Gasthaus & Pension "Zur Linde" - Alte Regensburger Straße 45

 

Früher gab es noch keine Straßennamen in Hermsdorf. Die Alte Regensburger Straße erhielt 1872 als erste in Hermsdorfs einen Namen: „Ernststraße“, der bis zum 16.07.1945 bestand. Ab dem 17.07.1945 hieß sie "Ernst-Thälmann-Straße". Im Jahr 1990 erfolgte wieder eine Umbenennung in "Alte Regensburger Straße".

Eben über diese Straße führte die Regensburger -, auch Naumburgische - oder Oberländische Fernhandelsstraße genannte. Sie führte von Regensburg, über Hof - Plauen - Schleiz - Auma - Hellborn - Tautendorf - St. Gangloff - Hermsdorf - Nischwitz - Molau - Priesnitz - Neuflemmingen nach Naumburg, das 1029 bereits königliches Marktrecht und lebhaften Verkehr besaß.

Bei Frauenprießnitz mündet sie in die alte Salzstraße von Sulza, das bereits 1064 eine Salzsiederei hatte, und führte über Schmiedebausen, Camburg und Rodameuschel weiter.

In Anlehnung an die alte Handelsstraße erfolgte 1990 die Umbenennung. Der heutige Straßenverlauf entspricht dieser alten Handelsstraße. Bis auf die Tatsache, dass am Ende der Alten Regensburger Straße ihr Verlauf früher mitten durch das Gelänge des damaligen Gasthofes „Zum Schwarzen Bär im Grünen Wald“ heute nur noch „Zum Schwarzen Bär“ verlief. Erst später erfolgte die Verlegung in den Bereich des heutigen Verlaufes der Eisenberger Straße. Das Bärengelänge reichte bis zur heutigen Schulstraße.

Fast am Ende der im oberen Bild abgelichteten Straße lag schon immer die Ausspanne (Gasthof) „Zur Linde“. Nach dem Gasthof „Zum Schwarzen Bär im Grünen Wald“, dem nachweislich eines der ältesten Hermsdorfer Gebäude, mit seinem einst größten Gelänge in der Straße, war der Gasthof „Zur Linde“ wahrscheinlich das zweitgrößte. Folgende Flächen heutiger Grundstücke gehörten früher mit zum Anwesen „Zur Linde“:

Garten vom Alten Markt 2 - Lehneck, vorher Gräfe „Zuckermann“
gesamtes Grundstück Alter Markt 3 - Mölle, vorher Stempler, vorher Spitzweg
Garten vom Alter Markt 5 - Seide
Garten Alter Markt 6 - je 1/3 Edgar, Friedhelm und Anneliese Stiebritz (verh. Schmidt)

Kartenausschnitt

Aus Überlieferungen geht hervor, dass sich auf dem Linden-Anwesen über sehr lange Zeit eine Posthalterei befand. Deren Notwendigkeit wurde am 29.07.1876 mit der Inbetriebnahme der Eisenbahnstrecke Weimar - Gera und der gleichzeitigen Eröffnung einer Posthilfsstelle und eines Post- und Telegrafenamtes überflüssig.
Gleichzeitig existierte bis zum Ende des 19.Jahrhunderts eine Hengststation. Zu Beginn des 20.Jahrhunderts wurde der zusätzliche Broterwerb mit Pferden eingestellt.

Seinen Namen verdankt der Gasthof einer großen Linde auf dem Grundstück. Noch um 1960 stand direkt am Haus eine Linde, die später gefällt wurde. Der Gasthof selbst hatte einige Veränderungen erfahren. So bestand bis nach dem 2.Weltkrieg noch ein eigener Backofen im Haus, der Eingangsbereich wurde verändert, bis zur Sanierung 1992 / 93 war der vordere Hof noch überdacht.

Die Gastwirte und Eigentümer des Anwesens haben natürlich über ein solch lange Zeit mehrfach gewechselt. Leider sind diese von Beginn an nicht mehr lückenlos nachweisbar. Aus verschiedenen Unterlagen wurden die nachfolgenden Eigentümer / Gastwirte bekannt:

Gustav Adolph Leidholdt

  • Wurde zwischen 1882 - 1885 erstmals erwähnt.
  • Nach einer Urkunde (siehe unten), die am 14.01.1903 Traugott Gentsch verliehen wurde, war Gustav Leidholdt Gastwirt.
  • Im Adressbuch von 1912 sind Gustav Leidholdt (Gastwirt) und Hugo Leidholdt (Landwirt) verzeichnet.
  • Der Name „Leidholdt“ war 1993 bei der Sanierung auf dem Schiefer der Giebelwand noch lesbar.
 
Anzeige aus dem "Eisenberger Nachrichtsblatt" vom 13.06.1891, zu dieser Zeit wurde in Hermsdorf noch ein Flurzug durchgeführt.
Anzeige aus dem "Eisenberger Nachrichtsblatt" vom 13.06.1891, zu dieser Zeit wurde in Hermsdorf noch ein Flurzug durchgeführt.
 
Urkunde vom 14.01.1903
 

Robert Hesselbart

  • Er erscheint als Inhaber auf einer Postkarte, die zwischen 1906 und 1920 fotografiert wurde.
  • Robert Hesselbart wird 1925, 1928 und 1939 in den Adressbüchern unter Schillerstraße 12 aufgeführt. Hermsdorf gehörte zwischen 1890 bis 1920 zu Sachsen-Altenburg (S.-A.). Telefone wurden 1912 in Hermsdorf eingeführt. Erste Stromanschlüsse in der damaligen Ernststraße sind aus dem Jahr 1906 bekannt (auf dem Dach befindet sich eine Halterung für Strom oder Telefon).

Oskar Mund

  • Wurde von 1919 bis 1927 erwähnt.
  • Ein Gewerbeerlaubnisschein wurde am 17.12.1919 erteilt.

Hans Tümmling - Pachtwirt

  • Wurde 1926 in einem Bericht über einen Brand in der Linde genannt.

Paul Serfling (* 1885 † 1964) Beruf Bäckermeister

  • 1912 war er Kellermeister in der Bergstr. 24
  • Um 1925 bis 1927 Bierverleger in der Ernststr. 2 (im Objekt "Zum Schwarzen Bär").
  • Kaufte mit seiner Frau Liddy den Gasthof, einschließlich 5 ha Landwirtschaft von Oskar Mund, laut Grundbuchauszug vom 04.06.1927.
  • Gastwirt von 1927 bis 1948.

Zur Linde 1943

Bierflasche von Paul Serfling vermutlich aus seiner Zeit als Bierverleger um 1925 bis 1927.   Bierflasche von Paul Serfling vermutlich aus seiner Zeit als Bierverleger um 1925 bis 1927.

Erwin Serfling (* 1915 † 1995) Beruf Fleischer

  • Pachtete mit seiner Frau Ilse, geborene Hädrich, die Gaststätte von seinem Vater.
  • Gastwirt von 1949 bis 1951.

wieder Paul Serfling (* 1885 † 1964) Beruf Bäckermeister

  • Gastwirt von 1951 bis 1959.
  • Nahm seine Tochter Else Serfling, verheiratete Deutschmann, in seine Dienste.

Else Deutschmann

  • Hatte die Gaststätte von ihrer Mutter, der Witwe von Paul Serfling, gepachtet und nach deren Tod im Jahr 1978 im Auftrag der Erbengemeinschaft weitergeführt.
  • Gastwirtin von 1960 bis 1983.
  • In ihrer Zeit wurden viele Feste gefeiert. In früheren Jahren wurde in den Gastwirtschaften auch noch viel gesungen.
    Man dichtete ihr zu Ehren auch ein Lied - klick hier.

Ursula und Günter Peupelmann

  • Gastwirtschaft ab 1984 in Untermiete von Else Deutschmann übernommen.
  • 1992 von Serflings Erben gekauft.
  • Herbst 1992 bis Frühjahr 1993 Grundsanierung und Modernisierung des vernachlässigten Gebäudes.
  • Obwohl schon früher Fremdenzimmer vermietet wurden, erfolgt mit der Rekonstruktion die Erweiterung zur Pension und Gaststätte „Zur Linde“.
  • Im Jahr 2000 wurde das gegenüber liegende Grundstück (vormals Manfred Chemnitz) zugekauft. Es erfolgte eine totale Entkernung und der Umbau zum Bettenhaus einschließlich Nebengelass.

Ansicht von 1907
Ansicht von 1907 - Die damalige Ernststraße ist noch nicht gepflastert. Hermsdorf gehörte noch zu Sachsen-Altenburg.
Die Linde, der Namensgeber, an der Hausecke ist noch klein.

Foto von 1928 / 29
Foto von 1928 / 29 - die Straße wird erstmals gepflastert, Schild Paul Serfling
Im Haus befand  sich noch ein eigener Backofen (Schornstein). Auf dem Dach Mast für Telefonleitungen.

Foto von 1928 / 29
Foto zwischen 1906 und 1920
Als Inhaber ist auf dieser Aufnahme
Robert Hesselbart genannt. Er erscheint 1925, 1928 und 1939 in den Adressbüchern (Schillerstraße 12).
Hermsdorf gehörte zwischen 1890 bis 1920 zu Sachsen-Altenburg (S.A.) Telefone wurden 1912 in Hermsdorf eingeführt.
Erste Stromanschlüsse in der damaligen Ernststraße sind aus dem Jahr 1906 bekannt (auf dem Dach befindet sich eine Halterung für Strom oder Telefon).

Start einer Busfahrt vor der Linde um 1930.
Start einer Busfahrt vor der Linde um 1930. Inschrift im Heckfenster:
„Eine Fahrt ins Blaue!“ und darunter „Jodler sind nicht erwünscht!

26.02.1933 Turnerfasching

Aufnahme zwischen 1929 und 1935 des Gasthauses.
Aufnahme zwischen 1929 und 1935 des Gasthauses.
(Bildverschiebungen vom Foto - ist nicht der Bildschirm)


Bäckermeister und Gastwirt Paul Serfling geboren 1885 gestorben 1964
Lindenwirt 1926 bis 1959
Else Deutschmann geb. Serfling geboren 1914 gestorben 2002
Lindenwirtin 1960 - 1983

Familie
Von Links:
- Paul Serfling (geboren 1895 - gestorben 1964)
- Sohn Werner Serfling (geboren 1912 - gestorben 1997)
- Ehefrau Liddi Serfling (geboren 1885 - gestorben 1978)
- davor Enkelin Anette Deutschmann (geboren 1940)
- Tochter Else Serfling verh. Deutschmann (geboren 1914 - gestorben 2002)
- Schwiegersohn Willi Deutschmann (geboren 1911 - V 1942)
- davor Enkel Dietmar Deutschmann (geboren 1937)

Aufnahme um 1945
Aufnahme um 1945

1956 Schulze Michels Emil reitet in die Linde      Aufnahme um 1950
1956 Schulze Michels Emil reitet in die Linde                              Aufnahme um 1950

1960                1975 - die Linde wurde fefällt.
1960                                                                                               1975 - die Linde wurde gefällt.

1993 - die Umbau- / Sanierungsarbeiten beginnen.
1993 - die Umbau- / Sanierungsarbeiten beginnen.

1993 - Umbau- / Sanierungsarbeiten

1993 - Umbau- / Sanierungsarbeiten

1993 - Umbau- / Sanierungsarbeiten
1993 - Umbau- / Sanierungsarbeiten

1993 - Umbau- / Sanierungsarbeiten
1993 - Umbau- / Sanierungsarbeiten - erste Erfolge sind sichtbar

Das Gasthaus "Zur Linde" schön wie noch nie.   

Das Gasthaus "Zur Linde" schön wie noch nie.
Das Gasthaus "Zur Linde" schön wie noch nie.

  

Blick in die Gaststube

Das Bettenhaus 1928
Das heutige Bettenhaus 1928

Das Bettenhaus
Das Bettenhaus heute

Das Bettenhaus

Die Wirtsleute Familie Peupelmann freut sich auf Ihren Besuch.
Die Wirtsleute Familie Peupelmann.