Erlebnisbericht von Albrecht Schröder, Gärtnermeister |
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Aufgezeichnet nach Tagebuchaufzeichnungen von und persönlichen Gesprächen mit Albrecht Schröder von Stefan Lechner | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Am 13.10.1913 wurde auf Betreiben des Vorsitzenden des Roten Kreuz S.A. und 1. Vorsitzenden des Landeskriegerverbandes (Geheimrat Schenk - Altenburg), durch Mitglieder des Militärvereins die Hermsdorfer Sanitätskolonnen gegründet. Diese stand unter Leitung des Kolonnenführer Ernst Kunze und des Kolonnenarztes Dr. Schuster. Im Rahmen der Trennung der Großgemeinde Hermsdorf-Klosterlausnitz-Weißenborn trennte sich auch die Sanitätskolonne in zwei selbstständige Einheiten. Am 09.04.1945 vormittags erfolgte ein schwerer Bombenangriff auf die HESCHO. Dort gab es 5 Tote, 9 leicht Verletzte und 1 Schwerverletzten. Der schwer verletzte verstarb am 15.04.1945 an den Folgen seiner Verletzungen. Ein Teil des Handwerkerhauses wurde zerstört, im Gelände II wurde die Sortierung zerstört. Alle Verletzten wurden in die Kegelbahn des Rathauses transportiert. Am 09.04.1945 mittags erfolgte ein Bombenangriff mit Brand und Sprengbomben auf Hermsdorf. Die Hindenburgstraße (Eisenberger Straße) von der Fleischerei Peuckert, die Tischlerei Klaus, in der Neuen Straße die Böttcherei Gräfe, in der Schulstraße das Elektrizitätswerk, das Haus Jahn und die Schule brannten vollständig aus. Das Café „Rühling“ in der Neuen Straße brannte bis auf die Grundmauern nieder. Eine Frau und zwei Kindern, die sich nicht mehr rechtzeitig retten konnten, kamen dabei ums Leben bzw. verstarben kurz darauf an den schweren Verletzungen. Das tragische dabei, sie waren wegen der schweren Bombenangriffe auf das Ruhrgebiet nach Hermsdorf gekommen. In der Firma Geißler war ein Toter (Fremdarbeiter) zu beklagen. Am 10.04.1945, 18:30 Uhr erfolgte ein Bombenangriff auf einen, auf dem Anschlussgleis der HESCHO stehenden Militärzug mit Eisenbahngeschütz. Dort musste die Sanitätsbereitschaft 3 tote und 2 verletzt Soldaten bergen. Am 11.04.1945 vormittags wurde ein Munitionszug bombardiert, der auf dem Eisenbahndamm beim Tunnel stand. Ein Verletzter wurde geborgen. Durch den Luftdruck wurde das Dach des Hauses von Albrecht Schröder in der August-Bebel-Straße 8 abgedeckt und fast alle Fenster zertrümmert. Weitere Häuser im Umkreis wurden beschädigt. Im Rathaus wurde durch Albrecht Schröder eine Verbandsstation eingerichtet, die dauernd mit einer Sanitätswache besetzt war. Am 13.04.1945 erfolgte Artilleriebeschuss von Hermsdorf, es gab einen verletzten Jungen. Um 14:30 Uhr rückten die Amerikaner ein. Auf dem Rathausplatze mussten die führenden Personen von Hermsdorf, so der Bürgermeister, der Direktor der Porzellanfabrik Artur Petzsch mit seinem Werkschutzbeauftragten Dorff , ich als Führer des Roten Kreuzes und noch verschiedene Einwohner erscheinen. Dorff war auch Leiter des Ostlagers und sehr brutal gegenüber den Fremd-und Zwangsarbeitern. Die russischen Staatsangehörigen verprügelten nach der Befreiung und hätten ihn sicher auch erschlagen, wenn die Amerikaner dies nicht verhindert hätten. Dorff ging 1946 oder 1947 in die westliche Besatzungszone und wurde dort kurz darauf in einem Puff erschossen. Ein junger Leutnant, James A. Brown führte eine kurze Vernehmung durch. An Albrecht Schröder richtete er die Frage, ob er Zivilist oder Militärangehöriger sei, da er in der Rot Kreuz Uniform auf dem Platz stand. Als er ihm antwortete Zivilist, frug er: „Wem helfen sie?“ und erhielt die Antwort Freund und Feind. Darauf sagte er: „Weitermachen!“. Frau Marion verheiratete Hühn, aus England gebürtig, dolmetschte diese gesamte Sache. Ihr Ehemann ging vor dem Krieg (Onkel von Wolfgang Hühn) nach England und baute dort ein Porzellanwerk auf. Auf dem Rathausplatz gab es weiter auch ein Gespräch, wo Karl Hesse aus Klosterlausnitz die Amerikaner davon informierte, dass der Polizist Karl Senf aus Laasdorf, einen amerikanischen Piloten erschossen hatte. Nach kurzem Gespräch mit Senf stellten die Amerikaner Senf mit dem Gesicht an die Gartenmauer bei Beyer und gaben drei Schüsse aus der Pistole ab. Laut rufend: „Grüßt mir meine Frau und meine Kinder!“ stürzte Senf auf einen Sandhaufen und blieb regungslos liegen. Erst bei angebrochener Dunkelheit gingen Albin Plötner, in seiner Eigenschaft als Sanitäter, zu dem noch auf dem Rathausplatz liegenden Senf, um sich zu überzeugen, was eigentlich mit ihm los sei. Er stellte fest, er lebt noch. Bei dem Amerikaner wurde sofort die Erlaubnis eingeholt, den Verletzten wegzuschaffen. Der Ami erklärte, der Mann ist für uns tot. Er wurde dann mit dem Krankenwagen nach Eisenberg ins Krankenhaus gebracht und lebte bis Mitte der 1960er Jahre als Bauer in Laasdorf. Nach diesen Ereignissen wurden von den Amerikanern verschiedene Befehle ausgegeben. Es bestand Ausgangssperre von 18:00 Uhr bis 08:00 Uhr. Waffen, Motorräder und Fotoapparate mussten abgegeben werden. Die Sanitätsmannschaften erhielten jeder einen Ausweis, dass sie zu jeder Zeit auf die Straße durften und auch rund um die Uhr Krankentransporte in die Krankenhäuser Stadtroda, Jena, Weimar und Gera ausführen konnten. Die Betreuer der Fremdarbeiter in den Barackenlagern hatten das Weite gesucht, so dass eine ordnungsmäßige Verpflegung nicht mehr stattfand. Die Fremdarbeiter plünderten und auch der Mob zerschlug alles was ihm in den Weg kam. Am 16.04.1945 wurde die Sanitätsstation im Rathaus geschlossen. Albrecht Schröder nahm am 26.04.1945 eine Arbeit in der HESCHO auf, um Abwicklungsarbeiten auszuführen. Am 02.07.1945 rückte die sowjetische Besatzung. In der HESCHO wurde nach erfolgter Aufräumungsarbeit wieder langsam mit der Arbeit begonnen. Jede Woche fuhr Albrecht Schröder als Beauftragter der HESCHO zum Gewerbeaufsichtsamt nach Jena und später nach Weimar, um die Lebensmittelzulagekarten für die Beschäftigten zu holen. Am 31.08.1945 begann auf Anordnung der sowjetischen Besatzung die Demontage in der Hescho. Am 11.10. 1945 wurde das Rote Kreuz aufgelöst, alle Sachen mussten abgegeben werden. |
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Anhand der Aufzeichnungen von Albrecht Schröder sowie der eigenen Recherchen kann die Liste der Opfer und Gerschädigten bei den Bombenangriffen auf Hermsdorf wie folgt beziffert werden: |
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