Chronik: Porzellanfabrik - HESCHO - KWH - Tridelta

1890 bis 1910 1911 bis 1930 1931 bis 1945 April 1945 Mai bis 1965 1966 bis 1989 1990 bis heute
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Friedmar Kerbe, Dr. Stefan Serfling, und dem Verein für Technik- und Regionalgeschichte

13.04.1945
Der 2. Weltkrieg war für Hermsdorf beendet, die Amerikaner besetzen Hermsdorf. In der Folge werden aus der HESCHO Maschinen und Anlagen demontiert und in die USA verbracht. Eigens für diese Aktion ging am Roten Strumpf ein kleiner Flugplatz in Betrieb.

28.06.1945
Dr. Ing. H. Werner Gans, Dr. Hense, Fritz Prüfer aus Bad Klosterlausnitz und weitere Kader der HESCHO wurden von den Amerikanern dienstverpflichtet, ihr gesamtes Eigentum wurde verladen. Sie wurden durch die Amerikaner mitgenommen und die Männer später an die Engländer übergeben. Ab 27.07.1945 waren die Wissenschaftler bei der britischen Militärregierung, hier Aufenthalte in Nürnberg, Goslar, Langeleben, Munster-Lager, Lauf (vom Mai bis Juli 1946), ab 27.07.1945 bis 15.04.1947 in England, dort Tätigkeit bei der Brit.Potteri Research Ass. in Stocke-on-Trent.

04.07.1945
Nach Abzug der Amarikaner traf die Rote Armee in Thrüringen ein.

31.08.1945
Befehl der sowjetischen Besatzungsmacht zur Demontage der HESCHO.

16.10.1945
Die Verwaltung der HESCHO ersuchte den Bürgermeister, Räume für einen nach Hermsdorf berufenen Chirurgen und Frauenarzt im Antifahaus (später Kulturhaus) zur Verfügung zu stellen.

1946
Beginn der Produktion von Widerstandswerkstoffe mit hohem Temperaturkoeffizienten und Kondensatorwerkstoffe mit hoher Dielektrizitätskonstante

21.02.1946, 14.00
Dachstuhlbrand im alten Verwaltungsgebäude der HESCHO (Weißes Haus), bei dem aufbewahrte Akten (Rechnungen usw.) zum Teil vollständig verbrannten. Der Gesamtschaden betrug etwa 5.000 RM. Die Bekämpfung des Feuers wurde durch die Werkfeuerwehr HESCHO mit Unterstützung der Ortswehr durchgeführt.

07.08.1946
Der Wiederaufbau der durch Bomben teilweise zerstörte Werkzeugmacherei der HESCHO  wurde abgeschlossen.

07.09.1946 - 30.04.1952
Der größte Hermsdorfer Betrieb stand unter Verwaltung der sowjetischen Militäradministration und firmierte unter SAG HESCHO-KAHLA, Abteilung Kabel Hermsdorf. Generaldirektor war Dimitri Iwanowitsch Jessakow. Diese Firma umfasste die Produktionsstätten Hermsdorf mit Gera, Kahla, Köppelsdorf, Spegau und Könitz. Es wurden vornehmlich Hochspannungs- und Niederspannungskondensatoren sowie chemisches und technisches Porzellan produziere. Zur Versorgung der Bevölkerung wurden gleichzeitig feuerfestes Geschirr, Bügeleisen, Milchtöpfe und Isolatoren produziert.

02.10.1946
Übergabe des Werkes "HESCHO-KAHLA" in die "SAG HESCHO-KAHLA, Abteilung Kabel Hermsdorf
" (siehe Hermsdorfer Allerlei - Galerie 9)

Frühjahr 1947

Aus einem Artikel der "Illustrierten Rundschau" vom Frühjahr 1947 ist etwas über die Produktion von Kochplatten zu erfahren. Die Bildreportage zeigt etwas über die damaligen Versuche, keramische Gemenge auf Eisen-Silizium-Basis als Heizleiter einzusetzen. Praktische Anwendung fanden sie für Kochplatten und Bügeleisen.
Es gab dafür eine Spezialwerkstatt unter Leitung des vom Sender Weimar gekommenen Elektroingenieurs Egon Harms, der Dr. Fritz Obenaus direkt unterstellt war.

Heizplatten und Bügeleisen wurden in der HESCHO schon ab 1938 produziert. Sie gingen nach dem 2. Weltkrieg wieder
als eine der ersten Produkte in die Produktion.

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1947
Dr. Ing. eh Karl Krahl nahm seine Tätigkeit als Laborleiter auf. Er hatte maßgeblichen Anteil an der Gründung und dem Aufbau der Ingenieurschule für Keramik in Hermsdorf, die er 1950 / 1951 als Direktor neben seiner Betriebstätigkeit leitete. Ab 1952 war er Leiter der Technischen Abteilung (TA) und des Forschungs- und Entwicklungsbereichs des Werkes.

1947
Dipl.-Ing. Alfred Palatzky begann 1947 seine Tätigkeit im Hermsdorfer Werk, wo er anfangs die Versuchsfertigung EPSILAN leitete. Als Dozent an der Hermsdorfer Fachschule für Keramik prägte er ganze Generationen von Keramik-Ingenieuren.

04.05.1947
In Tabarz wurde das Betriebsferienlager der HESCHO eröffnet.

01.07.1947
Max Hellermann begann seine Tätigkeit im HF-Labor in Hermsdorf. Mit seinen Kenntnissen auf dem Gebiet der Mess- und Hochfrequenztechnik konnte er die Ferrit-Entwicklung entscheidend mitgestalten. Anfang der 50er Jahre wurde er Leiter des neu gegründeten Magnetlabors. Ab 1964 arbeitete er in der Informations- und Dokumentationsstelle als Informationsspezialist. Erst 1990 zog sich der 83-jährige aus dem Arbeitsleben zurück und verstarb im Jahre 1994 in Jena.

1948
Aufnahme der Produktion von: Geradsitzventilen, NW 25 bis 150, Rührmaschinen, Kolonnen und Thermistoren.

1948
Waldemar Schilling schloss in der HESCHO nach der Gefangenschaft seine unterbrochene Lehre ab. Ab Sommer 1965, nach dem Weggang von Karl Krahl nach Meißen wurde er Technischer Direktor und ab 1967 Werkleiter. In dieser Funktion bereitete Waldemar Schilling die Kombinatsbildung mit vor und wurde ab 01.01.1969 der erste Generaldirektor des Kombinates VEB Keramische Werke Hermsdorf. Ende 1976 musste er seine Funktion auf Grund von Erkrankung ruhen lassen und wurde mit Wirkung 31.12.1976 in den Ruhestand entlassen. Während seiner siebenjährigen Tätigkeit als Generaldirektor hatte er für den Betrieb und die Stadt Hermsdorf sehr viel geleistet und ermöglicht. Erinnert sei zum Beispiel an den Bau der Kegelbahn.

01.09.1948
Nachdem bereits seit 1945 Weiterbildungen für Facharbeiter, besonders technische Zeichner und Metallberufe erfolgten, wurde eine Betriebsberufsschule eröffnet. Diese umfasste 3 aufsteigende Klassen für die Fachgruppen Metall und 4 aufsteigende Klassen für allgemeinen Unterricht und Keramik. Das Lehrpersonal setzte sich aus Ingenieuren und Spezialfachleuten zusammen. Erster Lehrlingswart war Rudolf Taulin.

1949
Bildung der Betriebsberufsschule mit vier Klassen.

01.05.1949
Das Kulturhaus „Völkerfreundschaft“ wurden eröffnet. Mit Einmarsch der Roten Armee 1945 im Hermsdorf wurde es als Sozialhaus, mit Wohnräumen, Verkaufsstellen und Arztpraxen genutzt.

07.11.1949
Die Betriebspoliklinik der HESCHO wurde übergeben. Diese Betriebspoliklinik war eine der modernsten seiner Zeit in der DDR. Sie vereinte fast alle erforderlichen medizinischen Gebiete, Ärzte, die keine eigenen Praxen in der Klinik hatten, hielten dort Sprechstunden ab. Es gab einen eigenen Operationsraum, eine Röntgenabteilung und weiteres mehr. Im November 1964 wurde dann noch eine erweiterte Kinderstation in der Goethestraße eröffnet. Das Gästehaus der KWH wurde einige Jahre als Nachtsanatorium betrieben.

1950
Beginn der Produktion von Piezokeramischer Werkstoff Piezolan.

1952
Beginn der Produktion von Hartmagnetische Ferritwerkstoffe (Maniperm)

01.05.1952
Übergabe des SAG Betriebes an die Regierung der DDR. Umwandlung des SAG HESCHO-KAHLA, Abteilung Kabel Hermsdorf Betriebes in VEB Keramische Werke Hermsdorf.

01.05.1952
Die bisher sehr gut erfolgte Unterstützung des heutigen Blas-, Tanz- und Unterhaltungsorchesters KWH - damals KWH Orchester - konnte weiter fortgesetzt wurden. So organisierte der Betrieb ein sehr umfangreiches Notenarchiv und einen guten Bestand an Instrumenten. Diese sehr gute Unterstützung führte dazu, dass sehr viele junge Musiker, vorwiegend Bläser, zum Orchester kamen. So wurde zum einen das altersbedingte Ausscheiden von Orchestermitgliedern ausgeglichen und zum anderen der Wandel zur Blasmusik gefördert.

1953
Der Einwohner Lange beschwert sich über die unhaltbaren Entwässerungszustände der KWH. Geändert wurde letztlich nichts.

17.06.1953 
In der Nacht vom 16. zum 17.06.1953 wurde in der Nähe des Hermsdorfer Kreuzes eine mit Kreide auf die Autobahn gemalte Forderung entdeckt: "Wir fordern freie Wahlen!" Die Urheber der 40 cm großen Buchstaben wurden ausfindig gemacht und am 18. Juni verhaftet. Bereits am 20.06.1953 wurden vor dem Bezirksgericht Gera gegen die beiden Arbeiter verhandelt, denen auch vorgeworfen wurde, am 17. Juni im VEB KWH Hermsdorf zur Arbeitsniederlegung und Demonstration "aufgehetzt" zu haben. Die Urteile: Zwei bzw. anderthalb Jahre Zuchthaus. Sonst verlief der 17. Juni in den Hermsdorfer Betrieben wie immer. Nachmittags beteiligen sich einige Arbeiter an Demonstrationen in Eisenberg.

06.11.1953
Die KWH erhielt die Genehmigung zur Anbringung von Hausnummern in der Friedenssiedlung.

1956
- Aufbau der Bereiche im Werk Ferrit II und Ferrit III.

- Beginn der Produktion von SiC-Werkstoffe.

April 1956 (erster Spatenstich) bis 1957 (Einweihung)
157 Mitarbeiter verschiedener DDR Betriebe bauten in China die Fabrik 798 für die Herstellung militärischer Funkgeräte. Aus den VEB Keramischen Werken Hermsdorf waren Dr. Peter Dobras (Projektleiter), Hans Becker, Hans Dressler und Georg Pfeil beteiligt. Das Projekt lief unter verschiedenen Tarnbezeichnungen, so auch "Projekt 157". Im VEB KWH wurde es als "DOC" bezeichnet.

1957
Beginn der Produktion von Varistoren.

10.06.1958
In der Arbeitsorganisation kommt es zu einem Brand durch Fahrlässigkeit, drei Personen wurden verletzt.

1958
Beginn der Produktion von Elektronische Schaltungen in Stapelbauweise.

1958
Für das Chemieprogramm der DDR erfolgte die Lieferung von Kolonnen, Rohrleitungen, Armaturen, Pumpen, Trommelmühlen und Rührmaschinen.

1958
Prof. Dr. rer. nat. Erich Schleicher - Beginn der Tätigkeit in der Forschungsabteilung Keramischen Werken Hermsdorf. 1964 Stellvertreter und anschließend Nachfolger von Dipl. Ing. Alfred Schinkmann, (1960 bis 1964 Leiter Forschung- und Entwicklung). 1965 Direktor Forschung- und Entwicklung KWH, später noch Direktor Wissenschaft. Verdienter Erfinder der DDR. 1967 an der Karl-Marx-Universität Leipzig promoviert (Dr.rer.nat.). Tätig bis 1974 im Betrieb.

01.05.1958
Gründung der Vereinigung Volkseigener Betriebe (VVB) Technische Keramik, die KWH gehörten dazu.

01.09.1958
Die ersten Lehrlinge als Technischer Zeichner nahmen im neuen Zeichenkabinett die Lehre auf.

1960
Beginn der Serienfertigung von Trommelmühlen, Einführung von Überspannungs- und Niederspannungsableitern sowie Überspannungs- und Hochspannungsableitern 20 bis 200 kV in die Produktion und Beginn der Produktion von Sintermetall.

1960
Beispiel: Bildung einer "Sozialistischen Brigade Bereich Absatz"

1961
Gründung des Betriebes Sintermetall.

1961
Beginn der Produktion von Kontaktwerkstoffe auf Silber-Basis.

1961
Umbau des Kulturhauses „Völkerfreundschaft“ der KWH. Dieser neuerliche Umbau der ehemaligen „Villa Koch“ bringt für das Haus die größte Veränderung des Aussehens. Nach Fertigstellung sind sämtliche Fassaden- und Schmuckelemente entfernt worden und das Kulturhaus präsentiert sich als einfaches verputztes Haus. Das Kulturhaus ist nun Heimstätte vieler Zirkel und kulturelles Zentrum.

1962
Beginn der Produktion von Piezokeramische Werkstoffe auf der Basis von Bleititanat-Zirkonat (PZT - Werkstoffe).

1963
Die Naumburger Straße, ab Höhe Fleischerei Posse (heute Kreisverkehr) wurde in die Erweiterung der KWH und Errichtung des Geländes II einbezogen und für den öffentlichen Verkehr gesperrt. Ganze Häuserzeilen wurden dafür abgerissen, einige wenige Häuser in den Betrieb integriert. Dem Abrissbagger fällt als eines der ersten Häuser das Familienhaus zum Opfer. Es wurde 1890 als Fabrikarbeiter-Wohnhaus errichtet. Die Eigentümer erhielten Ersatzhäuser oder Wohnraum. Im Jahr 1964 wurde im Zuge dieser Geländevergrößerung der Keramischen Werke die erste Kapelle der 1928 geweihten Neuapostolischen Kirche abgerissen. Erst vier Jahre später konnte der Neubau der Kirche in der Heinrich-Heine-Straße erfolgen.

1963
Bildung des Betriebes Armaturen Bürgel.

1964
Einführung von Überspannungs- und Mittelspannungsableiter 5 KA in die Produktion.

1964
Beginn der Produktion von Molybdän- und Wolfram-Blecherzeugnisse.

1965
Beginn der Produktion von Bausteinsortiment in KME 3-Technik.

1965
Die keramisch. Großkörper (SU - Überwürfe) wurden zur Leipziger Messe mit einer Goldmedaille ausgezeichnet.

1965
Bildung des Organisations- und Rechenzentrums.

1965
Das Freiluftversuchsfeld ist im Rohbau fertig. Die Einweihung erfolgt 1969.

1965
Das Hermsdorfer Weihnachtskonzert fand seit 1965 im Kulturhaus „Völkerfreundschaft“ der KWH statt. Die erste Mitwirkende waren, der Kinderchor und die Instrumentalgruppe bestehend aus Mitgliedern des Blasorchesters der KWH. Es stand schon damals unter der Leitung von Gerhard Förster, unterstützt von Christiane Ehricht und Karl-Heinz Geyer. In den siebziger Jahren kam der Gemischte Chor hinzu. Das Hermsdorfer Weihnachtskonzert hatte von Beginn an einen sehr guter Zuspruch. Der Kulturhaussaal fasste ca. 150 Personen und die Besucher standen oft auf der Treppe. Wegen der steigenden Besucherzahlen wurde es ab 1985 in den Rathaussaal und ab 1995 in die Werner-Seelenbinder-Halle verlegt.

1965 bis 1966
Das Industriekraftwerk KWH an der Bahnbrücke Naumburger Straße wurde errichtet.

1965 bis 1982
Prof. Dr. rer. nat. habil. Lothar Michalowsky wirkte im Betrieb:

  • 1965 -1983 / Forschung und Entwicklung / Leitungsaufgaben im Stammwerk der Keramischen Werke Hermsdorf
  • 1965 - 1968 Leitung Ferritlabor (Rechteckferrite, Mikrowellenferrite, Hartferrite, Nickel-Zink- Perminvarferrite, Mangan-Zink-Ferrite)
  • 1968 - 1972 Leitung der Ferritkernspeicherentwicklung (Koordination der Entwicklung national zu Ferritkernspeichermatrizen und -blöcken) für elektronische Datenverarbeitungsanlagen
  • 1975 - 1982 Leiter Institut Technisch Keramik Hermsdorf, Ausbau der Forschungskooperation mit Instituten der Akademie der Wissenschaften und den Universitäten der DDR, langfristige  Konzeptionen
  • 1982: 1. Stellvertreter des Betriebsdirektors der Keramischen Werke Hermsdorf.
 
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