Artur Zempelin - ehemaliger Direktor Keramik HESCHO Hermsdorf

©  Stefan Lechner mit freundlicher Unterstützung von Helga Zempelin (Tochter)
Artur Zempelin

ä  21.12.1899 Zechau Kreis Gnesen (Posen)

†   10.02.1952 Redwitz an der Rodach

Adressbucheinträge für Hermsdorf/Thüringen


1925    Artur Zempelin, Keramiker, Lessingstr. 9
1928    Artur Zempelin, Keramiker, Bahnhofstr. 35
1939    Artur Zempelin, Betriebsleiter, Bahnhofstr. 35
1939    Georg Zempelin, Bauingenieur, Gartenstraße. Die Familie Georg Zempelin (Bruder von Artur) kam als eine der ersten Flüchtlinge im Zusammenhang mit den Gebietsverschiebungen in Polen nach Hermsdorf. Sie wohnten in der Villa Engelmann (zuvor Dr. Adrian) Gutshofbesitzer in Ottendorf. Familie Georg Zempelin ging 1945 von Hermsdorf weg in den Westen.


Zur Wohnung Bahnhofstraße 35 = Im Erdgeschoss befanden sich Verwaltungsräume, in der ersten Etage Wohnungen. Bekannt ist, das dort ab 1926 bis 1934 die Familie Johannes Meixner (Leiter Hochspannung und Versuchsabteilung und) und die Familie Arthur Zemplin (Direktor Keramik) diese erste Etage bewohnten. Im Jahr 1934 mussten die Mieter ausziehen und die Villa Koche wurde komplett als Bürohaus umgebaut.
Familie Johannes Meixner zog in die Bahnhofstraße 28 in das Erdgeschoss. Im Obergeschoss wohnte die Familie Artur Petzsch - Fabrikdirektor der HESCHO. Das Dachgeschoss diente im Krieg Evakuierten aus dem Ruhrgebiet als Wohnraum. Mit Einmarsch der Amerikaner befand sich im Haus noch ein amerikanischer Regimentsgefechtsstand. (nach 1945 Wohnhaus u. a. MR Dr. Schmidt - heute Sparkasse).
Die Familie Artur Zempelin zog 1934 kurzfristig in das gerade fertig gewordene Haus Kurt Löffler Zemetrohr - Fabrikant, Am Bahnhof, heute Lessingstraße 35. Und dann in die Bahnhofstraße 30.

Artur Zempelin besuchte von 1906 bis 1914 die Grund- und Mittelschule in Tütz. Sein Vater war Eisenbahn-Stadionsvorsteher. Durch den Ausbruch des 1. Weltkrieges behindert, leistete er Kriegshilfsdienst. Er wurde dann eingezogen und war vom 15.06.1917 bis 30.04.1919 Soldat und nahm dabei von Februar bis November 1918 am Frankreichfeldzug teil.

Am 01.10.1919 trat Artur Zempelin als Volontär in die Glas- und Porzellanmanufaktur Wilhelm Lange in Göttingen ein. Im Jahr 1920 gründeten Wilhelm Lange und Albert Weger in Göttingen die Lange & Weger Porzellan- und Steingutmanufaktur, Braungeschirr. Bis zu dieser Zeit war Artur Zempelin dort tätig und wechselte 1921 nach Reichenbach.

ganz rechts Reinhard Winterstein, Sohn der Hebamme Klara Winterstein.
Büro der Porzellanfabrik Gebr. Weger Reichenbach ca. 1927 / 1928
Vorn am Tisch Otto Weger, ganz rechts Reinhard Winterstein, Sohn der Hebamme Klara Winterstein.
Albert Weger schaut zum Fenster herein.

1921 schied Albert Weger aus der Manufaktur in Göttingen aus. Bereits 1920 hatte er mit seinem Bruder Martin die Porzellanfabrik Gebr. Weger Reichenbach / Thüringen, Spezialität: indisch blaue Kaffee- und Teegeschirre, gegründet. Nach dem Tod von Martin Weger, im Februar 1927, führte Albert Weger die Fabrik, bis von den Arbeitern und Angestellten der Firma eine GmbH, vormals Gebr. Weger gegründet wurde. Diese GmbH wurde 1931 liquidiert. Von der Familie Weger gehörte niemand der GmbH an. In dem Objekt befindet sich heute die Firma müroll müller Rollladen + Rolltorbau, Hermsdorfer Str. 16A, 07629 Reichenbach.


Die Schwester von Artur, Trude Zemplin hatte Martin Weger geheiratet. Die beiden Kinder Sigrid und Fritz wurden in Reichenbach geboren. Nach dem Tod ihres Mannes zog Trude Weger geb. Zemplin nach Leipzig.
Artur Zemplin absolvierte in Reichenbach die Lehre. Nach je einem Jahr kaufmännischer und betrieblicher Ausbildung besuchte er vom 01.10.1921 bis 30.04.1923 die Staatliche Fachschule für Porzellanindustrie Selb / Bayern mit gutem Erfolg. In Selb arbeitete er während der letzten Semesterferien von Ende Juli bis Anfang September 1922 in der Porzellanfabrik Lorenz Hutschenreuther in Selb.

Am 01.04.1923 trat Artur Zempelin in die HESCHO ein und erhielt eine Stelle als Keramiker im Betriebslaboratorium. Am 13.07.1923 wurden ihm die Leitung des Laboratoriums und einiger keramischer Spezialabteilungen übertragen.

Mit Wirkung vom 12.01.1932 wurde Artur Zempelin zum Betriebsleiter Porzellan, in der neben Hochspannungs-, Niederspannungs-, chemisch-technisches Porzellan und keramische Sondermassen hergestellt wurden. Im Jahr 1936 wurde er Mitglied der NSDAP, nach dem 2. Weltkrieg gab es deshalb Probleme bei der Entnazifizierung. Artur Zempelin war politisch nicht aktiv, er stand stets in der Mitte und wollte nur seine Arbeit machen. Im Jahr 1934 gab es zum Beispiel eine Abschlussfeier der Klasse seiner Tochter. Diese sollte dort mit anderen das grüne Band bekommen, er verbat ihr die Teilnahme. Die ist der Grund, warum sie nicht auf dem Abschlussfoto zu sehen ist.

Einberufung
Einberufung zum Luftschutzlehrgang 1934 nach Gera
unten die Lehrgangsteilnehmer, ganz hinten links Artur Zempelin
Luftschutzlehrgang 1934 in Gera
Befehl des russischen Generaldirektors Jessakow im Zusammenhang mit der Entnazifizierung. Artur Zempelin, Rudolf Pfeiffer und Kurt Haubold wurden ihrer Posten enthoben.
Befehl des russischen Generaldirektors Jessakow im Zusammenhang mit der Entnazifizierung.
Artur Zempelin, Rudolf Pfeiffer und Kurt Haubold wurden ihrer Posten enthoben.
Schreiben von Artur Zempelin vom 01.04.1948
Schreiben von Artur Zempelin vom 01.04.1948
Nachdem Artur Zempelin wieder eingesetzt wurde, bekam er die Aufgabe zur Produktionsumwandlung vom Porzellanwerk Könitz von Haushalts- auf Industrieporzellan. Mit Wirkung vom 11.04.1950 wurde er nach Hermsdorf zurückversetzt.
Nachdem Artur Zempelin wieder eingesetzt wurde, bekam er die Aufgabe zur Produktionsumwandlung
vom Porzellanwerk Könitz von Haushalts- auf Industrieporzellan. Mit Wirkung vom 11.04.1950
wurde er nach Hermsdorf zurückversetzt.
 
1909 war in Könitz eine Porzellanfabrik mit vier Rundöfen in Betrieb genommen und im Jahr 1912 aufgrund stark gewachsener Nachfrage des hergestellten Haushaltporzellans erweitert worden. Am Ende des 2. Weltkrieges galt die Könitzer Porzellanfabrik als eines der bestgeführten mittelständischen Unternehmen seiner Art. Im Jahr 1948 veranlasste die sowjetische Besatzungsmacht die Übernahme des Werkes in die Sowjetische AG Keramische Werke Hermsdorf. Die Produktion wurde von Haushaltporzellan vollständig auf technisches Porzellan umgestellt. Artur Zempelin wurde nach Könitz abgeordnet. Er sollte dort, ohne entsprechende Fachkräfte und ohne weiteres Leitungspersonal die Umstellung auf die Produktion von Langstabisolatoren vornehmen. Auf sein Drängen wurden ihm dann nacheinander drei Ingenieure an seine Seite gestellt

Die Hermsdorfer Angestellten fuhren mit ihm immer wieder nach Hause, blieben dann aber später einer nach den anderen in Könitz. Diese Eheprobleme seiner Unterstellten, Probleme der Entnazifizierung und die Tatsache, dass er durch den damaligen sowjetischen Generaldirektor Jessakow und zurückgestuft der BGL-Vorsitzenden Tümmler als Direktor eingesetzt wurde, führten schließlich doch dazu, dass er Hermsdorf verlies und 1950 in den Westen ging.

Mehrfach wurde er schon nach 1945 aufgefordert dies zu tun, lehnte es stets ab und argumentierte, es können doch nicht alle gehen. Umso schwerer fiel ihm sein Entschluss. Als sein Weggang in den Westen bekannt wurde, musste die Familie innerhalb von Stunden die Betriebswohnung räumen. Der Getreidehändler Gruner „Grunerts - Bäcker“ stellte sofort sein Fahrzeug zur Verfügung, um die Wohnungseinrichtung nach Reichenbach zu bringen. Dort wollte Frau Zempelin mit den Kindern bei den Verwandten unterkommen. Als der LKW beladen war, wurde alles beschlagnahmt. Man unterstellte, dass auch die Familie in den Westen wolle. Der LKW sollte „als Abschreckung“ auf dem Gelände des Betriebes „ausgestellt“ werden, dies wurde dann aber verhindert.
Kurze Zeit darauf folgte die Familie Artur Zempelin nach Redwitz, wo Artur Zempelin eine neue Anstellung fand und den Aufbau eines neuen Werkes leitete.
Im Bild mit zusehen ist Artur Zempelin.
Im Bild mit zusehen ist Artur Zempelin. Die einzelnen Porzellanteile sind mit einem Metallarmierungsverfahren zusammen gefügt. Es war der große Wunsch von Artur Zempelin dafür die Voraussetzungen auch im neuen Werk in Redwitz ‚ einzuführen, dies gelang ihm dann auch. Am 10.02.1952 wurde diese neue Anlage feierlich in Betrieb genommen. Auf dem Weg dorthin erlag Artur Zempelin einen Herzinfarkt.
   

25-jähriges Betriebsjubiläum von Artur Zempelin

Das 25-jähriges Betriebsjubiläum am 01.04.1948
von Artur Zempelin
Dokomente aus der Nachkriegszeit
Dokomente aus der Nachkriegszeit
Dokomente aus der Nachkriegszeit
Dokomente aus der Nachkriegszeit
Dokomente aus der Nachkriegszeit
Dokumente aus Familie und Sport

von links nach rechts:
Olga Zempelin geb. Seidemann unbekannt
Else Hauke geb. Klaus

von links nach rechts:
Wilhelm Hauke
Olga Zempelin geb. Seidemann
unbekannt
Else Hauke geborene Klaus
Elli Hauke

Gartenpartie
Vorn: Gretel Klaus verh. Aufmesser und Rolf Hauke 
Mitte:
Elli Hauke (Frau von Rudi) - Lene Hauke verh. Löscher - Rudi Hauke - Frau Hauke (von Richard) - Richard Hauke
Hinten: Paul Löscher - Wilhelm Klaus

01 = Fritz Härtl Brennmeister / Dirigent HESCHO Kapelle
02 = Artur Zempelin
03 = Paul Löscher
04 = Rolf Hauke Sohn von 10
05 = Lieschen Müller zu Besuch hier
06 = Fritz Müller zu Besuch hier
07 = Hugo Hauke
08 = Wilhelm Klaus
09 = Else Klaus Schwester von 14

10 = Richard Hauke
11 = Elli Hauke geb. Seidemann
12 = Olga Zempelin geb. Seidemann
13 = Lene Löscher Schwester von H.- und R. Hauke
14 = Else Hauke geb. Klaus Frau von 7 Schwester von 9
15 = Siegried Müller Tochter 5 und 5
16 = Liddy Härtl Frau von 1
17 = Gretel Klaus verh. Aufmesser

01 = Ernst Peter - Platzwart
02 = Ernst Claus - Sportwart
03 = Maximilian Müller - Schriftwart
04 = Artur Zempelin - Stellvertreter & Ältestenrat
05 = Hugo Hauke - Vereinsführer
06 = Fritz Härtl - Kassenwart - Brennmeister in der HESCHO und Dirigent der Werkskapelle
07 = Erhard Prüfer
08 = Max Freitag - Jugendwart

Kaffee im Gasthaus „Zur Köppe“ Klosterlausnitz

von links:
Artur Zempelin
Else Klaus
Gretel Klaus verh. Aufmesser
Herr Meier
Hans Klaus
Frau Meier
Wilhelm Klaus
Hugo Hauke
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