Chronik des Friedhofs und der Friedhofskapelle in Hermsdorf.

 

Der an der Geraer Straße gelegene Friedhof zu Hermsdorf ist ungefähr im Jahre 1610 auf dem Schulgelänge zu Hermsdorf angelegt worden. Im Jahre 1611 bezeichnet der Pfarrer Sturm zu Hermsdorf den Friedhof an der Geraer Straße als den neuen Friedhof. Am 20.05.1721 stirbt Meister Johann Georg Brendels, Nachbars und Wagners  zu Hermsdorf Eheweib: Maria geborene Plöttner und wird nicht auf dem Friedhof außer dem Dorfe, sondern auf dem Kirchhof im Dorfe nicht weit von dem Grabe der Frau Pfarrer Rochser beigesetzt, weil man wegen großen Wassers im Raudenbach sich nicht getraute ,die Leich über Gottesackerbrücke nach dem Friedhof zu bringen. Das Grab der Frau Marie Brendel, geborene Plöttner sei jedoch fast über die Hälfte voll Wassers gestanden, welches schaurig zu sehen gewesen war. In Jahre 1840 wurde der neue Friedhof, dessen Tor jetzt vermauert, aber noch deutlich sichtbar ist,  mit einem Aufwand von 125 Talern durch Ankauf eines Teiles der Hofgelänge Schlegel erweitert und mit der von Kennern als besonders schön gerühmten Friedhofsmauer umbaut, zu welcher man außer alten Grabsteinen auch Sandsteinplatten benutzte die im Großen Kirchenholz zu Hermsdorf, an der Grenze nach der Flur Reichenbach zu, gebrochen worden waren. Dort sind noch heute die entsprechenden Fundgruben zu sehen. Am 07.06.1863 ist dieser Friedhof zum anderen Male unter Aufwand von 150 Talern durch Ankauf von Gelände erweitert und 1869 mit einem Aufwand von 1470 Talern durch abermaligen Geländeankauf und Mauerbau in der heute noch bestehenden Gestalt hergestellt worden.

Im Jahre 1885 hat man das Bedürfnis erkannt eine Friedhofskapelle auf diesen Friedhof zu errichten. Doch blieb eine Planung im gotischen Stil damals unausgeführt, wahrscheinlich, weil durch die Kirchenerneuerung im gleichen Jahre und durch die Auseinandersetzung zwischen Kirche und Schule zu derselben Zeit die Kirchkasse allzu sehr belastet war.

Auch die im Jahre 1909 geplante abermalige Friedhofserweiterung nach Oberndorf zu mit dem Zwecke, Raum für Erbbegräbnisse und die Friedhofskapelle zu schaffen, wurde nicht ausgeführt, vornehmlich, weil die Anlieger überhaupt nicht, oder nur zu unannehmbaren Bedingungen das benötigte Gelände abgeben wollten. Man gedachte daher einen Waldfriedhof im Großen Kirchenholze - Hermsdorf, an der Reichenbacher Straße, zu schaffen, kam aber auch von diesem Plan schließlich ab, weil dieser Waldfriedhof zu weit abgelegen und die Wasserleitung zu schwer zu erreichen war und half sich, indem man beide Seiten des Hauptwegs mit Erbbegräbnissen belegte und ein überständiges Quartier für Reihengräber vorläufig abermals in Anspruch nahm.

Da entschied sich der Kirchenvorstand von Hermsdorf mitten im Weltkrieg, die Friedhofsfrage zugleich mit der Frage der Friedhofskapelle zu lösen. Es sollte ein für alle Zeit genügend großer Parkfriedhof, hinter und neben dem vorhandenem Friedhof, nach einem umfassenden Entwurf eines namhaften Architekten erstellt und die Schaffung auch der Friedhofskapelle durch Verkauf des Kleinen Kirchenholzes als Industrie- oder Siedelungsgelände sichergestellt werden. Die Unkosten wurden auf 100 000 RM veranschlagt. Der Verwirklichung dieses unbestreitbar großzügigen Gedankens stellte sich zunächst nicht weniger als Alles entgegen. Die Kirchenbehörde erlaubte zwar die Verwendung von Kirchenvermögen zu dem gedachten Zwecke, verlangte aber mit der Forderung der planmäßigen Wiederansammlung des verbrauchten Kapitals den Nachweis der Rentabilität des Vorhabens, der bei der Natur der Sache noch vor wenigen Wochen unerbringlich schien. Der Verkauf des Kleinen Kirchenholzes als Industriegelände hat sich infolge der Geldentwertung während des Weltkrieges und nach dem Weltkrieg zerschlagen.

Der Verkauf des kleinen Kirchenholzes  machte aus demselben Grund keine Fortschritte. Der Verkauf des Großen Kirchenholzes oder eines Teiles desselben zu Siedlungszwecken wurde wegen der Nähe der Wasserleitungsanlage aus hygienischen Gründen als unerwünscht bezeichnet. Die Friedhofsgärtner der Umgegend waren durch Kriegsdienst oder Arbeitsüberlastung verhindert, die gewünschte Planung zu entwerfen. Schließlich gelang es, von dem Friedhofsarchitekten Leberecht Migge , Hamburg-Blankenese einen in allen Einzelheiten ausgeführten Entwurf der Friedhofserweiterung zu erlangen, der den Absichten des Kirchenvorstandes entsprach und nun ging es, trotz aller Widerstände, an den Erwerb des benötigten Geländes und an die weitere Ausführung des Entwurfs.

Nach langen Verhandlungen mit den Anliegern wurde das Erweiterungsgelände des Friedhofs zumeist durch Austausch mit Kirchenschulgelände beschafft, das inzwischen an die Kirchgemeinde zurück gefallen war. Da hinderte eine weitere Schwierigkeit das Werk. Vom Jahre 1918 an Verfolgte die Gemeindeverwaltung Hermsdorf die Abeicht aus dem Industrieort Hermsdorf eine Sommerfrische nach dem Vorbild von Klosterlausnitz, vor allem durch eine einwandfreie Badeanlage zu machen. Für diese Badeanlage wurde der Pferdeteich unterhalb des neuen Gottesackergeländes gewählt und einige Jahre nach Herstellung des Bades der Versuch gemacht, nicht nur die Friedhofserweiterung zu verhindern, sondern auch den Verbleib des alten Friedhofs an seinem Ort unmöglich zu machen. Schon wurde von der Anlage eines eigenen Friedhofs der politischen Gemeinde an der Reichenbacher Straße gesprochen, schon wurde dem Unterzeichneten die vom Landeskirchenrat geforderte Einzäunung des neuen Friedhofs baupolizeilich verboten, als neue Verhandlungen mit einsichtigen Mitgliedern aller Parteien des Gemeinderates Anfang 1929 die Entscheidung zu Gunsten der Absichten des Kirchenvorstandes brachten und nunmehr mit der Ausführung des Planes begonnen werden konnte. An dem ursprünglichen Grundsatz: Blumen im Rasen unter Beschränkung der Verwendung von Stein wurde festgehalten. An Stelle der Blumenrabatten zwischen den Gräberreihen wurden Hecken gewählt. Der Kindergrabgarten wurde nach oben, der Urnengarten nebst Urnenhain  nach unten verlegt. Die Oberleitung der Arbeiten hatte Architekt Willer aus Bad Klosterlausnitz. Der Landschaftsgärtner Wilhelm Berke, Köstritz führte die Planierungsarbeiten und gärtnerischen Anlagen aus. Der Zaun des Friedhofs wurde von Gebrüdern Klaus, Firma Traugott Klaus geliefert, die Säulen wurden von dem Zementwarenfabrikanten Löffler - Hermsdorf erstellt.

Es wurde zunächst nur der obere größere Teil des Friedhofs geschaffen. Der untere Teil an der Geraer Straße blieb als Reservegelände liegen. Der ausgeführte Teil sollte 1918: 40 000 RM kosten, ohne Umzäunung. Er kostete 1929: 14 500 RM mit der Umzäunung.

Am 20.12.1930 wurde der neue Friedhof bei dem Begräbnis des Knaben Karl Opel - Hermsdorf feierlich in Benutzung genommen. Der neue Friedhof ist den Bewohnern Hermsdorfs inzwischen lieb und wert geworden. Viele blicken mit Stolz auf diese schön gelegene, regelmäßig und gut gepflegte Anlage, die unserem Orte zur Zierde gereicht und sachlich genau den Vorschriften entspricht, die nachmals vom Reich für alle Friedhöfe festgelegt wurden. Noch fehlte der Fahrweg nach dem neuen Friedhof, die Wasserleitung, die Entwässerung des neuen Friedhofs durch Drainage, die Friedhofskapelle, das Kreuz mit Brunnen am Ende der großen Allee des neuen Friedhofs. Da helf uns hier Gott durch die neue Zeit weiter. Die dauernde Besserung der wirtschaftlichen Verhältnisse, die das dritte Reich brachte, die Belebung des Siedlungswesens, der allseitige Wille zur Zusammenarbeit aber zum Wohle des Ganzen, bot auch der Kirchengemeinde Hermsdorf die Möglichkeit, größere Einnahmen aus dem Verkauf von Siedelungsgelände im kleinen und großen Kirchenholz -  Hermsdorf führt das Friedhofswesen zur Verfügung zu stellen, und sicherte vor allem durch den kürzlich abgeschlossenen Mietvertrag zwischen Kirchgemeinde und politischer Gemeinde die Rentabilität der Leichenhalle, die schon deswegen lang in Frage stand, weil der Kirchenvorstand kein Ortsstatut für die Benutzung der Leichenhalle erlassen kann und die Wiederansammlung des verwendeten Kirchenvermögens nur bei hoher Belastung der Hinterbliebenen möglich gewesen wäre.

Die gepflasterte Straße nach dem neuen Friedhof, nebst Drainage des Querweges im neuen Friedhof und Kanalisation, sowie Wasserleitung bis zur Geraer Straße wurde vom Baumeister Erich Heuschkel -Hermsdorf, vom Straßenbaugeschäft Otto Zahn - Eisenberg, vom Klempnermeister Hermann Knauer - Hermsdorf Anfang 1935 erstellt, Anfang 1937 die Wasserzuleitung von der Ecke der Ernststraße unter dem Raudenbach durch bis zum neuen Friedhofsweg durch Bauunternehmer Walter Präßler - Hermsdorf und die Klempnermeister Hermann Knauer und Otto Wakke getätigt, Anfang 1938 das Wasserbecken auf den neuen Friedhof, nach einem Entwurf des Architekten Dr. Martin Weber - Gera, von Baumeister Hermann Fabian und Klempnermeister Otto Wakke geschaffen und der Wasserzuleitung angeschlossen und nunmehr auch der Bau der Friedhofskappelle mit Leichen - und Parentationshalle begonnen, zu der wir jetzt Sonntag, dem 13.08.1938, vormittags 11.00 Uhr, den Grundstein legen. Bauherr dieses Werkes ist die Kirchgemeinde Hermsdorf, Mithelfer die Gemeindeverwaltung der politischen Gemeinde Hermsdorf.



Bauleiter war:
Architekt Dr. Martin Weber Gera.

Bauausführende waren:

Für die Erd-, Beton - und Maurerarbeiten

Baumeister Erich Heuschkel - Hermsdorf und
Bauunternehmer Walter Präßler - Hermsdorf,

nebst den Werkleuten
Maurerpolier Kurt Schmidt - Hermsdorf,
Maurer Willi Schütze - Tautenhain,
Maurer Albin Präßler - Hermsdorf,

Maurer Herbert Göpner - Hermsdorf,

Bauarbeiter Walter Hesse Kraftsdorf,

Bauarbeiter Reinhold Vogel - Schleifreisen,

Bauarbeiter August Merkel - Hermsdorf,

Bauarbeiter Paul Tischendorf - Hermsdorf,

Bauarbeiter Willi Kirsch - Niederendorf,

Bauarbeiter Werner Schrecker- Niederendorf.


Für die Werksteinlieferungen:

Steinbruchbesitzer Karl Gäbler - Oberndorf und

Steinbruchbesitzer Franz Hempel - Kraftsdorf.


Für die Kunststeinarbeiten:

Hermann Krieg - Hermsdorf.


Für die Zimmererarbeiten:
Zimmermeister Emil Beyer - Hermsdorf,

nebst den Werkleuten:
Zimmerergeselle Otto Müller - Reichenbach,

Zimmerergeselle Emil Kirchner - Schleifreisen,

Zimmerergeselle Alfred Blödtner - Hermsdorf.

Für die Dachdeckerarbeiten:

Dachdecker Willi Hegel - Hermsdorf


Für die Klempnerarbeiten:
Klempnermeister Hermann Knauer - Hermsdorf und

Otto Wakke - Hermsdorf.
 

Für die Glaserarbeiten:

Karl Wetzel - Hermsdorf
 

Für die die Tischlererarbeiten:
August Klaus - Hermsdorf und
Erich Gradl - Hermsdorf.
 

Für die Schlossererarbeiten:

Linus Lauckner - Hermsdorf.


Für die Malerarbeiten:

Hugo Weidenhaun - Hermsdorf.
 

In der Zeit waren Pfarrer in Hermsdorf:

Johannes Müller - Hermsdorf

Hilfspfarrer Prediger Rudi Reukert
 

Kirchenbeamte waren:

Lehrer und Organist Otto Kramer - Hermsdorf,

Kirchenkassenführung Albin Hädrich - Hermsdorf,

Kirschenholzaufseher: Flurschütz Emil Hädrich.
 

Dem Kirchenvorstand unter Kirchenvertretern gehörten an, die Herren:

Kistenfabrikant Walter Hering,

Bademeister Erich Heuschkel,

Leiterfabrikant Albin Plötner,

Schankwirt Otto Hänseroth,

Gartenmeister Karl Eckardt,

Aufseher Otto Plötner,

Lehrer und Organist Otto Kramer,

Klempnermeister Hermann Knauer,

Elektro- Installateur Kurt Beyer,

Schirrmacher Karl Schilling,

Holzarbeiter Willi Planer,

Malermeister Hugo Weidenhaun,

Geschirrführer Walter Jähnert,

Fabrikarbeiter Wilhelm Arnold,

Oberlehrer Hermann Göbel,

Zimmermeister Emil Beyer,

Standesbeamter Reinhold Goldberg,

Holzwarenfabrikant Max Martin,

Fabrikdirektor Artur Petzsch,

Kaufmann Albin Hädrich,

Krankenkassenverwaltungsbeamter Otto Riedel,

kaufmännischer Angestellter Otto Burgold,

Lehrer Walter Schmidt,

Bankbeamter Walter Schröter,

Vorarbeiter Albin Plötnert,

Konsumlagerhalter Hermann Petermann,

Leiterfabrikant Richard Klaus,

Autoschlosser Werner Vogel,

Schirrmacher Hermann Leisering

Landwirt und Schirrmacher Julius Remme.


Bürgermeister von Hermsdorf war:

Kurt Weiße - Hermsdorf,

I.  Beigeordneter Kaufmann Berthold Girbert,

II. Beigeordneter Kaufmann Arno Hädrich,
 

Zum Gemeindevorstand gehörten:

Kistenfabrikant Traugott Plötner,

Kistenfabrikant Walter Herling,

Leiterfabrikant Max Martin,

Bauer Albert Serfling,

Kaufmann Erich Herbst,

Kaufmann Alfred Hahn,

Direktor Otto Walter,

Porzellandreher Otto Weiße,

Autoschlosser Werner Vogel.

Heimbürgin war:

Frau Frieda Seidel - Hermsdorf.

Gott schütze und segne Hermsdorf! Den Toten zur Bergung, den Hinterbliebenen zur Entlastung, den Trauernden zur Tröstung bauen und weihen wir dieses Haus! Ein Haus der Tränen ist es, es helfe zum Frieden! Ein Haus der Trauer ist es, es helfe zum Danken vor dem, der alles Herzeleid wendet!