Hermann Koch Kommerzienrat - Gründer des Porzellanwerkes Hermsdorf

• 01.06.1842 Homburg
† 08.05.1905 Dresden-Blasewitz
© Friedmar Kerbe & Stefan Lechner
Hermann Koch

Im August 1844 gründete Christian Eckardt die Porzellanfabrik Kahla. Am 23.10.1844 wurde dort das erste Porzellan gebrannt. 1856 erwarb Friedrich August Koch, ein preußischer Kaufmann und Vater von Hermann Koch, die Fabrik aus einer Zwangsvollstreckung und bekam 1859 eine Konzession.

Friedrich August Hermann Koch wurde am 01.06.1842 in Homburg geboren. Als Unteroffizier der dritten reitenden Batterie des Magdeburger Feldartillerie‑Regimentnummer 4 hatte er am Deutsch-Französischen
Krieg 1870 / 1871 teilgenommen. Bereits tätig in der Porzellanfabrik Kahla seines Vaters erwarb er von diesem am 25.08.1872 den gesamten Fabrikbesitz. Selbstbewusst und mit viel Elan ging er an die Modernisierung und Erweiterung des neu erworbenen Unternehmens.

Gemeinsam mit seinem Techniker Johann Bünzli führte Hermann Koch das Unternehmen in den 1880-er Jahren zur größten Porzellanfabrik für Haushaltporzellan Thüringens. Für diese Verdienste wurde Koch
am 16.09.1885 von Herzog Ernst I. zum Kommerzienrat ernannt.

Auf Anraten und gemeinsam mit dem Bankhaus B. M. Strupp in Meiningen überführte man das Unternehmen am 05.01.1888 in eine Aktiengesellschaft und erschloss sich damit Kapitalzufluss für weitere Investitionen. Das Ergebnis des ersten Geschäftsjahres der Gesellschaft wies bereits aus, dass man bis zur Grenze der Leistungsfähigkeit ausgelastet war.

Deshalb wurde der Bau einer Filiale in Hermsdorf initiiert. Am 06.01.1890 nahm die neue Porzellanfabrik Hermsdorf - Klosterlausnitz den Betrieb auf.

Am 31.03.1896 wurde Kommerzienrat Koch und Kommerzienrat Dr. Gustav Strupp in Meiningen zu Ehrenbürgern von Hermsdorf ernannt.

Seinen Wohnsitz verlegte er nach Hermsdorf in die neu erbaute Fabrikvilla, die so den Namen „Villa Koch“ erhielt (01.05.1947 bis 30.12.1997 Kulturhaus, seit 2004 Wohn- und Geschäftshaus). In der Generalversammlung der AG, am 16.12.1890, wurde Hermann Koch zum Generaldirektor ernannt.
Er fühlte sich im Amt des Generaldirektors jedoch nicht wohl und schied am 21.12.1891 aus dem Vorstand aus.

 

Amtsblatt vom 22.01.1892

26.08.1894 - Die Porzellanfabrik Kahla, zu der die Porzellanfabrik Hermsdorf gehörte, feierte das 50jährige Betriebsjubiläum.

Die Porzellanfabrik Kahla, zu der die Porzellanfabrik Hermsdorf gehörte, feierte das 50jährige Betriebsjubiläum.
Das festlich geschmückte Werk der Porzellanfabrik Kahla.

Die Porzellanfabrik Kahla, zu der die Porzellanfabrik Hermsdorf gehörte, feierte das 50jährige Betriebsjubiläum.
Festumzug zum 50jährigen Jubiläum am 28.06.1894 der Porzellanfabrik Kahla.

Die Porzellanfabrik Kahla, zu der die Porzellanfabrik Hermsdorf gehörte, feierte das 50jährige Betriebsjubiläum.
Betriebsleitung und Gäste zum 50jährigen Jubiläum am 28.06.1894 der Porzellanfabrik Kahla.
In heller Hose und Reitstiefenl Direktor Johann Bünzli (*04.12.1854 † 18.01.1903 - lebte in der Villa Parnitzberg 1 in Kahla), rechts Herr mit Vollbart damaliger Prokorist Pötzler
weiter rechts in 2. Reihe, rundes Gesicht Direktor Hoke vor ihm in 1. Reihe Rentier Theodor Koch, Bruder des neben
ihm stehenden Kommerzienrat Hermann Koch, rechts neben diesen mit grauem Vollbart Bürgermeister Meyer,
dann Louis Struffer x Kommerzienrat Dehnie links von Direktor Johann Bünzli stehen: Fam. Prok. Bolbrinker,
Kommerzienrat Heinrich Zwickau dann aus dem Büro: Brock, Just, Curth& großer Herr mit Vollbart Brensch, Döhlau
.

 

Nach Ausscheiden aus dem Vorstand nahm Hermann Koch seinen Wohnsitz in Dresden-Blasewitz und gründete gemeinsam mit seiner Frau Nanni Koch, geborene Campbell (* 28.10.1850 † 10.04.1942), die „Hermann-und-Nanni-Koch-Stiftung" mit einem Kapital von 3 Millionen Mark.

Am 31.03.1896 wurde er Ehrenbürger von Hermsdorf.

Am 08.05.1905 verstarb Hermann Koch in Dresden-Blasewitz im Alter von 63 Jahren.

Die „Leipziger Neuesten Nachrichten" würdigte sein Lebenswerk wie folgt:

„Er gehörte zu den bevorzugten Industriellen, welchen es vergönnt war, ihr Unternehmen zu besonderer Blüte und Größe heranwachsen zu sehen…. Und nicht nur hinsichtlich der Dividenden, auch betreffs Größe steht Kahla in vorderster Reihe. Mit seiner langen Reihe von Brennöfen, seinen mehrfachen Zweigabteilungen, seinen zirka 5.000.000 Mark Betriebsmitteln und 1800 Mann Arbeitspersonal wird Kahla von keiner, anderen deutschen Porzellanfabrik übertroffen...."

Inzwischen führten intensive Recherche von Friedmar Kerbe vom Verein für Regional- und Technikgeschichte Hermsdorf e.V zur Auffindung der Grabstelle der Familie Koch auf dem Ev.- Luth. Johannesfriedhof in Dresden. Diese befindet sich dank des Engagements der dortigen Friedhofsverwaltung auch nach über hundert Jahren in einem gut erhaltenen Zustand.

Erbgrabstätte Familie Koch in Dresden - Blasewitz
Erbgrabstätte Familie Koch in Dresden - Blasewitz
   
Mit dem Fortgang von Hermann Koch aus Hermsdorf bezog kein Direktor mehr die Villa Koch. Seinen unmittelbaren Nachfolger Oscar Arke war es dort zu laut und die Umgebung passte ihm nicht, er zog nach Klosterlausnitz. Die "Villa Koch" wurde erstmals umgebaut. Weitere Umbauten sollten noch folgen. Es fand nun Verwendung als Verwaltungssitz des Porzellanwerkes - später der HESCHO. Mit der Ausnahme, dass von 1926 bis 1945 dort die Familien Meixner und Zempelin (Keramikdirektor) wohnten. Über die Geschichte der Villa Koch wird an anderer Stelle berichtet.
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