Ausgestorbene Berufe in Hermsdorf - Korbmacher

Mit freundlicher Unterstützung von Brigitte Schlöbe † und Bärbel Börmel geb. Schlöbe.

In früheren Zeiten gab es in Hermsdorf zwei Korbmacher

  • Escher, Alfred in der Naumburger Straße 31, dessen Vater war noch Porzellandreher. Alfred Escher ist als Korbmacher in den Adressbüchern von 1928, 1939 und 1948 verzeichnet
  • Schlöbe, Alfred in der Eisenberger Straße 32 (Adressbuch 1928), dann sein Sohn Schlöbe, Walter Ernststr. 2 (Adressbuch 1939)
 

Als Korbmacher Escher verstarb, betrieb nur noch Walter Schlöbe dieses Handwerk. Walter Schlöbe hatte das Handwerk von seinem Vater Alfred gelernt und übernommen. Er gab es Ende der 40er Jahre aus gesundheitlichen Gründen dieses Gewerbe auf und arbeitete noch eine Weile als Porzellandreher. Obwohl in den umliegenden Ortschaften auch Korbmacher existierten und heute noch existieren, war der Beruf damit in Hermsdorf ausgestorben.
Die heutigen Korbmacher können kaum noch gegen die Billigexporte aus Asien oder Polen bestehen.

Im ersten Weltkrieg produzierte Alfred Schlöbe im Saal der Zentralhalle in Massen Munitionskörbe für die Front. Insbesondere die Frauen der Männer, die im Feld waren, kamen zu dieser Arbeit, um sich so etwas Geld zu verdienen.

Korbmacher  fertigen vor allem aus Weidenholz, die unterschiedlichsten Artikel. So werden die von ihnen gefertigten Produkte beispielsweise in der Fischwirtschaft, Land- und Forstwirtschaft, im Haushalt, als Flechttaschen oder als Kinder- und Stubenwagenkörbe genutzt.

Die Familie Walter Schlöbe war in Hermsdorf eine angesehene und bis nach dem 1. Weltkrieg vermögende Familie. Als Korbmacher bildete Walter Schlöbe Lehrlinge aus, die dieses Handwerk auch noch nach seinem Tod betrieben.

Als Rohstoffe für die Korbherstellung dienten Weiden, die damals von Walter Schlöbe am Bahndamm hinter dem Tunnel in Richtung Bad Klosterlausnitz (jetzt Gartenanlage) bzw. auf einer Wiese hinter den Forellenteichen, die bis an die Schillerstraße reichte, anbaute.

Die geschnittenen Weidenruten wurden eingeweicht, damit diese für die Bearbeitung geschmeidig wurden. Direkt aus diesen Weidenruten wurden dann „dunkle“ Korbwaren, wie Purzel- oder Kartoffelkörbe hergestellt. Für weiße Korbware mussten die Weitenruten geschält werden, damals erfolgte dies mit einem Schälmesser per Hand. Für diese Arbeit musste oft die gesamte Familie eingespannt werden. Die so geschälten Ruten kamen in einen Schwefelkasten und auch die fertigen Körbe wurden nochmals geschwefelt und erhielten so ihre helle Farbe.


Die Tochter des Walter Schlöbe zur Schuleinführung
vor geschnittenen Weidenruten, dem Rohmaterial des Korbmachers.

     

Walter Schlöbe bei seiner Arbeit - hier entsteht ein typischer Purzelkorb, der besonders
bei der Ernte von Feldfrüchten und den kleinen Bauernwirtschaften Verwendung fand.


Einlegen der geschälten Weidenruten in ein Schwefelbad.
Dies ist bereits eine Aufnahme aus späterer Zeit. Bei Walter Schlöbe
befand sich das Schwefelbad in einer Kiste auf dem Hof und
musste bei Wind und Wetter bestückt werden.


Feine Flechtarbeiten


Veranschaulichung der Flechtarbeit.



Verschiedene Produkte des Korbmachers. Die Reisigbesen wurden aus den Resten der Weidenstäbe gefertigt,
die nicht für die Korbherstellung geeignet waren. Bestand ein höherer Bedarf an Besen wurde auch z.B. Birkenreisig verwendet.