Verschiedene Ansichten über die Entstehung des Namens "Hermsdorf"

 

Am 10.01.1256 übereignete Heinrich der Erlauchte, Markgraf von Meißen, Landgraf von Thüringen und Pfalzgraf von Sachsen, der Oberlehnsherr "dy zcwei Dorffere Hersmestorff und Crafftinstorff mit aller Zugeherunge..." dem "ehrwürdigen Konvent zu Lusenice" als richtiges Eigentum.
Bis dahin war Hermsdorf Lehen des Adelsgeschlechtes von Kirchberg. Die Übereignung des Ortes an das Kloster zu "Lusenice" war für die Hermsdorf er mit Lehensverpflichtungen gegenüber dem Kloster verbunden. Als 'Untertanen' von „Lusenice" waren sie unter anderen gezwungen, Waffenfolge, Erbzins, Natural- und Fronsteuern zu entrichten. Glücklicherweise wurde Hermsdorf in dem zur gleichen Zeit ausgebrochenen Krieg der Kierchberger nicht verwickelt und blieb somit von Kriegshandlungen verschont.

Über die Entstehung des Namens "Hermsdorf" gibt uns die Sage folgende Auskunft:

An der Stelle, wo Hermsdorf sich jetzt befindet, lag vor langer Zeit inmitten des Waldes an der Reichsstraße ein Waldgasthof
"Zum Schwarzen Bär im grünen Walde". Ringsum wohnten hauptsächlich Köhler. Einmal beschlossen zwei Herrinnen aus Schöngleina, eine bußfertige Wallfahrt zu der wunderkräftigen Kirche zu St. Gangloff zu unternehmen. Ohne Begleitung zogen sie ihres Weges und wurden von Räubern in der Nähe des Gasthofes überfallen. Einige Köhler befreiten die hilflosen Fräuleins. Im freudigen Dank für ihre Rettung riefen sie: "Hierher muss Dorf" und erbauten zum Zeichen ihrer Dankbarkeit eine Kirche. Weiterhin beschenkten sie diese so reichlich, dass sich in ihrer Nähe viel Volk niederließ und so ein Dorf entstand. Das Dorf heißt heute noch zur Erinnerung an den Ausruf der beiden Herrinnen „Hermsdorf“.

Eine weitere Vermutung ist, dass der Name Hermsdorfs auf einen Hermann zurückzuführen ist, welcher wahrscheinlich der erste Siedler war (urkundlich wurde diese Siedlung mit "Hermannsdorf“ bezeichnet).

Diese beiden Überlieferungen sind vielen Einwohnern Hermsdorfs und denen der umliegenden Holzlanddörfer bekannt.

Eine weitere wissenschaftlichere Ansicht vertreten jedoch Pertz und von Giesebrecht, zwei Historiker des 19. Jahrhunderts, die sich um die Erforschung des deuschen Mittelalters verdient gemacht haben. Sie nehmen an, dass das in folgender Urkunde erwähnte „Ermiendorf“ mit Hermsdorf identisch ist.

Die Urkunde besagt, dass 1173 auf dem Hoftag in „Ermiendorf“ Kaiser Friedrich I. den König von Böhmen seiner Würde entsetzt und das Herzogtum an Sobeslaw gibt. Es kann sich also beim Hoftag von 1173 nur um ein Hermsdorf handeln, das weit genug abliegt, um Altenburg oder die Kaiserpfalz Kayna auszuschließen, das aber im Hinblick auf die fehlenden Eintragungen in den Reiseberichten des Kaisers wiederum nahe genug liegt. Der Zeitraum der fehlenden Eintragungen ist aber nur gering, so dass Pertz und von Giesebrecht daraus schlossen, dass mit "Ermiendorf" nur das Hermsdorf bei Eisenberg gemeint ist, da sich Friedrich I. mit seinem Gefolge (auf Grund der damaligen Verkehrsituation) nicht sehr weit entfernt haben konnte.

Die Verkehrsmöglichkeiten für den Kaisertross war die Regensburger Straße sowie die Köstritzer Straße.
Aus den Ausführungen der beiden Historiker kann man schließen, dass die Urkunde von 1256 nicht die erste ist.

Einen weiteren Gesichtspunkt zieht Muchem in Betracht, indem er die These aufgestellt hat, dass Siedlungsnamen, die in der ersten Silbe "erm", "erms" bzw. "erns" statt "erms" zeigen, von Hermunduren bewohnt waren. Weiterhin behauptet er, dass unter 47 Dörfern, die den Namen Hermsdorf führen, einige bis in die Zeit zurückreichen, in der der Name Hermunduren im Volke noch lebendig war. Somit kann "Hermsdorf" eine von "hermungläubigen" Kolonisten gegründete Siedlung sein.

Andererseits kann Hermsdorf auch von Hermunduren - gegründet worden sein, die unter dem Druck der Franken nach Osten ausweichen mussten. Der Gedanke an die Heimat, das Land der Hermunduren und an Irmingott, Irmin, Erm als Gott der Heimat, der Viehzucht, des Ackerbaus, als Beschützer der Herden usw. könnte die Wahl des Ortsnamens beeinflusst haben.

Ehe sich der jetzige Name durchsetzte, gab es im Laufe der Entwicklung noch viele andere Bezeichnungen für unsere heutige Stadt. So wurde es etwa 500. Jahre nach Beginn der Regermanisierung „Hermsrorff“ (1414), „Hermsdorp“ (1256) und wiederum später "Hermessdorf" (1529) genannt.
Die historische Entwicklung von Hermsdorf muss man in Verbindung mit dem Wirtshaus „Zum Schwarzen Bär im grünen Walde“ sehen. Das Gasthaus bildete wohl den Ansatzpunkt zu einer gleichmäßigen Entwicklung des Ortes zu beiden Seiten der Straße bis an den späteren Anger (heute Alter Markt).
Einwohnerzahlen sind aus den ersten Jahrhunderten nach der urkundlichen Erwähnung Hermsdorfs nicht bekannt.

Hermunduren

Auch wenn nicht fest steht, ob der Name Hermsdorf im Zusammenhang mit den Hermunduren zu sehen ist, so ist doch sicher, dass diese die Vorfahren der Thüringer sind.
(HERMUNDUREN - „die großen Dauerbewohner”) Ein germanischer Volksstamm, der zur Gruppe der Elbgermanen (Hermionen) zählt und im Gebiet des Oberlaufs der Elbe siedelte. Der Römer TACITUS rechnete sie zur großen Stammesgruppe der Sueben und bezeichnet sie als treu ergebene Freunde der Römer.
„Darum sind sie die einzigen Germanen, die nicht nur auf dem Uferstreifen (der Donau), sondern auch im Innern unseres Landes und in der so prachtvollen Niederlassung (Augsburg) der Provinz Rätien Handelsverbindungen haben. Überall dürfen sie ohne Wachen die Grenze überschreiten”
In Nachbarschaft zu den Hermunduren siedelten nach TACITUS die Narister, Markomannen und Quaden.
In Thüringen erbrachten archäologische Funde von Fibeln, eisernen Waffen, Terrinen, Schalenurnen und rädchenverzierten Keramikteilen Belege für dauernde Anwesenheit der Hermunduren (vgl. Name) im Thüringer Raum.
Sie wanderten vermutlich von der Elbe her allmählich nach Süden und Südwesten und drängten die vor ihnen siedelnden Veneto-Illyrer und Kelten über den Thüringer Wald ab, sofern sie sich nicht mit ihnen vermischten.
Ihrerseits trafen von Norden her kommend Angeln und Warnen auf die Hermunduren. Die Stämme gingen ineinander auf und bildeten den Stammesverband der Thüringer.