Horst Schlegel - ehemaliger Hermsdorfer - Sportler (Teil 1)

*  21.06.1920 Hermsdorf
06.01.2000 Taufkirchen
Horst Schlegel  Horst Schlegel
 
  • Vater Fleischermeister Wilhelm Schlegel
  • Mutter Else Schlegel geb. Kirchner
  • Bruder Helmut  später Inhaber der Fleischerei
  • Schule 1927 bis 1935 in Hermsdorf / Thüringen  
  • Lehre als Buchhalter HESCHO Hermsdorf
  • nach Lehre Tätigkeit als Buchhalter HESCHO
  • Ehe 1950 mit Edith Baumann aus Albersdorf
  • Sohn Christoph 1951  geboren, lebt heute in Ulm
  • Sohn Ulrich 1958 geboren, lebt heute in Taufkirchen
  • März 1953 in die BRD, dort weiter im Beruf gearbeitet
   

Der Begriff Leichtathletik war in Hermsdorf in den 1940-er und 1950-er Jahren auf das Engste mit dem Namen Horst Schlegel  verbunden. Durch seine Körpergröße für den Hochsprung prädestiniert, gewann er als 18-Jähriger die Gebietsmeisterschaft von Thüringen, wurde 1939 mitteldeutscher Meister mit für damalige Verhältnisse ausgezeichneten 1,87 m. Für den 1.SV Jena startend, erreichte Schlegel unter Anleitung des damaligen Reichstrainers für Hochsprung, Fritz Huhn, als Zweiter der Deutschen Meisterschaften 1940 mit 1,90 m seine persönliche Bestmarke hinter Hermann Nacke (1,93 m), ebenfalls Jena. Beide wurden für die 1940 anstehenden Länderkämpfe berufen. So trug Horst Schlegel im Dreiländerkampf Finnland-Schweden-Deutschland in Helsinki erstmalig das Nationaltrikot, 10 Tage später in Turin gegen Italien und anschließend in Ungarn, ebenfalls 1941 in Bukarest gegen Rumänien. In dieser Zeit entwickelte sich auch eine persönliche Freundschaft mit Rudolf Harbig, dem legendären Weltrekordler auf den Mittelstrecken.


1940 Budapest - von rechts: Rudolf Harbig, Horst Schlegel, Walter Kordmann
Bildinschrift: Mit Walter Kordmann Rudolf Harbig zum Länderkampf in Budapest 1940
gewidmet meinen alten Sportsfreund Max Leisering vom Junior Horst Schlegel.

Der 2. Weltkrieg hatte für den Sport verheerende Folgen. Zahlreiche Athleten waren gefallen, zum Krüppel geworden oder befanden sich noch in Gefangenschaft. Die Sportstätten verfielen oder wurden zweckentfremdet genutzt. Hunger und Not ließen ein planmäßiges Training nicht zu. Restriktive Verordnungen der sowjetischen Besatzungsmacht unterbanden bis zum Frühjahr 1948 den Aufbau landesweiter Sportstrukturen. Im Unterschied zu anderen Sportarten, wie Fußball, Handball und Kegeln, blieb in der Leichtathletik das Wettkampfwesen völlig unterentwickelt. Am 14. und 15.08.1948 wurden in Jena die ersten Thüringer Leichtathletikmeisterschaften nach dem Ende des 2. Weltkriegs ausgetragen. Horst Schlegel war dort als Leichtathlet in der neu gegründeten BSG Motor Jena organisiert, gleichzeitig aber auch an seinem Heimatort Hermsdorf z.B. im Handball aktiv. Unter den 1949 gemeldeten Sportlern befand sich auch Horst Schlegel, er startete damals ohne vorheriges Training und wurde im Hochsprung und Speerwerfen Thüringenmeister. Ein Höhepunkt in der Nachkriegsgeschichte der Thüringer Leichtathletik waren die Ostzonenmeisterschaften in der Leichtathletik 1949 in Jena. In sieben Disziplinen setzten sich Thüringer Sportler durch, so auch Horst Schlegel im Speerwerfen als Ostzonenmeister.

Die Aktivitäten von Horst Schlegel in der Werner-Seelenbinder-Sportstätte zählten zu den Höhepunkten bei Sport- und Betriebsfesten, insbesondere jener Speerwurf auf 59,02 m als DDR-Bestweite, der aber keine Anerkennung als offizieller Rekord finden konnte.

Im Jahr März 1953 übersiedelte - wie sehr viele Hermsdorfer in diesem Jahr - Familie Schlegel in die Bundesrepublik,  ins bayrische Taufkirchen. Inzwischen 34-jährig holte er sich dort 1954 die Titel des oberbayrischen und bayrischen Meisters im Hochsprung und den 3. Platz im Speerwerfen.

Auch in seiner neuen Heimat fand Horst Schlegel hohe Anerkennung. Organisiert war er im TSV 1893 Taufkirchen (Vils).

Er widmete sich nach seiner sportlichen Laufbahn der Malerei, war Mitglied in Künstlervereinigungen in Landshut und Erdingen, engagierte sich in der evangelischen Kirchgemeinde und dem karitativen Bereich. Nach kurzer schwerer Krankheit verstarb Horst Schlegel in seiner neuen Wahlheimat.


1.Handballjugendmannschaft des Turnerbund Hermsdorf 1931
Die Aufnahme entstand auf dem ehemaligen „Schützenhaus“ Sportplatz
01 = Schlegel, Horst
02 = Plötner, M
03 = Delle, K
04 = Peter, W
05 = Martin, H
06 =
07 = Hammelbrecht,
08 = Opel, Heinz
09 = Bachmann, Hans
10 = Opel, Siegfried
11 = Altenfelder, H
Trainer war Alfred Bauch
   

Am 10.08.1940 fand in Berlin die Deutsche Leichtathletikmeisterschaft statt. Schlegel belegte dort im Hochsprung den 2. Platz mit 1,90 m. In einem Presseartikel von 1940 heißt es dazu:

Die gute Jenenser Schule

Springt man in Jena besonders gut hoch? Das Meisterschaftsergebnis sagt zu dieser Frage: Ja! Denn Meister wurde [Hermann] Nacke (Jena); Zweiter [Horst] Schlegel (Jena). Natürlich kommt das nicht von ungefähr. Es liegt an der guten Schule, in die Fritz Huhn die Jenenser Springer genommen hat. Vor mehr als einem Dutzend Jahren [1923] war Fritz Huhn selbst Deutscher Meister, was bei einer Körpergröße von 1,67 m eine bedeutende Leistung war. Mit 1,88 m übersprang er seine eigene Größe um 21 cm. Jetzt kümmert Huhn sich um die deutschen Hochspringer. Mit den von Jena kann er natürlich am besten arbeiten, weil er sie immer um sich haben kann. Nacke und Schlegel trainieren bei ihm seit Mitte des Jahres 1939. Zuerst kam Schlegel zu ihm, dann Nacke. Schon als sie noch Schüler waren, beobachtete er sie; sie sprangen damals mit einer wilden Technik.
Jetzt hat sich das in mühevoller Arbeit geändert. Nacke und Schlegel haben sich auf den amerikanischen Rollstil umgestellt, wie ihn Johnson, Melpin, Walker und Gruyter springen.
Solche Stilumstellungen haben es in sich. Bei Höhen von 1,50 m mühten sich die beiden jungen Jeneser damit ab. Jetzt liegt ihre Grundleistung bei 1,85 m, im Wettkampf springen sie deshalb sicher 1,90, Nacke schon 1,93 und 1,95 könnte er schaffen.“

1940 und 1941 nahm Horst Schlegel an insgesamt vier Länderkämpfen teil. Er erhielt von seinem damaligen Sportclub eine Urkunde:

Urkunde Länderkämpfe

Im Dreiländerkampf 07. bis 08.09.1940 Deutschland - Finnland - Schweden erreichte Horst Schlegel als Länderkampfneuling einen 6. Platz im Hochsprung.
Länderkampfplakette 1940 Presseartikel
Helsinki
Helsinki  Helsinki  Helsinki
   
Helsinki
1940 in Helsinki
von links nach rechts:
Manfred Kersch - Horst Schlegel - Jakob Scheuring - Karl Neckermann
Helsinki
1940 in Helsinki
von links nach rechts:
?? König - Max Mayr - Hermann Eberlein - Dieter Giesen -
?? Giesen
?? Wieland - Hermann Nacke und unten Claus Ahrens
 
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