Alter Markt 5 - Fleischerei Seide Hermsdorf

 

Im Jahr 1909 kaufte Fleischermeister Otto Seide das Grundstück (heute) Alter Markt 5. Otto und seine Frau Martha Seide, geborene Präßler aus Oberndorf, bekamen zwei Söhne Karl und Werner und eine Tochter Else. Beide Söhne wurden später auch Fleischermeister.
Im Jahr 1928 brannte das Nebengebäude des Grundstückes ab. Dort baute Otto Seide sein neues Produktionsgebäude. Otto Seide hatte einen Lehrling und einen Gesellen in der Fleischerei.

Um 1930 hatte Hermsdorf 3.500 Einwohner, zu dieser Zeit gab es mehrere Fleischereien:

  • Diener, Gustav - Ernststraße
  • Höntsch, Hugo - Schillerstr. 36
  • Lorenz, Franz - Bahnhofstraße (mit Frühstücksstube)
  • Peuckert, Hermann - Eisenberger Straße 15
    Hermann Peuckert übergab 1924 das Geschäft an den Sohn Albin.
    Diese musste es 1926 für vier Jahre verpachten,
    jeweils zwei Jahre. Ein Pächter hieß Richard Gräfe.
  • Posse, Wilhelm - Naumburger Str. 17
  • Prüfer, Hermann - Bergstr. 31
  • Remme, Fritz - Ernststraße (heute Alte Regensburger Straße)
    mit Gaststätte „Altenburger Hof“
  • Remme, Walter - Reichenbacher Str. (Gaststätte „Schöne Aussicht“) mit Fleischerei.
  • Seide, Otto - Marktplatz 5 (heute Alter Markt)
  • Schlegel, Friedrich Traugott - Ernststr. 5 (heute Alte Regensburger Straße 5).
    Die Fleischerei Schlegel wurde später in die Bahnhofstraße 34 (heute Eisenberger Straße)
    verlegt. Im Laden in der Ernststraße waren dann noch weitere Fleischer. Die Reihenfolge war:
    - Schlegel, Wilhelm
    - Rau, Fritz
    - Kade, ??  und zuletzt
    - Röder, Friedrich, dann erfolgte der Umbau zur Wohnung.

Im Jahr 1928 / 1929 baute Otto Seide einen Eisbunker am Haus an, dieser war ein 2,5 m breite, 4 m lang und 6 m hoher Anbau am Haus, mit einem Kork-Teer-Gemisch isoliert und betoniert. Im Winter wurde von Remm’s  Teichen Eis gebrochen und dort eingelagert. So stand bis in den Sommer des folgenden Jahres Eis zur Kühlung zur Verfügung. Der Anbau ist als solcher heute noch zu erkennen.

Der 1929 eröffnete Arbeitersportplatz am Sportplatzweg (heute Werner-Seelenbinder-Straße) wurde 1933 von den Nationalsozialisten beschlagnahmt und das Reichsarbeitsdienstlager Abt. 2 / 230 Hermsdorf “Wiprecht von Groitzsch“, Gau 25 Thüringen, Gruppe 230 Gera, errichtet. Otto Seide bekam den Versorgungsauftrag für das Lager. Ab 1944 wurde die Besatzung dort verstärkt. Es wurden deshalb vier Fleischergesellen vom Lager in die Fleischerei abgestellt, die bis zum Kriegsende blieben.

Nach dem 2. Weltkrieg ging lief die Fleischerei Seide nicht mehr so gut. Fleischermeister Otto Seide war inzwischen in die Jahre gekommen und konnte den Betrieb nicht mehr führen. Der ältere Sohn Karl (*08.11.1904 in Hermsdorf) war zur Wehrmacht einberufen und ist seit dem 01.01.1945 bei Posen / Obornik vermisst. Der Enkel Udo war noch zu jung, um das Geschäft zu übernehmen.

1953 schloss die Frau von Karl - Gertrud Seide, einen Vertrag mit der Konsumgenossenschaft Stadtroda ab. Sie wurde Kommissionshändlerin für Fleischwaren und führte im Haus Alter Markt 5 noch bis 1978 als Verkaufsstellenleiterin die Fleischverkaufsstelle.

Udo Seide († 23.06.2018) erlernte den Fleischerberuf in Jena. Im Jahr 1971 schloss er erfolgreich die Meisterprüfung ab. Von 1964 bis 1977 war er Leiter des Auslieferungslagers für Fleisch- und Wurstwaren in der Goethestraße. Ab 1978 bis zu Rente war er Abteilungsleiter Fleischwaren in der Kaufhalle der Waldsiedlung Hermsdorf.

Nach Schließung der Konsum Fleischwaren, Alter Markt 5, wurde der Verkaufsladen zum Wohnraum umgebaut. Heute erinnern sich nur noch ältere Hermsdorfer an diese ehemalige Fleischerei.

 
Am 06.10.1909 wird nach dem Kauf das Grundstück vom ehemaligen Eigentümer. Friedrich August Sachse im Grundbuch an Otto Paul Seide übertragen.
Am 06.10.1909 wird nach dem Kauf das Grundstück vom ehemaligen Eigentümer.
Friedrich August Sachse im Grundbuch an Otto Paul Seide übertragen.
 
Im Jahr 1926 wurde der Raudenbach im Bereich des Alten Marktes kanalisiert. Rechts das Haus vom Fleischermeister Seide.
Im Jahr 1926 wurde der Raudenbach im Bereich des Alten Marktes kanalisiert. Im Hintergrund das Haus vom Fleischermeister Seide.
 
Im Jahr 1926 wurde der Raudenbach im Bereich des Alten Marktes kanalisiert. Rechts das Haus vom Fleischermeister Seide.
Im Jahr 1926 wurde der Raudenbach im Bereich des Alten Marktes kanalisiert. Rechts das Haus vom Fleischermeister Seide.
 
Gewerbeanmeldung zum Handel mit Vieh und Fleisch für Fleischermeister Otto Seide.
Gewerbeanmeldung zum Handel mit Vieh und Fleisch für Fleischermeister Otto Seide.
 
Lehrbefugnis
Lehrbefugnis
 
Meisterbrieg Karl Seide
Meisterbrief Karl Seide
 
Leider gibt es kein Foto vom Haus mit der Fleischerei mehr. Dafür blieb aber dieses "Schaufensterschwein" erhalten.
Leider gibt es kein Foto vom Haus mit der Fleischerei mehr. Dafür blieb aber dieses "Schaufensterschwein" erhalten.
 
1932-07-15 1
Am 15.07.1932 wurde der alte Markt von einem Hochwasser überschwemmt.  Hier die Rückfront der Fleischerei Seide.
Die 1926 errichtete Kanalisation des Baches über den alten Markt konnten die Wassermassen nicht durchlassen.
Das Wasser stand hier noch höher als der Mann im Bild groß ist.
Weitere Fotos vom Hochwasser 1932 hier.
 
1932-07-15 2
Vergleichsfoto 2011 zum Hochwasserbild von 1932
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