2. September war überall was los. „Das war eine Stimmung – ich finde für die heutige Zeit keinen anderen Vergleich -, als ob die deutsche Nationalmannschaft die Fußballweltmeisterschaft gewonnen hätte, und zwar jedes Jahr aufs neue“ (Sebastian Haffner).

Paraden, Beflaggung, Schulfeiern, patriotische Reden überall, auch in Hermsdorf. Oberlehrer Werner Serfling schrieb:

„Große Freude bereitete den Kindern das Sedanfest an jedem 2. September in Erinnerung an den Sieg der preußisch-deutschen Truppen am 02.09.1870 Dieses Fest wurde jedes Jahr bis zum Ende des 2. Deutschen Kaiserreiches im Jahre 1918 gefeiert. Am Tage davor fuhren junge Burschen, offensichtlich mit älteren Schülern der Schule, durchs Dorf, sammelten Holz und schichteten es auf der Schleifreisener Höhe  zu einem großen Haufen auf. Gegen Abend versammelten sie sich dann vor der Schule, brannten Kerzen in den Papierlaternen an und liefen vergnügt zu der Höhe. Einige Männer zündeten den Holzhaufen an. Die Beteiligten sangen „Flamme empor“! Der Pfarrer und der Gemeindevorsteher hielten Ansprachen. Am nächsten Tag, dem Sedantag, kamen die Kinder wieder in der Schule zusammen. Die Knaben trugen kleine Fahnen mit den Farben schwarz-weiß-rot und die Mädchen Stäbe, an welche Kränze gebunden waren. Mit Musik bewegte sich der lange Zug hinaus an die 1871 gepflanzte „Friedenseiche“ [1] an der Reichenbacher Straße. Hier schmückten die Mädchen die Schutzgeländer des Baumes mit Kränzen und Girlanden. Jedes Schulkind erhielt eine Bockwurst und ein Glas einfaches Bier“.

Sedantag
Aufnahme von 1906 auf dem Rathausplatz Hermsdorf zum Sedantag
 
[1] Die Friedenseiche steht nicht an der heutigen Reichenbacher Straße, gemeint ist die damalige "Straße" nach Reichenbach. Sie steht heute noch - Umgehungsstraße Kreises GLOBUS - Richtung Oberndorf, rechts der Einmündung der Straße vor der Autobahnbrücke (Oberndorfer Weg / Reichenbacher Straße).
 
Das Aus für den Sedantag kam am 27.08.1919, als das Innenministerium der Weimarer Republik erklärte, es werde keine Sedanfeiern mehr geben, da diese nicht mehr den Zeitverhältnissen entsprächen.
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