Georg Bocklisch - Oberlehrer, Naturfreund

* 24.01.1924 
† 03.11.2007
 

Georg Bocklisch wuchs in Albersdorf auf. Nach dem Studium an der Agraringenieurschule Stadtroda sowie Fernstudium an der „Friedrich Schiller“ Universität Jena mit Abschluss als Lehrer für Biologie folgte 1953 die erste Lehrstelle an der Schule in Quirla, dann 25 Jahre Lehrer in Albersdorf.

Von 1970 bis 1989 war Georg Bocklisch Lehrer an der Friedensschule Hermsdorf gleichzeitig Fachberater für Schulgarten und arbeitete in dieser Funktion in allen Schulen des Kreises, besonders in Hermsdorf.

Im Jahr 1973 - 1974 bildete er die Arbeitsgemeinschaft  „Agrobiologie“ an der Friedensschule. 1975 entwickelte sich an der  Friedensschule daraus die AG. " Junge Naturforscher". Deren Leiter waren Georg Bocklisch und Gisela  Mager. Von 1976 bis zum 05.10.1977 schufen die Arbeitsgemeinschaft „Junge Naturforscher“ der Friedensschule in Zusammenarbeit mit weiteren Arbeitsgemeinschaften der 2. und 3. POS den Naturlehrpfad im Zeitzgrund.

Naturlehrpfad    Naturlehrpfad   

 Naturlehrpfad    Naturlehrpfad    

Lehrer Bocklisch Weg

Mit seiner Arbeitsgemeinschaft gestaltete Georg Bocklich 1976 / 77 mit den damaligen Möglichkeiten ein Heft über den Naturlehrpfad. Darin wurde in Wort und Bild (Schülerzeichnungen) alles dargestellt, was im Naturlehrpfad zu sehen war, einschließlich historischer Hintergründe. Klick auf die Vorschaubilder für eine größere Ansicht.

Zum Tag des Lehrers am 12.06.1989 wurde er zum Oberlehrer befördert. Von 1989 bis 1991 leitete er die  Arbeitsgemeinschaftsleiter der AG „Naturforscher“ im Kinder- und Jugendzentrum Schulstraße (Mädchenschule später Berufsschule danach Pionierhaus). Auch nach der Schließung des Hauses arbeitete er im Naturschutz weiter, besonders auch am Naturlehrpfad.

1990 gründete Georg Bocklisch die damalige Naturschutzgruppe Hermsdorf mit und war deren erster Vorsitzender. Bis zu seinem Tod war er dort aktiv tätig, eine wesentliche Arbeit bestand darin, den bereits zu DDR - Zeiten erstellten Baumkataster für Hermsdorf und die Region zu aktualisieren.

Er erstellte eine Anzahl von Chroniken, so z.B. für Albersdorf und die Schule Schleifreisen.
Am 05.12.2001 wurde Georg Bocklisch in der Kreistagssitzung mit dem Umweltpreis des Saale-Holzland-Kreises geehrt.

Am 25.06.2009 wurde er und sein Lebenswerk geehrt und sein Naturlehrpfad im Zeitzgrund in "Lehrer Bocklisch Weg" umbenannt.

Loblied an den Baum
(Georg Bocklisch 22.02.1981)

Du Baum, du lebst, bist meines Lebens Born!
Wie könnt ich sein, wenn all‘ dein Sein nicht wär?
Ohn dich wär’s Leben dieser Erd‘ verloren,
das Antlitz des Planeten blieb wüst und leer.

Mit tausend Wurzeln hast du Grund gerafft
und suchst den Hort im engsten Felsenspalt.
Du schürfst die den begehrten Stoff und Saft
und ziehst ihn hoch mit staunenswertem Halt.

Dein Stamm, ein starker Säulenschaft,
trägt deiner Krone schwerer Last gar leicht.
Bestehst du Wetter Unbilden, mit Kraft
trotzt du des Sturmes Macht, die dich erreicht.

Gar viele Zweige schickst du in den Raum,
trägst ungeszählte Blätter all‘ empfangend Licht.
Wenn Energie zu neuem Stoff verwandelt kaum,
da gibst du frischen Odem in der Lüfte Schicht.

Sie zehren all‘ von dir, der Mensch, die Kreatur.
Auch spendest Schatten, milde, kühle Labe.
Wie wohlig sind die reinen Lüfte der Natur,
die du uns schenkst dank deiner Filt’rung Gabe.

Du alter Baum, welch majestetische Gestalt,
hast Menschenalter lange überlebt.
Wir schützen dich, drum werde weiter alt.
In uns’rer Umwelt Bäumen Räume gebt.

 
Pionierhaus
Georg Bocklich (2.v.l.), daneben Christa Füchsel und Johanna Wende bei einer Zusammenkunft im ehemaligen Pionierhaus Schulstraße
 

Ein Weggefährte von Georg Bocklisch - Ernst Steinert - berichtet aus dem Leben von Georg Bocklisch und stellte nachfolgende Notizen vom 80. Geburtstag zur Verfügung, die er aufgezeichnet hatte. Ernst Steiner umschrieb Georg Bocklisch als eine Person mit drei besonderen positiven Eigenschaften, er war:

  • MENSCH - der stets nach dem Spruch J.W. Goethes "Edel sei der Mensch, hilfreich und gut!" lebte
  • LEHRER - der keine Gelegenheit verstreichen ließ, sein Wissen an Jung und Alt weiterzugeben, in der Schule ebenso, wie auf einem zufälligen Treffen auf der Straße. Er konnte es nicht verstehen, wenn sich seine (Zu-)Hörer den Ausführungen verschlossen. Zu jedem Thema aus Biologie oder Naturkunde konnte sich eine "Schulstunde" entwickeln. Als Beispiel sei genannt, dass ihm Kinder eines Ferienlagers einen gefundenen Maulwurf † brachten. Diesen sezierte er mit einem Taschenmesser und machte Ausführungen über Insektenfresser und deren innere Organe. Unter den Berufskollegen waren Fachberater nicht gern gesehen. Anders bei Georg Bocklich, wo er gleich einmal den Unterricht übernahm.
  • PATRIOT - der auf seine Heimat bedacht war, historische Fakten erforschte, Chroniken verfaßte und die Natur über alles liebte. Er glaubte fest an eine Wiedervereinigung. Was er auch damit manifestierte, dass er nach der Wiedervereinigung zum Tag der Einheit 1992 hinter dem Rathaus den Hain anlegte und Bäume pflanzte - für jedes Bundesland ein Baum. (Fotos unten)
Kulturpark    Kulturpark
Kulturpark
Rathausplatz      
 
80. Geburtstag    80. Geburtstag

  80. Geburtstag
Anläßlich seines 80. Geburtstages feierte Georg Bocklich mit der Naturschutzgruppe Hermsdorf am 31.01.2004 in Possens Gaststube (Fotos oben). Anwesend waren: Georg Bocklisch und seine Frau; Walter Friedrich; Margit Blankenburg; Horst Tritten; Markus Discher; Iris Stiller; Ina Hofmann; Konrad Feix; Steffen Heimesaat und seine Frau und Ernst Steiner. Zu dieser Feier erzählte Georg Bocklisch aus seinem Leben. Ernst Steiner machte sich zu diesen Ausführungen nachfolgende Notizen:
 
  • Er stammt aus Albersdorf, einem über 800 Jahre alten Dorf, dort sind die Ahnen Bocklisch seit 1667 im Ort ansässig.
  • Georg ist dort auf dem Bauernhof mit Gastwirtschaft seiner Eltern aufgewachsen; wie damals üblich, mussten die Kinder tüchtig mitarbeiten, so dass Georg alle landwirtschaftlichen Tätigkeiten von Kind auf kennen lernte.
  • Er wurde 1930 in Albersdorf eingeschult; er hat beim dortigen Lehrer das Geigenspielen gelernt.
  • Als zweiter von drei Söhnen ging er nach der 4. Klasse nach Stadtroda auf die höhere Schule. Im Sommer fuhr er die 11 km mit dem Fahrrad, im Winter lief er zum Bahnhof Papiermühle, fuhr bis Stadtroda, so dass er schon 6:15 Uhr in Stadtroda war, die Schule aber erst um 7:00 Uhr begann. Er besuchte diese Schule 6 Jahre lang. Direktor Kaiser hatte ihn dort für den Lehrerberuf geworben.
  • Georg kam nach der Schule nach Keilhau bei Rudolstadt, wo er in 2 Jahren das Abitur ablegte und die Lehrerausbildung begann; 1941 Schulpraktikum in Erfurt, danach vormilitärische Ausbildung in Bad Berka.
  • 1942 Hochschule für Lehrerbildung in Cottbus und Vorbereitung auf die 1.Lehrerprüfung
  • Im September 1941 Einberufung zum Militär, zu den Funkern. Er wollte zur Marine, war aber gesundheitlich nicht dafür geeignet und kam zur Heeresnachrichtentruppe. Mit der 17. Panzerdivision in Russland; Lazarett in Gera; April 1944 Gebirgsjäger nach Italien; Monte Casino; Rückzug nur nachts; Herbst 1944 Rimini, dort Mittelohrentzündung, Lazarett am Ammersee, Genesungskompanie Chemnitz, Ersatzdivision Sachsen, Sudeteneinsatz; am 07.05.1945 streikte der Funkwagen, der Krieg war für ihn zu Ende.
  • Nach dem Krieg musste Georg fast 10 Jahre lang auf dem elterlichen Hof in der Landwirtschaft arbeiten, weil sein Vater und seine zwei Brüder verstorben bzw. gefallen waren und die Mutter den 25 Hektar-Hof mit ein paar Leuten bewirtschaften musste.
  • Frau Bocklisch ergänzte zwischendurch: ihre Schwiegermutter sei eine wunderbare Frau gewesen, sie habe viele schwere Schicksalsschläge ertragen, so auch den, dass Georg zwei Finger der rechten Hand in der Dreschmaschine verloren hatte.
  • Erst 1954 trat Georg in Quirla in den Schuldienst ein, kam bald nach Albersdorf, wo er 14 Jahre Landlehrer war; es sei eine schöne Zeit gewesen; er habe fast alle Fächer unterrichtet, war Klassenleiter der 5. u. 6.Klasse; 1958 bis 1961 Schulleiter; hat damals schon aktiven Naturschutz betrieben; mit Schüler-Arbeitsgemeinschaften das NSG im Waldecker Schlossgrund beräumt, Wege instand gesetzt, den Anweisungen Goethes folgend, dass die schöne Anlage im Schlossgrund mit den Ruhebänken erhalten bleiben sollte.
  • Seine Ehefrau hatte er 1945 kennen gelernt; 1946 verlobt; 1947 geheiratet. Schwiegervater Otto Hänseroth war Kantinenpächter in der Hescho.
  • Der Kreisschulrat Beck setzte ihn als Vollkraft ein, obwohl Georg nur die 1. Lehrerprüfung absolviert hatte, eine 2. Lehrerprüfung gab es zu dieser Zeit nicht mehr. Georg absolvierte von 1957 bis 1961 in Stadtroda ein Fachschul-Abendstudium zum Staatlich geprüften Landwirt, was ihm später beim Schulgartenunterricht und UTP in den umliegenden Dörfern sehr zugute kam. In diesem Zusammenhang betrieb er sehr ausführliche Bodenuntersuchungen auf der Albersdorfer Flur, als Beitrag zur heimatkundlichen Forschung.
  • 1964/65 hatte sich Georg mit Naturschutz beschäftigt; da kündigte sich an, dass die Schule in Albersdorf abgebaut wird; Georg wollte sich gern zum Biologie-Fachlehrer ausbilden lassen; deshalb ließ er sich für 4-5 Jahre als Gasthörer an der Uni Jena einschreiben; das Hausarbeitsthema hat er sich selbst gesucht: Vorkommen des Feuersalamanders im Waldecker Schlossgrund ergründen; um Jena herum gibt es keine Feuersalamander, weil das für die Larvenentwicklung notwendige Wasser im durchlässigen Kalkgestein rasch versickert. Feuersalamander wird im Volksmund auch Wassermännchen genannt, weil er besonders häufig nach Gewitterregen anzutreffen ist; man unterscheidet zwei Rassen: den Gefleckten Feuersalamander  - Salamandra salamandra salamandra (L.), der vor allem in W- u. SW-Deutschland vorkommt, und den Gebänderten oder Fleckenstreifigen Feuersalamander – Salamandra salamandra terrestris LACEPEDE, der bei uns vorkommt.
  • 1968 kam Georg an die Friedensschule nach Hermsdorf; Direktor Lothar Schreck sagte: Du bist zwar Bio-Lehrer, aber wir brauchen einen Schulgartenlehrer, das will hier keiner machen, weil man sich da die Hände dreckig machen muss. So wurde Georg bald Fachberater Schulgarten. Sein Hauptaugenmerk legte er dabei auf die Arbeitserziehung und er erarbeitete dazu eine pädagogische Lesung, die republikweit Anerkennung fand. Er leitete eine AG Agrobiologie; da kam Frau Schwarzenberg, damalige Leiterin des Pionierhauses zu ihm und bat ihn um die Übernahme der Leitung des Projektes Naturlehrpfad in Renthendorf; Georg konnte sie jedoch von einem Naturlehrpfad im Zeitzgrund überzeugen, an dem Schulen aus Stadtroda und Hermsdorf mitwirken sollten; es blieb aber bei der Mitarbeit von drei Hermsdorfer Schulen: 2.POS – Frau Mager; 3.POS – Herr Büchel und FS - Georg Bocklisch . Das war 1975.
 

OTZ vom 06.11.07

Traueranzeige

 
OTZ vom 27.06.2009
Umbenennung Lehrpfad am 25.06.2009 - dazu  OTZ.
 
Holzlandbote 01.07.2009
Umbenennung Lehrpfad am 25.06.2009 - dazu  AA "Holzlandbote"
 
Bildergalerie Versammlung Naturschutz mit Auszeichnung Georg Bocklisch 1986
Bildergalerie Aus seinem Leben und der Vorbereitung zur Umbenennung Lehrpfad
Seitenanfang