Wie das die Mütter alles nur verkraftet hatten, ihre lieben,
hoffnungsvolle, junge Söhne für einen wahnsinnigen Diktator zu opfern? 1945
wurde eine sehr traurige Weihnacht. Mein Vater [1] meinte, 1945 kommt das bittere Ende.
Mein Mann [2] war plötzlich mit seinem Stab nach Fürstenberg an die Havel [3] versetzt worden. Er schrieb mir 1945, ich sollte zu meinem Geburtstag am 16.Januar
bei ihm sein. Mutter [4] sagte fahre, ich behalte die Uta. So hatte ich dann meinen lieben Mann besucht.
Ich war privat einquartiert, ein kaltes Zimmer. Hermann hatte viele Kohlen
bringen lassen, damit wir es warm bekamen. Er war dort mit seiner
Instandsetzungstruppe und sämtliche Kfz-Werkstätten mussten mit für ihn
arbeiten. Er nahm mich immer mit auf Tour und so bekam ich einen kleinen
Einblick in sein Aufgabengebiet. Eines Tages sagte er zu mir: „Du musst sofort
nach Hause, der Russe ist in Schneidemühl [5] durchgebrochen.
Ich will nicht, dass du in den Frontbereich kommst.“ So bin ich dann schnell
abgereist und die herrlichen Stunden waren wieder zu Ende. Die Heimfahrt wurde
ziemlich schwierig. Die Züge hatten Verspätungen und überall waren Flüchtlinge.
Ich kam mit einer schweren Blasenentzündung zuhause an. Aber meine Mutter hatte
mich wieder gesund gepflegt.
Von meinen lieben Hermann hörte ich vorläufig nichts mehr. Im Lande war ein
Chaos ausgebrochen. Die Städte wurden Tag und Nacht bombardiert. Die Feinde überschritten
die Reichsgrenze und überall wurde erbittert gekämpft. Anfang März 1945
erschien plötzlich Herbert [6] mit einem Kameraden auf einem Motorrad bei uns. Seine Einheit war auf dem
Rückzug vor den Russen, dabei hatte er einem Abstecher zu uns gewagt. Es war
nur eine Stunde. Als er wieder weiter fahren wollte kam ein großer
Doppelstockbus um die Ecke gefahren. Mein Mann sah den Bus, voll beladen mit
Flüchtlingsfrauen und -kindern. So wollte er helfen. Er brachte die armen
Menschen in einem Auffang-Zentrallager unter, damit sie dort verweilen konnten.
Für unsere Familie war das ein frohes Wiedersehen. Hermann war die ganze Nacht
bei uns. Es war die letzte, für eine lange Trennungszeit. Wir glaubten beide
nicht mehr an den Sieg und es lag eine ungewisse Zukunft vor uns. Hermann
äußerte: „Die letzte Kugel gehört mir!“ Das war auch so eine Phrase, die den
Soldaten eingehämmert wurde. Da wurde ich zum ersten Mal böse mit ihm. Ich
sagte: „Wenn du das tust, weine ich keine Träne um Dich. Solange wir hoffen
können, uns lebend wieder zu sehen, hat jeder die Pflicht, sein Leben für den
anderen zu erhalten.“ Mit diesem Versprechen hatten wir Abschied genommen. Am
anderen Tag fuhr er mit seinen Fahrgästen in Richtung Holland weiter. Ich hatte
ihn noch lange auf der Autobahn nachgeschaut und es war mir, als wird mir ein Stück
von meinem Herzen herausgerissen, so weh tat es. Werden wir uns je wieder sehen?
Doch bis dahin sollte noch viel geschehen. Der Zusammenbruch rückte immer
näher. Jetzt wurde den Hitlerjungen und alten Männern eine Waffe in die Hand
gedrückt, um das Vaterland im Volkssturm [7] zu verteidigen. Der Wahnsinn nahm kein Ende und viele Menschen mussten in den
letzten Tagen noch ihr Leben lassen.
Nach dem Bombenangriff in Jena hatten wir kein Licht und kein Wasser [8] mehr. Wir gingen an den Bahndamm zu einer Quelle Wasser holen. Am 01.04.1945
bekamen wir die Aufforderung, unserer Wertsachen zu packen und mit den Nötigsten
in die Wälder zu gehen. Es sollte die MUNA [9] gesprengt werden und man rechnete damit, dass einige Häuser zusammenfallen. Zum
Glück kam es nicht mehr zur Sprengung. Am 04.04.1945 hatten wir die ersten
Tiefflieger hier. Die Autobahn und die Straßen waren voll mit flüchtenden
Soldaten und Zivilisten. Auch wir sollten fliehen, aber wohin? Wir hatten alles
im Keller verstaut und harrten der Dinge. Die Tiefflieger waren dauernd über
uns und beschossen alles was sich bewegte. In der Ferne war auch schon der Geschützdonner
zu hören. Am 09.04.1945 wurde Hermsdorf mit Brandbomben beworfen. In der
Schulstraße brannte es lichterloh. In das Werk am Bahndamm fielen Sprengbomben.
Die Eisensplitter flogen bis zu uns in den Hof. Ein Glück, ich hatte mich
gerade noch mit Uta in den Keller retten können. Ich trug sie immer im Freien
auf dem Arm. Die ersten Toten gab es auch im Ort. Einige Tage mussten wir noch
im Kampfgebiet ausharren. Wir wagten uns kaum noch aus dem Keller und meine
kleine Uta wollte so gern draußen spielen. Auf den Straßen kamen jetzt hungrige
Soldaten ohne Waffen. Häftlinge aus Buchenwald, wankend, wund gelaufen und
abgemagert, wurden durch die Straßen getrieben. Es war schrecklich, diese armen
Menschen zu sehen und ich musste viel weinen. Ich hatte dabei immer an meinen Mann
gedacht. Wie würde es ihm wohl ergehen? Eine Panzerspitze stand in Stadtroda.
Auf der Bahnbrücke [10] fuhr vor uns ein Flakgeschützt auf und man wollte den Kampf mit den Amis
aufnehmen. Vater, ich und einige Nachbarn [11] sind zu
den Soldaten gelaufen und hatten sie gebeten, dies nicht zu tun. Es war ein
Kampf ums Überleben. Mein Vater sagte: „Ihr wollt wohl ganz Hermsdorf noch in
Schutt und Asche legen? Der Krieg ist verloren, sprengt euer Geschütz auf
meiner Wiese und macht, dass ihr nachhause kommt.“ Das hatten sie dann auch
getan und das gesprengte Geschütz lag noch Jahre auf unserer Wiese. Frauen aus
dem Familienhaus [12] brachten
Zivilkleidung, damit sie in diesem Wirrwahr untertauchen konnten.
So wurden vom „Weißen Berg“ durch die anrückenden Amerikaner nur einige wenige
Schüsse auf Hermsdorf gefeuert. Als keine Gegenwehr kam zog der Feind an
unserem Ort vorbei nach Bad Klosterlausnitz weiter. Die Infanterietruppe kam
dann später durch den Zeitzgrund marschiert. An unserer Kreuzung hielten sie
und einige Soldaten kamen zu uns herein und baten um etwas zu trinken. Das war
unsere erste persönliche Begegnung mit dem so genannten Feind.
Am 13.04.1945 wurden wir amerikanisch besetztes Gebiet.
Zettel wurden verteilt mit dem ersten Befehl, Krafträder, Fotoapparate, Schuss-
und Stichwaffen abzugeben. Ausgang war von 8:00 bis 18:00 Uhr. In der anderen
Zeit durfte niemand auf der Straße sein. In den nächsten Tagen rollten nun die
Amis durch unseren Ort. Sie warfen Schokolade von den Autos und die Bevölkerung
begrüßte sie mit Blumensträußen. Alle waren froh, dass für uns persönlich der
Krieg zu Ende war. Es gab aber noch keinen Waffenstillstand. Unsere Soldaten
mussten immer noch ihr Leben einsetzen, um das bisschen Heimaterde zu
verteidigen. Viele starben dabei noch in den letzten Stunden.
Gearbeitet wurde bei uns nicht mehr. Alle waren in der Ausgangszeit auf den
Straßen, um etwas zu erfahren. Wir hatten ja keinen Strom mehr und waren von
der Welt abgeschnitten. Die Fremdarbeiter und Kriegsgefangene bekamen jetzt
durch die Amis ihre Freiheit wieder. Sie plünderten die Geschäfte. Manchen war
da etwas bange geworden. Die russischen Gefangenen führten sich am schlimmsten
auf. Aber man konnte es ihnen ja gar nicht verdenken bei dem vielen Leid, was
sie durch den Krieg erleben mussten.
Am 19.04.1945 bekamen wir einen Kommandanten und es kehrte wieder etwas Ordnung
ein. Es wurden Schilder in fünf Sprachen angebracht: „Wer plündert wird
erschossen!“ Und die Fremdarbeiter und Krieggefangenen mussten sich auch an die
Sperrzeiten halten. Die Amis hatten jetzt den Ort besetzt und fuhren laufend
Streife. Das war sehr beruhigend für unsere Leute und ich bekam das gute
Gefühl, dass alles zu ertragen sein wird. Wir waren nur aufgehetzt und belogen
worden.
Am 22.04.1945 bekamen wir wieder Strom und Wasser. Jetzt konnten wir wieder die
Nachrichten hören. Das traurigste war, dass immer noch gekämpft wurde. Dabei
reichten sich die Amis und die Russen in unserem Land bald die Hände.
Im Ort wurde eine neue Verwaltung gebildet, meistens alte
Demokraten und vernünftige Personen. Die Gefangenen und Zwangsarbeiter wurden
wieder in ihre Heimat zurückgeführt.
Es wurde auch Unterstützung gezahlt. Ich bekam nichts, weil ich noch ein
Sparguthaben besaß.
08.05.1945 - nun war der Krieg zu Ende und endlich ruhten
die Waffen. Wir hatten uns den Frieden etwas anders vorgestellt. Die vielen
Opfer und alles nur wegen eines größenwahnsinnigen Machthabers. Wie verraten
wir uns alle vorkamen. Hoffentlich würde die Menschheit nun schlauer und sich
nicht wieder von fanatischen Politikern gegeneinander aufhetzen lassen.
Mit meinen Gedanken war ich immer bei meinen Mann. Lebte er
noch? Würde er wieder heimkehren? Die Gedanken fanden keine Ruhe. Die einzige
Freude war meine kleine Uta, und ich gab ihr die ganze Liebe und Zärtlichkeit
nach der ich mich so sehnte.
In den Baracken am Bahndamm wurden Neger einquartiert. Abends
spielten sie auf unserer Wiese ihren Ballsport. Die Uta und andere Kinder
schauen zu und wurden mit Schokolade beschenkt. Es waren nicht die
schlechtesten Menschen. Wie konnten wir uns nur so verhetzen lassen?
Am 28.05.1945 veranstalteten die Amis den ersten
Tanznachmittag. Deutsche Mädels waren auch eingeladen, aber meistens gingen nur
Polinnen und Russinnen hin.
Die Verdunkelung wurde wieder aufgehoben. An die Helligkeit
auf den Straßen und Wohnungen musste man sich nach all den Jahren erst wieder
gewöhnen. Die Eisenbahnen fuhr die ersten Holz- und Kohletransporte.
Rote Kreuz Autos kamen und brachten Medikamente und die Gaststätten öffneten
ihre Pforten. Jetzt wurden auch die verschleppten Russen abtransportiert. Die
Bevölkerung musste für Kleidung und Decken sorgen. Das hatten diese armen
Menschen auch dringend gebraucht, sie besaßen nur alte Wattejacken.
05.06.1945 - jetzt sah man laufend heimkehrende Soldaten auf
den Straßen. Ich freute mich darüber, obwohl ich vielleicht einmal bis zuletzt
warten musste. Aber das wollte ich, die Hauptsache mein Mann kommt wieder.
Auf der Autobahn kamen viele durchziehende Flüchtlinge aus
dem Osten. Sie rissen alle wegen den Russen aus. Meistens waren es Frauen mit
Kindern auf den Handwagen. Meine Mutter gab vielen Unterkunft und Bleibe, der
Heuboden genügt ihnen ja schon. Auch konnten sie sich im Waschhaus gründlich
waschen und eine warme Mahlzeit stand auch bereit. Es waren bedauernswerte
Menschen, die ihren Besitz und ihre Heimat verloren hatten. Da konnten wir noch
von einem großen Glück reden.
Unser Kränzel [13] traf sich jeden Tag, es gab immer viel Neues zu berichten. Plötzlich tauchte
das Gerücht auf, der Ami zieht wieder ab. Thüringen würde von den Russen
besetzt. Das hätten unsere Sieger so vereinbar. Da wurden wir ganz schön
unruhig und es hieß abwarten.
Mein Bruder Herbert stand plötzlich vor der Tür. Wir waren alle ganz
überglücklich und dem Schicksal sehr dankbar. Herbert war kurz in englische
Gefangenschaft geraten, und konnte sich in die englische Zone, zu Onkel Ludwig
nach Wuppertal entlassen lassen. Er wollte nur eine kurze Rast bei uns einlegen
und da weiter. Kaum war er hier, da mussten
wir erleben, wie die Amis an einem Vormittag abzogen und kurz darauf die Russen
erschienen. Wir waren alle schockiert und für Herbert war es nicht mehr möglich
zu seiner Familie nach Markranstädt zu reisen. Er wollte so schnell wie möglich
in die englische Zone. Die Mutter packte ihm einen Rucksack mit Wäsche und
Lebensmitteln und verlies uns abends. Wir hatten in dieser Nacht nur geweint
und gebetet, dass er glücklich über die Grenze kommt. Er war zwar in eine
russische Kontrolle geraten und seinen Rucksack mit all den schönen Sachen
wurde er los. Aber sie ließen ihn laufen. Nach dieser Nachricht fiel uns allen
ein Stein vom Herzen. Am 04.07.1945 wurden wir russisch besetzte Zone. Wir
hatten wieder die ersten persönlichen Begegnungen mit ihnen. Es war ein
regnerischer Tag. Plötzlich hielt an unserer Kreuzung [14] eine Autokolonne vollbesetzt mit Soldaten. Es kam ein ganz schlimmer
Gewitterguss und sie sprangen von ihren offenen Karren zum Schutz in die
Häuser. Unser Vorbau wurde vollbesetzt von ihnen. Ich nahm die Uta auf dem Arm
und die Mutter öffnete die Haustür und bat sie zu uns herein. Sie lehnten aber
ab. Nach einer Weile kam ein Soldat herein, besah sich sämtliche Zimmer und
zeigte auf die große Stube mit der Bemerkung: „Mutter wir wollen hier essen.“.
Mit den Händen zeigte er 10. Ich deckte den Tisch, so wie es sich für Gäste
gehört, mit weißem Tafeltuch, mein tägliches Silberbesteck, gutem Porzellan, Gläser
und wartete. Nach geraumer Zeit betraten 10 Männer in deutschen Soldatenregenumhängen
das Haus. Als sie diese ablegten kamen hohe Offiziersränge mit vielen Orden zum
Vorschein. Sie waren alle pudelnass und Mutter verteilte gleich Handtücher zum
abtrocknen und zeigte in das Bad. Der Bursche schleppte das Essen und Trinken
herein und wir wurden aufgefordert mitzuessen. Mit fünf Offizieren konnte ich
mich gut in Deutsch unterhalten. Die anderen hörten mir zu. Sie wollten wissen,
wie der Ami zu uns gewesen war. Als ich Ihnen sagte, dass wir keine
Schwierigkeiten hatten, gaben sie mir zur Antwort: „Wir sind auch keine
schlechten Menschen.“ Ihre Essenreste durften wir alle behalten. Der Bursche
gab uns dann zu verstehen, dass sein Major und er hier schlafen. Die anderen
Offiziere wurden in den Nachbarhäusern untergebracht. Mit dem Burschen hatte
ich mich dann abends noch lange unterhalten. Er meinte, wenn sein Major bei uns
einquartiert würde hätten wir es gut. Viel Essen, keine Frauen, kein Alkohol.
Über den Krieg hatten wir uns auch ausgetauscht. Er warf mir vor, wir hätten
alle geklatscht, als unsere Männer in Russland einmarschiert waren. Ja sehr
schöne Soldaten, zurück nur Tode. Als ich ihm sagte, wir hätten nicht
geklatscht, nur viel geweint, Krieg sei für alle Menschen nicht gut, waren wir
uns einig. Er sagte uns noch, dass sie der Stab von der Armee wären, die
Thüringen besetzt. Der Mutter trug er auf, wann sie ihn wecken sollte. Er sagte
noch dass der Major gern Kirschen isst. Er hatte wohl unseren Kirschbaum am
Haus gesehen. In der Nacht wurden wir von zwei Posten bewacht und konnten so
eigentlich beruhigt schlafen. Am Morgen hatte die Mutter den Frühstückstisch
gedeckt und eine große Schüssel Kirschen dazu getan. Mit dem Offizier wollte
ich in ins Gespräch kommen und fragte ihn ob er deutsch spricht. Da sagte er nein,
und ich sagte also doch. Da hat er nur gelächelt. Als wir nach ihrem Weggang
den Tisch abräumten, lagen unter der Schüssel drei Hundertmarkscheine Alliiertengeld.
Ich sagte dies hebe ich als Andenken auf. Dann stellte sich heraus, dass es für
die nächste Zeit als Zahlungsmittel galt. Das hatte mir dann sehr geholfen. Ja,
das war nun die erste Begegnung mit diesen „barbarischen Bestien“ wie man uns
immer eingehämmert hatte. Hierzu muss ich noch sagen, dass jede persönliche
Begegnung, die ich in meinem späteren Leben mit diesem Menschen hatte, mich nie
enttäuschte. Keiner hatte mir Hass gezeigt oder den Sieger spüren lassen.
In unserem Ort begann wieder eine unruhige Zeit. Es wurde
viel denunziert und es wurden Menschen verhaftet, mancher ist nie
wiedergekommen. Es wurde auch viel Vieh abtransportiert. Die Not und der Hunger
wurden immer größer. Es gab jetzt Lebensmittelzuteilungen. Wer nicht arbeitete
bekam das Wenigste. Das Arbeitsdienstlager [15] war mit einer russischen Einheit belegt worden und Hermsdorf hatte einen Kommandanten
bekommen. Der Zug fuhr dreimal am Tag und die Post wurde auch wieder
ausgetragen. Die Russen begannen jetzt die Munition in der MUNA zu sprengen [16] . Jeden Tag wurde dies durch Fliegeralarm bekannt gegeben, und wir mussten
sämtliche Fenster öffnen. Das zog sich über Wochen hin. Ein Glück, dass es
damals nicht zur Sprengung kam. Da hätte in Hermsdorf kein Haus mehr gestanden.
Ich hoffte endlich etwas von meinem Mann zu hören und
meldete mich beim Suchdienst vom Roten Kreuz [17] .
Das einzige Glück war meine kleine Uta.
Unsere schönen Jugendjahre mussten wir diesen Krieg opfern,
jetzt das ganze Elend und die ungewisse Zukunft vor Augen. Das qualvolle Warten,
aber die Hauptsache Herrmann lebt und kommt wieder.
Nun ist es entschieden. Deutschland wird in vier
Besatzungszonen aufgeteilt und wir würden in der russischen bleiben. Das hat
uns alle sehr deprimiert und viele fassten in der Folge den Entschluss, die
Heimat zu verlassen.
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[1] Karl, Otto Steingrüber (Obstpächter) geb. 03.04.1887 Hermsdorf S.A. vertorben 29.08.1965 Hermsdorf
[2] Hermann Hillebrand (Kraftfahrer) Bobecker Weg 1 heute
Beethovenstraße - siehe auch 17
[3] Fürstenberg liegt am südlichen Rand der Mecklenburgischen Seenplatte
und wird vom Baalsee, dem Röbelinsee und dem Schwedtsee umschlossen. Die Havel
durchfließt die Stadt in vier (früher drei) Läufen. Der südliche
Schifffahrtskanal und der Iserdiek genannte nördliche Havellauf begrenzen das
Große Werde, eine zentrale Insel, auf der die ursprüngliche Stadtsiedlung
entstand.
Im Jahr 1938 wurde im Ortsteil Ravensbrück von der SS ein
Frauen-Konzentrationslager (KZ Ravensbrück) errichtet. Später kamen ein
Mädchenlager (KZ Uckermark) und ein Männerlager hinzu. Bis zur Befreiung am
30.04.1945 kamen hier etwa 20.000 bis 30.000 Menschen ums Leben.
In der DDR kam Fürstenberg in
den 50er Jahren zum Kreis Gransee im Bezirk Potsdam. Fürstenberg war Standort
der 2. Garde-Panzerarmee der sowjetischen Streitkräfte in Deutschland. 1958
stationierte die Sowjetunion hier für kurze Zeit zwei Abschussrampen mit sechs
Nuklearraketen des Typs R-5M (NATO-Code: SS-3 Shyster). Nach der
Wiedervereinigung Deutschlands zogen sich die Militäreinheiten 1994 in ihre
Heimat zurück.
[4] Klara, Emma Steingrüber, geborene Gräfe
[5] Schneidemühl heute Pila (Polen) | 1380 - Gründung der
Stadt Schneidemühl | 1513 - Stadtrecht“ | 1807 - Mit der Errichtung des Herzogtums Warschau kamen
Schneidemühl und der Süden der späteren Grenzmark unter polnische Herrschaft. |
1815 - Stadt wurde mit Preußen wiedervereinigt. Die Einwohnerzahl war auf 1992
gesunken. |1938 - Die Grenzmark
Posen-Westpreußen wurde aufgelöst und Schneidemühl Sitz des Pommerschen Regierungsbezirkes
„Grenzmark Posen-Westpreußen“ mit den Kreisen Schlochau, Flatow, Deutsch Krone,
Arnswalde, Friedeberg, Neustettin, Dramburg und dem Netzekreis. | 11.08.1944 -
Beginn des Baues von Panzergräben in den Wäldern am Ost- und Südrand von
Schneidemühl. | 26.01.1945 - Es wurde mit dem überhasteten Abtransport der
Zivilbevölkerung begonnen. Durch den Beschuss am 26.01.1945 durch russische Raketenwerfer
„Stalinorgeln“ wurde es zu einer Katastrophe. | 31.01.1945 - Es gelang des
Russen die „Festung Schneidemühl“ einzukesseln. 1939-1945 - Von den 45.791
Einwohnern der Stadt Schneidemühl sind 5262 gefallen und das Schicksal von weiteren
10 521 ist ungeklärt.
[6] Herbert Steingrüber, der Sohn von Otto und Emma
Steingrüber, Bruder von Ilse
[7] Der Deutsche Volkssturm wurde von der
nationalsozialistischen Regierung durch einen Führererlass vom 25.09.1944
einberufen, um die regulären Truppen der deutschen Wehrmacht zu verstärken. So
sollten alle bislang noch nicht kämpfenden waffenfähigen Männer im Alter
zwischen 16 und 60 Jahren eingezogen werden, um den Kernbereich des Deutschen
Reiches zu verteidigen und so den deutschen "Endsieg" herbeizuführen.
In den Plänen der nationalsozialistischen Regierung unter Adolf Hitler war eine
Rekrutierung von sechs Millionen Männern angestrebt.
[8] Anfang April 1945 - Zerstörung des E-Werkes und damit
Ausfall der Wasseranlage Warnsdorf, von der Hermsdorf versorgt wurde. Durch das
fehlende Löschwasser konnten am 09.04.1945 nach den Bombenangriffen auf
Hermsdorf die Brände nur eingeschränkt bekämpft werden, so dass z.B. auch die
Schule ausbrannte.
[9] Luftwaffen Munitionsanstalt zwischen Bad
Klosterlausnitz - Tautenhain - Oberndorf und Hermsdorf gelegen. Dort lagerten
enorme Mengen an Munition aller Art für die Wehrmacht, Luftwaffe und Marine.
Die später erfolgte Sprengung durch die Russen erfolgte unqualifiziert, die
größten Teile der Munition wurden dabei über große Flächen verteilt, deren
Beräumung sich über Jahrzehnte hinzog und auch im Jahr 2006 noch nicht
abgeschlossen ist.
[10] Gemeint ist die Brücke über die Bahnlinie in der
Naumburger Straße.
[11] Otto Steingrüber (Vater), Ilse Ziermann (Tochter),
Paul Koschnitzki (Leitermacher), Emil Gerth (Oberpostschaffner) und Otto
Plötner „Issel“ (Lagerhalter Konsumverein)
[12] Das „Familienhaus“ befand sich an der Naumburger
Straße, unmittelbar an der Bahnlinie. Es wurde mit Bau der Porzellanfabrik 1890
errichtet und diente als Wohnhaus für Porzellanwerkarbeiter. Es wurde als eines
der ersten Häuser im Zusammenhang mit der Erweiterung der ehemaligen
Keramischen Werke Hermsdorf abgerissen. Auf diese Stelle wurde später das im
Jahr 2006 abgerissene Kraftwerk erbaut.
[13] Kranz - Verkleinerung Kränzel - Zusammenkunft bei
Kaffee und Kuchen, auch Plauderstunde
[14] Bobecker Weg (heute Beethoven Straße) und Naumburger
Straße
[15] Reichsarbeitsdienst
Abt. 2 / 230 Hermsdorf “Wiprecht v.
Groitzsch“ Gau 25 Thüringen, Gruppe 230 Gera. - Das Arbeitsdienstlager befand
sich auf dem Gelände des heutigen Werner-Seelenbinder-Sportplatzes und der
gleichnamigen Straße. In den 1930-er Jahren erbauten sich die Arbeitersportler
dort einen Sportplatz, die durch die Nationalsozialisten nach Verbot des
Arbeitersportbundes zum Arbeitsdienstlager umgebaut wurde. 1945 begann der
Umbau zum Sportplatz und zog sich hin bis zum 27.08.1950. Eine der ehemaligen
Hallen des Arbeitsdienstlagers wurde abgebaut und am Sportplatz Oberndorf
wieder aufgestellt. Dort steht sie heute noch als Vereinsheim.
[16] Siehe auch Punkt 7 - Nach Augenzeugenberichten waren
die Druckwellen der Sprengungen so gewaltig, dass man diese noch in der Schulstraße
am Himmel, an den Wolken entlanglaufend, sehen konnte.
[17] Der Ehemann Hermann Hillebrand kam 1945 in englische
Kriegsgefangenschaft, in das ehemalige Konzentrationslager Börgermoor bei
Papenburg im Emsland (In diesen Konzentrationslager entstand das Lied „Wir sind
die Morrsoldaten“ Text: Wolfgang Langhoff und Johann Esser Melodie: Rudi Goguel
später von Hanns Eisler und Ernst Busch nachbearbeitet).
Nach erfolgter Überprüfung (bei der keine belastenden Fakten bestanden) wegen
seiner Zugehörigkeit zu SS wurde Hermann Hillebrand im September 1946 aus der
Kriegsgefangenschaft nach Hermsdorf entlassen.
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