Wer heute durch die Eisenberger Straße vom Rathaus Richtung Bahnhof geht, oder durch die anderen Straßen der ehemaligen Bahnhofsvorstadt wandert, ahnt wohl kaum, dass erst 1839 eines der ersten Häuser in dieser Straße bezogen wurde. Zu dieser Zeit gab es noch keine Straßennamen. Das alte Hermsdorf erstreckt sich in der Hauptsache über die Bergstraße und Ernststraße.
Die ältesten Häuser der Stadt findet man in der Alten Regensburger Straße, die als erste Straße von Hermsdorf den Namen „Ernststraße“ bekam. Es sind die Gaststätten „Zum Schwarzen Bär“ und „Zur Linde“. Älter als die Gaststätte "Zur Linde" ist aber noch die ehemalige Schmiede, heute das Haus Eisenberger Straße 25.
Die alten Grundstücke reichten mit ihren Gelängen bis weit in die unbebaute Landschaft. So waren in der Bahnhofsstraße fast bis zum Rathause, Felder, Wiesen und Waldstücke, die zumeist den ältesten Geschlechtern der Wittig, Claus, Plötner usw. gehörten.
Wegen des gesegneten Kinderreichtums langte oft der Platz im alten Hermsdorf nicht mehr aus. Die Söhne erhielten vom Vater Grundstücke, um sich selbst Häuser zu erbauen, oder mussten in die Welt hinausziehen. So wurden die einst großen Grundstücke durch die Aufteilung immer kleiner. Die Einwohnerzahl nahm von Jahr zu Jahr zu, und der Ort entwickelte sich.
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Eines der Stammhäuser "Rum's Haus" Schröter (Wittig) - Waldgasse 7, Ecke Kochwinkelgasse um 1912
01 = Marie Emma Schröter "Rum's Mutter" * 08.03.1866 † 07.03.1942
heiratete am 11.10.1891 den Handelsmann Ernst Louis Schröter * 30.04.1857 † 22.04.1936
02 = Martha Toni Schröter * 21.09.1895 † ??
03 = Ida Martha Schröter * 12.02.1889 † 1957
04 = Elsa Klara Schröter * 02.11.1886 † 01.03.1947
04 = Martha Marie Frieda Schröter * 23.07.1892 † ?? |
Im Jahr 1838 entschloss sich auch der Zimmermann August Wittig, dessen Stammhaus in der Waldgasse (bild oben) auf dem Berg stand (es brannte 1890 vollkommen nieder) zu einem Neubau auf dem väterlichen Grundstück in der heutigen Eisenberger Straße, das Anfang 1839 bezogen werden konnte. Es gehört zu den ersten in der damaligen Bahnhofsvorstadt . Wie üblich wurde es von Generation zu Generation vererbt.
Der 29. Jährige Zimmermann ging nach dem Hausbau seiner Profession nach und kam so überall herum. Auf seinem Grundstück richtete sich ein Freund aus dem Geschlecht der Remme (genannt Schleifens) eine Werkstatt ein und stellte dort Schubkarren her. Es war eine gute Handarbeit, die mit primitiven Handwerkszeugen verrichtet wurde. Aber auch sonst lebten die Handwerker mit bescheidenen Ansprüchen. Als Feuerstelle wurde in der Werkstatt ein größerer Stein als Herd hergerichtet, auf denen die Speisen und Getränke warm gemacht und im Winter die erstarrten Hände gewärmt wurden. Der große Stein fand später beim Bau des Karl Wittig’schen Hauses Verwendung und ist bis heute noch im Waschhaus zu sehen. Der Erbauer des alten Hauses heiratete 1843 eine geborene Sieler aus Reichenbach. Seine Frau schenkte ihm 6 Jungen und 1 Mädel. Da der Vater starb, als der kleinste der Kinderschar 5 Jahre alt war, hieß es wie damals üblich, feste mit für den Haushalt sorgen.
Neben landwirtschaftlichen Arbeiten mussten die Kinder auf den Handel mit allerlei Waren. So wurden auch Semmeln und Brezeln verkauft. Recht geschickt gingen die Jungen da zu Werke. Wenn die Leute nichts kaufen wollten, musste die Armut herhalten und die große Kinderzahl . Es wurde gesagt, sie seien sehr arm und hätten 6 Brüder, von denen jeder eine Schwester habe. Dies half und das Geschäft war gemacht. Später sind die Jungen Fuhrleute, Handwerker und Handelsleute geworden. Sie zogen in alle Welt, und nur einer blieb der heimischen Scholle treu. Vom letzteren wird ein nette Geschichte erzählt, dass ein besonderes Bild auf die damaligen geruhsamen Straßenverhältnisse im Gegensatz zu heute wirft. Als der gute Wittig seinen Gurkenhandel abgeschlossen hatte und wieder heimfahren wollte, übermannte ihn die Müdigkeit. Er setzte sich in die Schoßkelle und schlief während des Fahrens ein. Ruhig zog der gute Braune seinen Weg auf der unbelebten Straße. Es wurde Nacht und durch viele Ortschaften ging der Weg, bis endlich Hermsdorf erreicht worden war.
Ohne Leitung fand das treue Tier den Torweg des heimischen Hauses und blieb angeschürt auf dem Hofe stehen, bis am anderen Morgen die erwachten Angehörigen Pferd und auf dem Wagen ruhig schlafend den Geschirrführer fanden und dieser erst geweckt werden musste. Ohne sich stören zu lassen, hatte der Mann, viele Kilometer geschlafen, und sein getreuer Kamerad, das Pferd hatte instinktiv gemäß nach Hause gefunden. Ob dieser Wittig einen über den Durst getrunken hatte, ist nicht überliefert. Die Wittig sind aber immer auch recht musikalisch gewesen und haben vor allem bei den Kirchenmusikern mitgewirkt. Auch haben sie wiederholt der Kirche Stiftungen gemacht, wie ein Name am Kirchengemälde ausweist.
Immer mehr hat sich Hermsdorf entwickelt, ein Haus nach dem anderen wurde gebaut. 1896 / 1897 wurde in der Straße das Rathaus errichtet. Heute ist diese Straße ein geschlossenes Ganzes. Nichts erinnert mehr daran, dass vor wenig Jahrzehnten zwischen einzelnen Häusern noch immer Felder und Wiesen waren.
Das Datum der genauen Firmengründung lässt sich gegenwärtig
nicht konkret nachvollziehen, da keine entsprechenden Unterlagen bekannt
sind. Gesichert ist eine ca. 200jährige
Geschäftstätigkeit. Seit dieser Zeit wird auch in Naumburg verkauft:
Bekannt sind folgende Firmeninhaber:
Gottfried Erdmann Schröter * 17.12.1817 † 1899,
wohnte in der Bahnhofstraße stellte bereits Holzwaren her
und handelte damit in Naumburg.
Das Geschäft wurde dann von seinen beiden Söhnen:
Carl Gottfried Schröter „Erdmanns
Fritz“ * 10.03.1855 † 19.10.1931 und
Ernst Louis Schröter „Rums
Louis“ * 30.04.1857
† 22.04.1936
Gottfried Schröter weitergeführt.
Wandergewerbeschein von Gottfried Schröter ausgestellt 1930 - da war er 75 und noch aktiv
Dann den Söhnen:
Hugo Ernst Schröter „Rums Hugo“ * 28.11.1897
† 15.08.1942 gefallen bei Propoisk - Slawgorod / Mogilew - Belarus, sowie
Hugo Max Schröter * 19.11.1896 † 01.06.1956,
wohnhaft gewesen Hermsdorf, Bahnhofstraße
Rechnung von Hugo Schröter - rechts Günter Schröter
Ab 1956 von:
Günter Schröter * 03.04.1930 † 16.09.1987 und seit dessen Tod durch die Witwe
Sonja Schröter geb. Wittig * 04.10.1931
weitergeführt.
Heute im Geschäft Tochter und Schwiegersohn Marina Loth geborene Schröter und Ehemann Klaus Loth.
Alle Generationen stellten / stellen Holzwaren her und handelten / handeln
mit diesen. Dabei ist es eine Tradition, dass der Verkauf seit nunmehr
schon 200 Jahren in Naumburg erfolgt.
- Am 09.12.1946
gründete sich im damaligen Kreis Stadtroda
die Einkaufs- und Liefergenossenschaft der Thüringer Leitermacher.
Gründungsmitglied war der Hermsdorfer Leitermacher Hugo Schröter.
Zum 20-jährigen Jubiläum 1969 war dann sein Sohn Günter
Schröter Mitglied.
- In einem
Artikel aus Naumburg wird vom „Naumburger
Kirschfest“ (03. bis 08.07.1957) berichtet. Hugo Schröter
wird dort mit genannt.
- Werner Engel aus Hermsdorf war von 1964 bis zum 31.12.1992
in der Firma angestellt.
- Im September
1978 erhält die Firma ein Dankschreiben
der Gemeinde Bad Klosterlausnitz für die Teilnahme am gelungenen
Herbstmarkt.
- Mit den
Holzland typischen Produkten ist Firma Schröter auf Märkten und
Volksfesten präsent, dies auch nach wie vor in Naumburg, oder jährlich
zum Beispiel zum Straßenfest "Alte Regensburger Straße".
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