Berühmte Persönlichkeiten der Geschichte des Saale - Holzland - Kreises | |
Johann Bünzli - Direktor Porzellanwerke Kahla |
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• 04.12.1854 Nieder-Uster / Schweiz † 18.01.1903 Kahla |
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Der Einfluss Johann Bünzlis auf die technische Entwicklung der Porzellanfabrik Kahla war nicht unerheblich. Bünzli war an diesen Veränderungen als Werkmeister seit dem 01.08.1876 beteiligt, an diesen Tag wurde er eingestellt, nachdem er sich auf eine Anzeige von Koch erfolgreich beworben hatte. Hierzu gibt es eine Anekdote, deren Inhalt wahrscheinlich nicht ganz der Wahrheit entspricht: Bünzli, offenbar auf Walze, sah 1876 zum Werkstor herein und fragte nach Arbeit. Hermann Koch wollte einen Ofen umbauen lassen und guter Rat war teuer. Sowohl Koch als auch seine Arbeiter waren sich nicht über die Einrichtung des Ofens im Klaren. Bünzli wollte im Werk nach Arbeit fragen. Er musterte die im Gang befindlichen Arbeiten und brach in ein schallendes Gelächter aus. Er soll Hermann Koch gefragt habe: „Wollen Sie den Porzellanofen wirklich von Brummochsen bauen lassen?“ Koch sei starr über diese Frechheit fragte zurück: „Verstehen Sie denn etwas vom Ofenbau?“ Die Antwort war: "Na und ob!“ Hermann Koch soll darauf gesagt haben: „Na dann zeigen Sie uns, dass Sie nicht selbst ein Rindvieh sind!“ Johann Bünzli war Deutsch-Schweizer, geboren am 04.12.1854 in Nieder-Uster, in der Nähe von Zürich. Sein Vater war Landwirt und besaß einen kleinen Bauernhof. Er hatte wenig Interesse für die Landwirtschaft und erlernte den Beruf eines Schlossers in einer Waffenfabrik seines Ortes. Nach Abschluss der Lehre folgte er den Spuren seines älteren Bruders Arnold, der an der Spitze eines Porzellanunternehmens im böhmischen Eichwald stand. |
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Vor allem waren es Vasen, die er in Form und Dekor in solcher Schönheit fertigte, dass angeblich nur ein Kenner sie von den altchinesischen unterscheiden konnten. Sein Geheimnis war das Dekorieren mit einer roten Farbe unter der Glasur. Diese Fähigkeiten und seine technischen bzw. maschinellen Kenntnisse und Fertigkeiten kamen der Kochschen Fabrik zugute. Besondere Aufmerksamkeit schenkte er der neuen Massenmühle und der Mischung der Massebestandteile. Bünzli galt als der eigentliche technische Leiter des gesamten Unternehmens und hatte großen Anteil an dem wirtschaftlichen Aufstieg der Fabrik in den Folgejahren. Da die Kahlaer Fabrik zumeist Gebrauchsgeschirr herstellte, war sie vor, den Konjunkturen der Wirtschaft weniger abhängig. Die Nachfrage nach Verkaufsware wuchs so an, dass oft der Bedarf größer war als das, was man in Kahla herstellen konnte. Die Spezialität des Betriebes war das Kobaltblau, dessen Herstellung ein besonderes Verfahren erforderte. Im Inland gehörte die Hauptstadt zu den bedeutendsten Abnehmern. Man verkaufte aber auch ins Ausland, besonders nach Italien, England und auch schwunghaft nach Amerika. 1881 war die Porzellanfabrik 25 Jahre im Besitz der Kochschen Familie. Aus Anlass dieses Jubiläums fand am 17.09.1881eine große Feier im Fürstenkeller statt. Die Fabrik wurde mit 4 000 Lämpchen beleuchtet. Die Feier bei Tafel und Ball wurde durch ein Zwischenfall getrübt. Infolge Fahrlässigkeit eines Arbeiters brach vom Heuboden der Fabrik ein Feuer aus. Die 5 Pferde konnten mit Mühe gerettet werden, der versicherte Schaden betrug 25 000 Mark. Das gestiegene Ansehen der Fabrik und die damit verbundene Hebung der heimatlichen Industrie trug sich auch dazu bei, dass Hermann Koch am 16.09.1885 vom Herzog zum Kommerzienrat ernannt wurde. Die ganze Stadt und seine auf 400 Mann angewachsene Belegschaft fühlten sich mitgeehrt. Ein zur damaliger Zeit moderner Betrieb war entstanden, in dem die Mechanisierung Einzug gehalten hatte. Die Arbeitsbedingung konnten durch die technologisch. Veränderungen im Vergleich zu den Bedingungen in der Zeit von Kochs Vater zugunsten der Arbeiter wesentlich verbessert werden. Am 05.01.1888 gründeten Kommerzienrat Koch (Porzellanfabrik Kahla), Dr. Gustav Strupp, Meinhold Strupp (Bankhaus B.M. Strupp Meinigen), Louis Strupp (Bankier Gotha), Julius Leffson (Kaufmann Meinigen) die Aktiengesellschaft. In den Aufsichtsrat wurden Gustav, Meinhold und Louis Strupp Gewählt. Der Vorstand setzte sich aus Direktor Hermann Koch, dem Techniker Johann Bünzli und dem Buchhalter Leopold Frank zusammen. Das erste Geschäftsjahr brachte gute Erfolge, man dachte über die Erweiterung des Betriebes nach. Der Bau einer Porzellanfabrik in Hermsdorf wurde begonnen. In der Generalversammlung am 16.12.1890 wurde Hermann Koch zum Generaldirektor ernannt, Johann Bünzli wurde damit zum Direktor. Prokurist Leopold Frank und Eduard Bolbrinker erhielten Prokura. Koch fühlte sich in dieser Position nicht wohl und schied am 21.12.1891 aus und verlegte seinen Wohnsitz nach Hermsdorf. |
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26.08.1894 - Die Porzellanfabrik Kahla, zu der die Porzellanfabrik Hermsdorf gehörte, feierte das 50jährige Betriebsjubiläum.
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Am 01.08.1901 konnte Johann Bünzli auf sein 25jähriges Betriebsjubiläum zurück blicken. Er hatte enormen Anteil an der Entwicklung der Porzellanfabrik Kahla und der Stadt Kahla. Bünzli hatte auch durchgesetzt, dass ein großer Betrag als Lohnzulage seit Weihnachten 1890 verteilt wurde (1901 = 46000 Mark). |
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Die Fabrik wurde nun von Karl Potzer, Eduard Bolbrink und Dr. Heinrich Lange geleitet. |
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Foto links: Familie Bünzli und Familie Lange wohnten in Kahla, in der Villa Parnitzberg 1. |
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