Am
01.09.1919 gründeten die Brüder Otto & Willy
Riedel auf dem väterlichen Grundstück, in der Friedrichstraße
(heute Mittelstraße)
von Klosterlausnitz den Leiternbetrieb „Gebrüder
Riedel“. Die Anfangsjahre waren nicht leicht, es mussten erst einmal
Kunden gewonnen
werden. In dieser Zeit gab es besonders viel Konkurrenz,
da die Leitermacher im Altenburger Holzland (ab 1920 Thüringer Holzland)
sehr zahlreich vertreten waren. Es galt sich durchzusetzen. |
Anfang
der 1920-er Jahre kam die harte Zeit der Inflation. Bevor die Waren
verkauft waren, hatte das Geld schon wieder enorm an
Kaufkraft verloren.
Vom Verkaufserlös konnte man kaum das benötigte
neue Material kaufen. Erst nachdem die Goldmark kam, ging
es langsam
wieder aufwärts. Auch in den so genannten goldenen 1920-ger Jahren
galt es sich gegen die immer größer werdende
Konkurrenz durchzusetzen.
Damals wie heute gilt: Qualität ist die beste Kundenwerbung.
Die Wiege
der Leitermacher steht im Thüringer Holzland. Bereits
aus dem 17. Jahrhundert gibt es Darstellungen von Leitermachern
auf Kirchenbildern.
Von hier gingen die Leitern nach ganz Deutschland, ob an die Nord- oder
Ostseeküste, ins Rheinland oder
nach Süddeutschland. Die Thüringer
Holzleitern und die anderen Holzprodukte waren begehrte Artikel.
Wilhelm
Bauer [Lehrer & Heimatforscher] schrieb über
die Leitermachern: „Ein
alter Hermsdorfer Leitermacher erzählte mir,
dass man früher
die Leitern sehr einfach zusammengebaut hat. Man nahm zwei gleichlange
Leiterbäume, haute mit einem
scharfen Beil in gleicher Entfernung
Kerben ein und nagelten in diese die Sprossen. Die ersten schön
geformten Leitern hat
in Hermsdorf Karl Friedrich Martin angefertigt.
Diese Martins stammen aus Kraftsdorf. Karl Friedrich heiratete 1854
und von
diesem Zeitpunkt ab fing er mit dem Leitermachen an. Zuerst
arbeitete er in Beyerleins Garten (Salomons) drüben auf dem
Berge,
von 1861 ab im Hofe von August Krieg in der Vorstadt. 1879 erbaute
er sich das neue Haus, in dem dann auch
Max Martin, ein Nachfahre von
Karl Friedrich Martin, Leitern baute. Viele Hermsdorfer haben am Ende
des 19. Jahrhunderts
bei Karl Friedrich dieses Handwerk erlernt. Er
kann und muss wohl als der Vater der Leitermacher in Hermsdorf bezeichnet
werden. Nebenbei stellte er aber auch Schafraufen, Kuchenschraken,
Sägeböcke, Wäschestützen und Wäschepfähle
her.
Er konnte nicht genug schaffen! Die Händler brachten mit
dem Schubkarren, dem Hunde- oder Pferdewagen , diese viel
begehrten
Waren in die Städte und Dörfer, sogar bis Hannover und Hamburg
sind sie mit diesen Waren gekommen.“
Im 2.Weltkrieg
mussten die Produktion teilweise für Kriegslieferungen
umgestellt werden. Willy Riedel wurde mit 45 Jahren
erneut in die Wehrmacht
eingezogen, obwohl er im 1. Weltkrieg einen schweren Herzfehler erlitten
hatte.
Im April 1938 nahm Rudolf Riedel eine 3-jährige Lehre als Leitermacher
im väterlichen Betrieb auf und legte 1941 die Gesellenprüfung
ab.
Im Jahr 1942 wurde auch er zur Wehrmacht eingezogen und kehrte 1945
schwer geschädigt aus der russischen Kriegsgefangenschaft zurück.
Nach seiner
Genesung nahm Rudolf Riedel trotzdem die körperlich
schwere und harte Arbeit wieder auf. Im Jahr 1947 legte er die
Meisterprüfung
als Treppenleitermacher-Meister ab. Zu dieser Zeit war dies noch möglich.
Drei Jahre später wurden die Leitermacher
aus der Systematik gestrichen
und es war kein Ausbildungsberuf mehr. Daran hat sich bis heute nichts
geändert.
Im Jahre 1946
wurde die ELG (Einkaufs- und Liefergenossenschaft) der Thüringer Leitermacher
gegründet. In dieser war
Willy Riedel als 1.Vorstand tätig.
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Um
seinen Sohn Rudolf eine eigene Existenz zu schaffen, hat Willy Riedel
1950 seinen Betrieb nach Hermsdorf verlegt.
1968 verstarb Willy Riedel
und Rudolf Riedel übernahm den Betrieb. Dabei wurde er von seiner
Ehefrau Hannelore Riedel tatkräftig unterstützt.Es gab zu
DDR-Zeiten nie Absatzschwierigkeiten mit der produzierten Ware. Umso
größer waren die Probleme bei der
Materialbeschaffung
und mit den Behörden. Privatbetriebe
waren im Sozialismus nicht erwünscht
und wurden in den 1970-er Jahren nach Möglichkeit halbstaatlich
und
später verstaatlicht. Die Zukunftsaussichten der Firma waren
sehr ungewiss. Aus diesem Grund begann der Enkel des
Firmengründers,
Hartwig Riedel, eine Lehre in den Keramischen Werken Hermsdorf. Auf Grund
guter Leistungen und des
sehr guten Abschlusses wurde er sofort an die
Fachschule für Keramik in Hermsdorf delegiert und schloss das
Studium
erfolgreich als Keramikingenieur ab.
Immer das Ziel vor Augen, wie Vater und Großvater den Beruf eines
Leitermachers auszuüben, trat Hartwig Riedel 1986 in den
Betrieb
ein und erwarb 2 Jahre später den Facharbeiterabschluss für Holztechnik.
Am 01.01.1988 übernahm Hartwig Riedel, unterstützt von seiner Frau
Monika, den Betrieb. Nach der Wende 1989 / 1990 löste
sich die ELG Thüringer
Leitermacher auf.
Seither hat sich die Firma von einem 2-Mann-Betrieb zu einem Betrieb mit
heute 18 Mitarbeitern entwickelt. Im Jahr 1998 wurde
durch Hartwig Riedel
die Einzelfirma in eine GmbH umgewandelt, in welcher er der Geschäftsführer
ist. |
Was
Erz und Eisen für den Thüringer Wald, das
waren und sind Bäume für das Holzland. Pfosten oder Stangen,
Schindeln oder
Kisten, Rechen- oder Leitern - das waren Erzeugnisse dieser
Region. Einige haben bis heute überlebt. Wie auch die heutige
Riedel
Holzwaren GmbH. Seit drei Generationen bedeutet Holz die Lebensgrundlage
der Familie. Über Jahrzehnte haben sie
das Gefühl für
den Rohstoff entwickelt, sie „fühlen“ und „sehen“,
was eine gute Holzleiter braucht: Sie muss fest und elastisch
zugleich
sein.
Nach wie
vor zählt heute für
die Firma:
„Qualität
ist die beste Werbung“
Und so werden
in guter Qualität
folgende Holzprodukte angeboten:
- Malerleitern
verschiedener Ausführungen
- Anlegeleitern
- Holz-Klappböcke
- Gerüstbohlen
- Holmverlängerungen
- Dachleitern
- Rechen
- Sägeböcke
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