Quäker in Hermsdorf

 
Nach dem 1. Weltkrieg (01.08.1914 bis 11.11.1918) wirkten die Quäker auch in Hermsdorf. In der Schule, heute 2. Staatliche Grundschule „Friedensschule“, wurden über einen Zeitraum von 6 Jahren bedürftige Hermsdorfer Kinder versorgt.
 
Das Foto zeigt die Abschlussfeier am 26.09.1924 auf dem Schulhof.
Das Foto zeigt die Abschlussfeier am 26.09.1924 auf dem Schulhof.

Das Foto zeigt die Abschlussfeier am 26.09.1924 auf dem Schulhof.
Das Foto zeigt die Abschlussfeier am 26.09.1924 auf dem Schulhof.
Die Frau ganz links ist die Ehefrau von Reinhold Goldberg (Bürgermeister), ganz rechts die Ehefrau von Dr. Willy Schuster.

Quäker in Hermsdorf
Das Foto zeigt die Abschlussfeier am 26.09.1924 in der Turnhalle der Schule
Quäker in Hermsdorf


Quäker in Hermsdorf
Auch die ärztliche Untersuchung der Kinder gehörte zu dieser Betreuung. Hier untersucht Dr. Schuster die Kinder.
 
Die Quäker - oder wie der offizieller Name lautet "Religiöse Gesellschaft der Freunde" - sind in Deutschland vor allem durch ihre großzügige Hilfsarbeit nach den beiden Weltkriegen bekannt geworden. Die "Quäkerspeisung" für Millionen deutscher Kinder blieb bis heute unvergessen.
Seit ihrer Entstehung im 17. Jahrhundert hat sich die "Religiöse Gesellschaft der Freunde" einem praktischen Christentum verpflichtet. Die Quäker traten früh für demokratische Gleichheit, Gewissensfreiheit und Toleranz ein. Sie gaben Anstöße zu bedeutenden humanitären Reformen, so beispielsweise bei der Betreuung von geistig Kranken und im Gefängniswesen, und sie wurden als grundsätzliche Gegner jeden Krieges mit Wegbereiter der modernen Friedensbewegung und Völkerverständigung. 1947 erhielten sie dafür den Friedensnobelpreis.
Die „Religiöse Gesellschaft der Freunde“ steht nicht nur außerhalb der christlichen Großkirchen, sie unterscheidet sich in Wesentlichem von ihnen wie von allen anderen Kirchen. Sie ist eine reine Laiengemeinschaft, ohne Priester oder andere geistliche „Würdenträger“, ohne hierarchisch-zentralistische Struktur. Sie kann weder mit Millionen von Mitgliedern noch mit ehrwürdigen Kathedralen und ebenso wenig mit imposanten theologischen Lehrgebäuden prunken. Ihr Gottesdienst ist gemeinschaftliche „silent worship“ (schweigende Andacht), zu der man sich in schlichten Andachtsräumen versammelt, ohne Predigt, ohne religiöse Rituale, ohne Orgel. Denn: „Je weniger Form in der Religion, um so näher der Natur Gottes, je schweigender, um so angepasster der Sprache Gottes.“ (William Penn)
Der christliche Glaube der Quäker ist ein Glaube ohne sakramentale Heilsvermittlung, ohne dogmatische Festschreibungen und auch ohne Verabsolutierung des Bibelworts. Der englische Quäker-Theologe Robert Barclay schrieb in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts: „Die Bibel ist eine Botschaft von der Quelle, doch nicht die Quelle selbst. Wir glauben und nehmen die Schrift entgegen, weil der Geist sie eingegeben hat.“ Die Quäker vertrauen auch heute der immer neuen Gegenwärtigkeit dieses Geistes und bleiben offen für neue unmittelbare religiöse Erfahrung.
Mit alledem sind die Quäker „religiöse Mystiker“, freilich Mystiker besonderer Art. Albert Schweitzer hat kritisiert, dass der »ethische Gehalt« aller bisherigen Mystik zu gering sei; sie bringe die Menschen »auf den Weg der Innerlichkeit, aber nicht auf den der lebendigen Ethik«. Wenn es so ist, dann bilden die Quäker die Ausnahme von der Regel, ist doch für sie der »ethische Gehalt« unmittelbar mit der »Innerlichkeit« verbunden - diese selbst weist immer wieder auf den Weg der »lebendigen Ethik«: »Wahre Frömmigkeit treibt die Menschen nicht aus der Welt, sondern hilft ihnen, besser in ihr zu leben, und fördert ihr Bestreben, sie zu verbessern.« (William Penn) In diesem Sinne waren und sind die Quäker stets aufs neue unideologische und unfanatische, aber um so beharrlichere „Weltverbesserer“ aus dem Geiste Christi!
Quäker Rezept