Aosputz

Ausputz

  Begriff der Fleischer vor ca. 100 Jahren in Hermsdorf
   

In dor Zäät varn arschten Kriege, wu in Äsenbarg noch die Worschtfoweriken worn, hulten viele Läte Aosputz. Dos worn Sehnn, Baochfall und Flecksen. Do wor marscht noch Fleesch dron und Tolg un Fett, un dos wor dozemol billig, un jedes Assen wor jut jemocht. Do schtunn dor äserne Tupp de janze Wuche in dor owerschten Riehre, un zu Mittche worde do enne richtche Handvull raosjesockt un Nudeln oder Rääs oder aa Ardäppelschtickchen deron jekocht. Dar Tupp worde in janzen Winter nich leer. War nu eene Tosse Fleeschbriehe oder e Friehstick braochte, langte eefoch näe. Su aa jenn Oomd. In dor Schtuwe worde jeskoot, un jedes Mol wenn Emil aosetze mußte, mochte in de Kiche un angelte sich een Zudel raos, Hols aof, und ließ dos Ding nungerhuschle wie e Fischel.
In annern Tog friehe schpricht säne Alma: „Ich mecht nor wisse, ich hob nachten is Aofwoschwosser naosgeschtellt in de Riehre un häte fahlt de Hälfte, un dor Aofwoschloppen is aa wag.“

In der Zeit vor dem ersten Kriege (gemeint ist der 1. Weltkrieg), wo in Eisenberg noch die Wurstfabriken waren, holten viele Leute Ausputz. Das waren Sehnen, Bauchfell und Flecksen. Da war meist noch Fleisch dran und Talg und Fett, und das war dazumal billig, und jedes Essen war gut gemacht. Da stand der eiserne Topf die ganze Woche in der obersten Röhre (eines eisernen Ofens) und zu Mittag wurde da eine richtige Handvoll herausgesackt und Nudeln oder Reis oder auch Erdäppfelstückchen (Kartoffelstückchen) daran gekocht. Der Topf wurde im ganzen Winter nicht leer. Wer nun eine Tasse Fleischbrühe oder ein Frühstück brauchte, langte einfach hinein. So auch an jenem Abend. In der Stube wurde geskatet und jedes Mal, wenn Emil aussetzen musste, machte er in die Küche und angelte sich einen Zudel (ein kleines Stück, ev. mit etwas Fleisch) heraus, Hals auf, uns ließ das Ding runterhuscheln wie ein Fischchen.
Am anderen Tag früh spricht seine Alma: “Ich möchte nur wissen, ich habe nächtens das Aufwaschwasser hinausgestellt in die Röhre und heute fehlt die Hälfte, und der Aufwaschlappen ist auch weg.“