Das Schröpfen

 
Zu früheren Zeiten war es üblich, dass die Hermsdorfer Frisöre auf Anordnung der Ärzte ihre Kunden, oder besser in dem Fall Patienten, schröpften. Dr. med. Hironoski Adrian verordnete viel das Schröpfen und schickte die Patienten zu Friseurmeister Vetter. Schröpfen ist eine uralte Therapieform, die allerdings von der heutigen Medizin fast vollständig verdrängt wurde. Sie soll nach dem Prinzip der Ableitung von Krankheitsstoffen funktionieren.

Das Schröpfen galt als schmerzlindernd und allgemein durchblutungsfördernd. Schröpfen ist eine alte Technik, die schon in China in der Volksmedizin angewandt wurde, dort verwendete man bereits im 2 Jahrhundert Rinderhörner zum Schröpfen. Der durch verschiedene Methoden im Schröpfkopf erzeugte Unterdruck lässt die kleinen Hautgefäße anschwellen und erzeugt eine Hautreizung und schließlich ein künstliches Hämatom.

Wie wurde geschröpft?

  • Beim unblutigen Schröpfen - werden gläserne Saugglocken, die Schröpfköpfe, entlang der Reflexzonen auf den Rücken des Patienten gesetzt. Man versucht einen Unterdruck im Schröpfkopf zu erzeugen, so dass dieser sich an die Haut festsaugt. Mit Hilfe eines mit Äther getränkten Wattebausches, welcher in den Schröpfköpfen abgebrannt wird oder mit Hilfe einer Absaugvorrichtung entsteht ein Vakuum im Schröpfkopf. Durch den Sog auf die Haut weiten sich die Blutgefäße, das Blut kann verstärkt fließen.
  • Beim blutigen Schröpfen - wird die Haut vor dem Aufsetzen der Saugglocken ein wenig eingeritzt. Dabei fließt innerhalb von 10 bis 20 Minuten Blut in die Schröpfköpfe. Einer der Ideen hierbei ist es, mit dem Blut die vorhanden Giftstoffe aus dem Körper zu transportieren.
    Anwendung fand das Schröpfen bei: Schmerzzustände bei rheumatischen Erkrankungen und Osteoporose, Rücken- und Nackenschmerzen, Muskelverspannungen, Magen- und Darmbeschwerden, Atemwegserkrankungen und chronische Schwächezustände.

Mögliche Nebenwirkungen waren:
Nierenschwäche, Erkrankungen mit Blutungsneigung, akute Entzündungen des betreffenden Hautgebietes, letzteres besonders dann, wenn beim blutigen Schröpfen unsauber gearbeitet wurde.

Vom Friseur Alfred Vetter - der sein Geschäft in der Eisenberger Straße hatte - blieb das Schröpfbesteck erhalten.
Vom Friseur Alfred Vetter - der sein Geschäft in der Eisenberger Straße hatte - blieb das Schröpfbesteck erhalten. 
Schröpfschnäpper
Schröpfschnäpper
Mit diesem Gerät (von ca. 1790 - 1910 im Einsatz) wurde die Haut des Patienten eingeschnitten.
Flügelschraube oben = damit konnte die „Schnitttiefe“ eingestellt werden. Flügelschraube rechts = Auslöser. Hebel = Spannhebel,
der die 16 Messer aus dem Gehäuse lud und in die Startstellung brachte.
Schröpfschnäpper - Unterseite - hier sind die Messer im Inneren.
Schröpfschnäpper - Unterseite - hier sind die Messer im Inneren.
Schröpfschnäpper - Die Messer in Startstellung, nun wurde der Automat aufgesetzt und der Knopf rechts gedrückt.
Schröpfschnäpper - Die Messer in Startstellung, nun wurde der Automat aufgesetzt und der Knopf rechts gedrückt.
Die 16 Messer sprangen so ruckartig aus dem Gehäuse und „ritzten“ so die Haut.
Auf diese Stelle wurde dann ein Schröpfkopf aufgesetzt.
Schröpfglas - Es wurden teilweise bis zu 10 derartige Gläser gleichzeitig angewandt.
Schröpfglas - Es wurden teilweise bis zu 10 derartige Gläser gleichzeitig angewandt.
Petroleumlämpchen
Petroleumlämpchen zum erhitzen der Schröpfgläser. Die Gläser wurden auf die betreffenden Hautpartien aufgesetzt.
Durch die Abkühlung wurde der Unterdruck erreicht und so kam der erzielte Effekt zu Stande.
Funktionsprinzip - Die Schröpfgläschen
Funktionsprinzip - Die Schröpfgläschen, hier aufgesetzt, saugen die Haut in die Gläschen.
Beim blutigen Schröpfen stand zudem eine Schüssel bereit um die Gläser zu leeren.
Die Wunden wurden dann mit Pflaster abgedeckt.