16.12.1890
Hermann Koch (oben) wurde zum Generaldirektor ernannt. Er fühlte sich im Amt des Generaldirektors jedoch nicht wohl und schied bereits am 21.12.1891 aus dem Vorstand aus. Als erster und einziger Direktor bewohnte er die Villa, die nach ihm benannt wurde. Sein Nachfolger Arke entschied sich für den ruhigeren Wohnsitz in Klosterlausnitz. Die Villa Koch wurde zum Wohn- und Verwaltungshaus umgebaut.
Mustervorlagen für Haushaltgeschirr aus der Produktion des Hermsdorfer Porzellanwerkes
Tasse aus der Produktion des Porzellanwerkes Hermsdorf
1890 bis 1936
Fachkräfte wurden im ehemals größten Betrieb von Hermsdorf bereits mit dessen Errichtung benötigt. Man
griff zunächst auf vorhandene aus Hermsdorf und den umliegenden Orten zurück. Weitere führte man aus
Betriebsschließungen / Umstrukturierungen zu. Zum Beispiel kamen in den 1920er Jahren zahlreiche Arbeiter
aus der „Margarethenhütte“ Großdubrau nach Hermsdorf. Auch wurden notwendige Facharbeiter für die
Produktion und Verwaltung herangebildet. Dies erfolgte aber in der örtlichen Gewerblichen Berufsschule, die Praxis auch zum Teil im
Betrieb (Chronik der BBS).
1891
Die ersten Porzellanmaler des Porzellanwerkes wurden in einem Foto für die Nachwelt erhalten.
1892
Im Porzellanwerk begann die Umstellung der Produktion auf technische Keramik. Es entstanden die Anfänge einer Industrieforschung. Durch die Zuwanderung dringend benötigter Arbeitskräfte wuchs die Einwohnerzahl von 1750 auf 3150 im Jahre 1910. Die Geschirr-Produktion wurde noch bis 1910 weitergeführt. Beginn der Produktion von Isolatoren, z. B. dem Öl-Isolator.
05.09.1892
Oskar Arke und Carl Boßler wurden zu Prokuristen der Porzellanfabrik Kahla, Filiale Hermsdorf ernannt. Sie durften Verfügungen nur gemeinschaftlich mit einem Direktor oder Prokuristen treffen. In direkter Nachfolge für Hermann Koch wurde 1892 durch Geheimrat Gustav Strupp vom Bankhaus B. M. Strupp in Meiningen Oscar Arke an die Spitze des Hermsdorfer Unternehmens berufen.
1893
Erste Hochspannungsisolatoren mit zylindrischem Mantel wurden produziert.
Das Herzogliche Tafelservice mit Motiven der Porzellanfabrik Hermsdorf
Seit Januar 2007 ist im Rittersaal der Leuchtenburg wieder das einzigartige Herzogliche Tafelservice ausgestellt.
Das Tafelservice des Herzogs Ernst I. von Sachsen-Altenburg und seiner Ehefrau Herzogin Agnes von Anhalt-Dessau entstand in der Zeit von 1895 bis 1898 in der Porzellanfabrik Fraureuth. Jedes Stück ziert das Doppelwappen von Sachsen-Altenburg und Anhalt-Dessau.
Alle Teile des Tafelservice sind mit von Hand gemalten Veduten in hoher künstlerischer Qualität versehen. Die Motive zeigen die Gesamtansicht von Städten und Dörfern, Straßenansichten, Schlösser, Rittergüter, Wohnhäuser, Forsthäuser und Denkmäler aus der Region. Heute umfasst das Service nur noch 96 Teile. Davon 69 Stück mit Motiven aus dem Westkreis und 25 Teile mit Veduten aus dem Ostkreis (Man geht von ehemals 250 Serviceteilen aus.). Dazu gehören noch eine Fruchtschale mit dem großen Allianzwappen sowie eine Pfeffer-Salz-Menage ohne Vedute. Mehrere der dargestellten Rittergüter, Schlösser und Forsthäuser sind bereits abgerissen. Für die Denkmalpflege sind diese Abbildungen von besonderem kulturhistorischem Wert. 1999 tauschen das Stadtmuseum Jena und das Museum Leuchtenburg aufgrund der Kreisreform die Sammlung 1806 in Cosepda gegen das Herzogliche Service und die Ahnengalerie der Herzöge von Sachsen-Altenburg, die jetzt den Rittersaal schmücken.
Teile des Tafelservice von Herzog Ernst I.
Links die "Villa Koch" der Porzellanfabrik Hermsdorf, rechts Fabrikgebäude des Werkes.
26.08.1894
Die Porzellanfabrik Kahla, zu der die Porzellanfabrik Hermsdorf gehörte, feierte das 50jährige Betriebsjubiläum.
Das festlich geschmückte Werk der Porzellanfabrik Kahla.
Festumzug zum 50jährigen Jubiläum am 28.06.1894 der Porzellanfabrik Kahla.
Betriebsleitung und Gäste zum 50jährigen Jubiläum am 28.06.1894 der Porzellanfabrik Kahla.
In heller Hose und Reitstiefenl Direktor Johann Bünzli (*04.12.1854 † 18.01.1903 - lebte in der Villa Parnitzberg 1 in Kahla),
rechts Herr mit Vollbart damaliger Prokorist Pötzler
weiter rechts in 2. Reihe, rundes Gesicht Direktor Hoke
vor ihm in 1. Reihe Rentier Theodor Koch, Bruder des neben
ihm stehenden Kommerzienrat Hermann Koch,
rechts neben diesen mit grauem Vollbart Bürgermeister Meyer,
dann Louis Struffer x Kommerzienrat Dehnie
links von Direktor Johann Bünzli
stehen: Fam. Prok. Bolbrinker,
Kommerzienrat Heinrich Zwickau
dann aus dem Büro: Brock, Just, Curth& großer Herr mit Vollbart Brensch, Döhlau.
1897
Erfindung der bekannten Delta-Glocke Nr. 358 in Zusammenarbeit mit Prof. Robert M. Friese.
Die weitere Entwicklung der Delta-Glocke von 1898 bis 1920.
1900
Der Strupp - Konzern trat dem Preiskartell im „Verein Deutscher Porzellanfabriken“ bei.
1901
Das erste Hermsdorfer Prüffeld wurde ab 1901 auf einem Dach errichtet. Es wurde ab 1905 bis 1907 zu einem Versuchsfeld für Hochspannungs-Isolatoren am Standort des heutigen Stadthauses ausgebaut.
Das 1.
Freiluftversuchsfeld von 1901 - 1907 auf dem Dach.
Rechts vom Gebäude ist der Lagerplatz des Dampfsäge- und -hobelwerkes Acker und die Bahnhofsbrücke erkennbar.
Im Erdgeschoss des Fabrikgebäudes befand sich von 1936 bis 1945 die Betriebsberufsschule der HESCHO.
Nach der Wende war es eines der ersten, das der Abrissbirne zum Opfer fiel.
1903
Dr. Ing. William Weicker wurde zum Leiter des Versuchsfeldes berufen. Er war bis 1946 im Betrieb tätig.
1904
Herausgabe der ersten wissenschaftliche Monografie zum Werkstoff Elektroporzellan: „Das Porzellan als Isolier- und Konstruktionsmaterial in der Elektrotechnik“. Autor war Prof. Dr. Robert Friese.
23.11.1905
In der Aula der TH Charlottenburg wurde aus einer kleinen Porzellankanone ein denkwürdige Schuss abgefeuert wurde, dem unter namhaften Persönlichkeiten auch Kaiser Wilhelm II. beiwohnte. Damit wurden die Eigenschaften des Werkstoffes Porzellan mit der in Hermsdorf hergestellten Kanone anschaulich dargestellt. (Ausführlicher Beitrag)
12.04.1907
Die Porzellanfabrik Kahla, Filiale Hermsdorf ernannte weitere Vorstandsmitglieder, dies waren Direktor Dr. Heinrich Lange und Kaufmann Oskar Fischer. Gleichzeitig erlosch die Prokura des Dr. Heinrich Lange.
1908
Dr. Ing. eh. Friedrich Scheid begann im Prüffeld und wirkte dort bis 1912, wechselte dann nach Großdubrau zur Porzellanfabrik H. Schomburg & Söhne
A. G. „Margarethenhütte“ und kehrte 1922 nach Hermsdorf zurück. Bis 1949 war er Generaldirektor der HESCHO.
1908
Fertigung von Stützisolatoren 35 kV (3-Mantel-Isolatoren).
1910
Vollständige Produktionsumstellung auf elektrotechnische und chemische Porzellanprodukte und Entwicklung spezieller Chemieporzellane.
21.05.1910
Heinrich Schröder in Kahla erhielt Prokura der Porzellanfabrik Kahla, Filiale Hermsdorf. Er durfte nur mit einer weiteren zeichnungsberechtigten Person Entscheidungen treffen. |