Dr. Walter Breternitz - Zahnarzt

© Helga Petraschewsky geb. Breternitz

Ahnenreihe

 
Urgroßvater:
Großvater:
Vater:

Sohn:

Johann Nikol Breternitz (* 1795 - † 1870) - Landwirt, Schulze in Dittersdorf
Johann Heinrich Christian Breternitz (* 1824 - † 1908) - fürstlicher Rechnungsrat Rudolstadt, auch Wohnort.
Robert Breternitz (* 1875 - † 1951) - nach Studium an der TH Braunschweig Bauingenieur für Eisenbahnbau;                                                            Reichsbahnoberrat, beteiligt am Ausbau der Strecke Jena - Gera, Wohnort Rudolstadt.
Walter Breternitz (* 27.07.1909 Gerolstein - † 24.08.1998 Hermsdorf) - Zahnarzt in Hermsdorf.

 

Vita Walter Breternitz

 
Walter Breternitz wurde am 27.07.1909 in Gerolstein geboren. Die ersten fünf Lebensjahre verliefen für ihn sehr glücklich. In seiner Nachbarschaft wohnte ein kinderloses Ehepaar. Dieses besaß eine Großhandlung für landwirtschaftliche Futter- und Düngemittel, Baumaterial und Kohle. Diese hatten Walter Breternitz ins Herz geschlossen und ihn am liebsten adoptiert. 1914 verlies diese Familie Gerolstein.

Walters Vater hatte sich um eine Auslandstätigkeit beworben und wurde Abteilungsleiter bei der chinesischen Hankau - Szetschuan Staatsbahn. Dorthin brach er im April 1914 mit dem Schiff über Genua auf. Seine Familie wohnte in Rudolstadt.
Mit Ausbruch des 1. Weltkrieges kam er als Soldat nach Tsintau und geriet im Oktober 1914 in japanische Gefangenschaft, aus der er im Februar 1920 nach Rudolstadt zurückkehrte. In Jena übernahm er eine Stelle beim Betriebsamt an. Die Familie zog für 20 Jahre nach Jena, in den Fürstengraben.

Im November 1915 wurde Walter beim Großvater in Welbhausen (Mittelfranken) eingeschult. Nach dort wurde er zur Entlastung der Mutter mit jetzt 5 Kindern geschickt. Der Großvater war dort Lehrer und Kantor in einer einklassigen Schule. Nach dem plötzlichen Tod des Großvaters kam Walter Breternitz am 01.03.1917 wieder nach Hause und besuchte die Schule in Rudolstadt. Er konnte gut lernen und besuchte ab 1919 das Gymnasium und lernte Latein. 1920 zog die Familie nach Jena. Dort musste Walter wegen des Schulwechsels die Klasse wiederholen, weil er Französisch als 1. Fremdsprache bekam.

Dr. Walter Breternitz

Zu dieser Zeit fing er an zu fotografieren und behielt dieses Hobby sein Leben lang. Mit siebzehn begann er Klavierspielen zu lernen und erfreute damit seinen Vater. Auch bekam er sein 1. Fahrrad von seinem Onkel geschenkt. 1924 wurde er konfirmiert. Im Februar 1930 legt er das Abitur ab. Es folgte ein Studium der Zahnmedizin in Jena, dazwischen 1932 in Wien. Er nahm schon in der Schulzeit gern an Schul- und Wanderfahrten teil. Beim Studium mit der akademischen Freischar, da er gern reiste und Freundschaften knüpfte. Das Wandern beflügelte ihn zeitlebens, dies übertrug sich auf die gesamte Familie. Im Jahr 1933 legte er das Staatsexamen für Zahnmedizin ab.
Im Jahr 1934 schloss er das Studium ab und promovierte zum Dr. der Zahnmedizin. Im gleichen Jahr eröffnete er eine Praxis in Bad Klosterlausnitz ohne Kassenzulassung. Er hatte kaum Patienten und Einnahmen und wurde durch die Schwiegereltern unterstützt.

Am 09.07.1935 schlossen Walter Breternitz und Elfriede Döpel aus Jena standesamtlich in Jena Lichtenhain die Ehe. Seine Frau war seine erste Praxishelferin. Sie gab ihre Berufsschulausbildung (Hauswirtschaft) auf, um in der Praxis zu helfen. Am 10.07.1935 heirateten beide kirchlich in Weilar (Rhön), ein Freund war dort Pfarrer.
Am 01.03.1936 erhielt er endlich eine Kassenzulassung für Hermsdorf, weil dort Zahnarzt Dr. Nehresheim nach Gera zog. Zuvor half Dr. Breternitz wöchentlich einmal in dessen Außenpraxis in Kraftsdorf aus. Die Wohnung und Praxis befand sich zunächst im hinteren Teil der damaligen Apotheke. Am 01.04.1936 begann er und es ging ab da finanziell aufwärts.

13.01.1938 Vom Zahnarzt Dr. Breternitz lag in Hermsdorf ein Baugesuch zur Errichtung eines Wohnhauses in der Bahnhofstraße vor. Die Genehmigung wurde erteilt, mit der Vorgabe, dass die Dachgestaltung den anderen Wohnhäusern angepasst wird. 1939 erfolgte der Einzug in das neu gebaute Haus, Am Bahnhof (heute Eisenberger Str. 108). Im Haus befanden sich die Wohnung, Praxis und Laborräume.

Bei der Standortfrage spielte sicher der Beruf des Vaters Robert eine Rolle, weil schon immer ein Hang zur Eisenbahn bestand.
Eine Sprechstundenhilfe wurde eingestellt, die leider mit 17 Jahren verstarb. Danach wurde Margot Kirchner eingestellt, die Dr. Breternitz treu und pflichtbewusst bis zur Rente zur Seite stand und bei dessen Kindern beliebt war.

In den Jahren 1937 bis 1945 wurden den Eheleuten fünf Kinder geboren, die alle die Hebamme Cäcilie Klara Winterstein zur Welt brachte:

                               Jürgen    * 24.08.1937
                               Helga      * 02.05.1939
                               Runhild  * 01.03.1942 † 03.10.1997
                               Hartmut  * 02.08.1943 † 16.06.2003
                               Uta          + 18.02.1945.

Dr. Walter Breternitz wurde zur Wehrmacht eingezogen. Aus dem Kriegsdienst wurde er 1940 wegen eines Hörschadens und der zahnärztlichen Versorgung in Hermsdorf entlassen.
Die Familie hatte den Krieg überstanden. Es folgte aber eine harte Notzeit, geprägt von Hunger, Kälte, schlechter Kleidung. Die Flüchtlinge, die zahlreich nach Hermsdorf kamen, traf es noch mehr. Die Kinder wurden unsere Schulkameraden und die Familien integriert, zum Beispiel die Familien Heike (Eisenberger Str. 48), Bernhard (Lessingstr. 33), Haulitscheck.

Ich unterhielt mich mit meinem Vater über sein Leben. Er sagte mir: „Ich hatte 40 Jahre lang einen vollen Arbeitstag, um für meine große Familie Geld zu verdienen. Da blieb kaum Zeit für Extras.“
Die Wochenenden, außer wenn er Sonntags Bereitschaft hatte, wurden stets der Familie gewidmet: Wanderungen, musizieren, Lieder lernen, Sport, vorlesen - um einiges zu nennen. Unser Vater besaß ein breites Allgemeinwissen, war technisch, handwerklich sowie musisch interessiert und hilfsbereit. Auch unsere Mutter besaß solche Züge. Wir fünf Geschwister wuchsen in großer Freiheit auf.
Bei den Patienten war Vater allseits beliebt und erfuhr teils dankbare Anerkennung, z. B. nach 1945 während der Lebensmittelknappheit (aber auch später noch) brachten Bauern z. B. eine kleine Wurst oder ein paar Eier mit. Unser Vater präsentierte diese Gaben freudig „Meine Hühner haben gelegt.“ oder „Vom Schlachtfest einen Gruß.“ Ein anderer Patient, Herr Sörgel von der Gaststätte „Kanone“ Tautenhain fragte vorher an, ob Holz zu hacken wäre. Dann wollte er lieber die Wartezeit damit verbringen. Manchmal fuhr mein Vater nach Kraftsdorf. Er nahm seine Tretbohrmaschine mit und behandelte dort Patienten. Ein Raum stand dort zur Verfügung.

Im Jahr 1977 wurde die Praxis geschlossen. Nach der Pensionierung holten die Eltern Reisen nach, wanderten viel zwischen Hermsdorf und Jena, besuchten Freunde und Verwandte in Nah und Fern.
Die Wiedervereinigung Deutschlands mitzuerleben war das größte Ereignis in Vaters Leben. Wohltätig versah er die Kirchentür in Hermsdorf mit neuer Farbe, oder erneuerte das Dach der Schutzhütte zum Weißen Berg mit einem wasserdichten Belag.

Im Jahr 1998 nahmen die gesundheitlichen Beschwerden zu: Gelenkschmerzen, Kreislaufprobleme und zunehmende Schwäche. Er starb am 24.August zu Hause ganz friedlich.

Elfriede und Walter Breternitz 1935
Elfriede und Walter Breternitz 1935


Die Kinder Jügen, Hartmut, Uta, Runhild und Helga mit der Mutter Elfriede 1951

Blick aus Richtung Bahnhofsbrücke um 1973
Blick aus Richtung Bahnhofsbrücke um 1973
1 Wohnhaus Breternitz | 2 Wohnhaus Körps, Fritz (Handel mit Musikinstrumenten, Musiklehrer) später Hutmacherin
3 Insel heute Kreisverkehr | 4 Kiosk Zeitungen, Postkarten

Walter Breternitz bei der Arbeit als Dentist
Walter Breternitz bei der Arbeit als Dentist

Dr. Walter Breternitz und Sprechstundenhilfe Margot Kirchner
Dr. Walter Breternitz und Sprechstundenhilfe Margot Kirchner

Dr. Walter Breternitz und Sprechstundenhilfe Margot Kirchner
Dr. Walter Breternitz und Sprechstundenhilfe Margot Kirchner


Blick auf das Wohnhaus 2004 - im Vordergrund der Neubau der Bahnhofsbrücke.

 
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