Marktweg (mit Bettelmannsteg) - Birkenlinie - Bahnhofsvorstadt - Raddatzweg

 

In der Verlängerung von Waldgasse, über den Raudenbach, in Richtung Bahnunterführung, befand sich ein Fußgängersteg, der im Volksmund früher Bettelmannsteg genannt wurde. Er gehörte zum alten Marktweg, der nach Eisenberg führte. Noch um die Jahrhundertwende, bis zum 1.Weltkrieg 1914 - 1918, liefen die Holzländer viel zu Fuß nach Eisenberg. Eine Buslinie gab es nach Eisenberg erst ab 11.07.1925. Mit der Eisenbahn musste man über Gera, nach Crossen, dann nach Eisenberg, einen großen Umweg fahren und zweimal umsteigen, sodass man schneller und billiger zu Fuß oder mit dem Pferdefuhrwerk nach Eisenberg und zurück kam.

Eisenberg war bis 1922 Kreisstadt, mit Gericht und anderen Institutionen. Die Hermsdorfer und Holzländer kauften dort ein. Besonders in den Wurstfabriken holten sie Aufputz, ein sogenanntes Zoddel - Fleisch (Knochen mit sehr wenig Fleischanteilen), was sehr billig war. Außerdem legten ihre Ersparnisse bei der Sparkasse in Eisenberg an, bezahlten Zinsen für aufgenommene Hypotheken. Damals war es gang und gäbe, dass alle Häuser mit Hypotheken belastet waren. Dadurch mussten weniger Grundsteuern bezahlt werden.
Dieser alte Marktweg begann am heutigen Alten Markt. Seine Bezeichnung erhielt er, weil die Menschen früher diesen Weg benutzen um auf den (Einkaufs-) Markt zu gehen. Er führte hinter den Gärten in der Alten Regensburger Straße am Raudenbach entlang, zum Pferdeteich, dem heutigen Freibad. Dort weiter den Berg hinauf, überquerte die Bergstraße und die Kochwinkelgasse und führte durch den Wald über den Bettelmannsteg bis nach Klosterlausnitz. Am Anfang des Grundstückes des ehemaligen Kurhauses, später Methodisten Kirche, bog er nach rechts ab durch den Zippenpiff, der Bergstraße in Klosterlausnitz. Weiter durch das Bahnhofgässchen in die Eisenberger Straße. Durch den Wald, über die Rote Pfütze und den Hühnerberg, dadurch wurde die große Straßenkurve geschnitten, nach Eisenberg.

Damals führt zwischen dem Bettelmannsteg und dem Buchborn, an der alten Kläranlage, eine breitere Brücke mit Knüppeldamm als Fahrweg zur Holzabfuhr über den Raudenbach. Durch Hochwasser wurden beide Brücken oft weggerissen und oft erneuert.

Ein Abschnitt dieses Weges, er teilte sich vor der alten Kläranlage vom Marktweg ab, lag zwischen dem Bahnhof Hermsdorf - Klosterlausnitz und der Waldgasse wurde Raddatzweg genannt. Der Wirt der Bahnhofsgaststätte hieß Alfred Raddatz, der Weg wurde natürlich oft von seinen Gästen beschritten und bekam so den Namen. Dies war später, als die Bezeichnung Marktweg schon in Vergessenheit geraten war.

Raddatzweg
Bahnhofsvorplatz 1942 (heute Busbahnhof) - die gelben Pfeile zeigen den Beginn und Verlauf vom Raddatz Weg Richtung Waldgasse.

Der ehemalige Wohnbezirk “Heinrich Heine” nahm die Waldwege, den Bettelmannsteg und die andren Brücken zu DDR Zeiten in Pflege und so blieb er als Fußgängerweg erhalten. Auch einen Steg an der früheren Hirschwiese, nach dem Forellenteich über den Raudenbach wurde gebaut. Wo sich heute Laubwald befinden, war früher eine große Wiese, die sich bis an die Eisenbahn hinzog und dem Wild zur Äsung diente. Die Grasnutzung hatte jahrelang Traugott Hänseroth, deshalb wurde sie auch die Hänseroth Wiese genannt.

Marktweg und Raddatzweg bildeten in Abschnitten eine Einheit. Sie verschwand in verschiedenen Epochen teilweise mit der Erweiterung von Hermsdorf, dem Bau der Wohnblöcke am Bahnhof und der Erweiterung der Gartenanlage. Heute sind nur noch Abschnitte davon vorhanden.

Nach alten Überlieferungen begann zwischen Bettelmannsteg und Buchborn die Birkenlinie. Ihr Verlauf bis zum Bahnhof und der Bahnhofsbrücke lässt sich nur noch erahnen. Der Teil südlich der heutigen Bahnlinie verschwand zuerst. Mit der Eröffnung der Bahnlinie am 29.07.1876 erfolgte die sichtbare Teilung der Flur zwischen Klosterlausnitz und Hermsdorf und damit auch der Birkenlinie. Das Areal um die Bahnhofsbrücke, den Bahnhof, das Gelände des heutigen Wohngebietes Am Bahnhof, Teile der heutigen August-Bebel-Straße, der Lessingstraße bis zur Goethestraße trug die Bezeichnung Bahnhofsvorstadt.
Am 01.04.1923 vereinigten sich Hermsdorf, Klosterlausnitz und Weißenborn zu einer Großgemeinde. Bereits am 01.08.1924 wurden sie wieder in einzelne Gemeinden getrennt. Das Gebiet der Bahnhofsvorstadt südlich der Bahnlinie und ein kleiner Teil nördlich der Bahnlinie (Dampf- und Sägewerk Acker) wurde Hermsdorf zugeschrieben. Die Ortsbezeichnung Bahnhofsvorstadt verfiel und die bestehenden Straßennamen Lessingstraße, Goethestraße wurden vollständig übernommen, die Bahnhofsstraße (heute Eisenberger Straße) kam als erweiterte Bezeichnung hinzu. Die Hermsdorfer Bahnhofstraße begann am Rathaus Hermsdorf und ging bis zur Bahnhofsbrücke. Der Abschnitt von Bahnhofsbrücke bis zum Bahnhof gehörte dazu. Hinter der Bahnhofsbrücke, bis nach (Bad ab 19.09.1932) Klosterlausnitz hieß die Straße weiter Bahnhofstraße, gehörte aber bis in die 1950er Jahr zu Bad Klosterlausnitz.

Bahnhofsvorstadt
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Die Gemeindegrenzen zwischen Hermsdorf und Bad Klosterlausnitz wurden mehrfach im Bereich der Bahnhofstraße verändert und Richtung Klosterlausnitz verschoben. Letztmals Mitte der 1970er Jahre.

Geht man über die Bahnhofsbrücke Richtung Bad Klosterlausnitz bis in Höhe der Tankstelle und schaut in Richtung Norden, so kann man zwischen Hermann-Danz-Straße und Erich-Weinert-Straße hindurchschauen. Bei genauer Betrachtung erkennt man noch die Reste der ehemaligen Birkenlinie. Früher war die Birkenlinie ein Waldweg, der durch Birken gesäumt war. Er führte bis hinter den heutigen Parkplatz zwischen Köppe und Autobahn.

 

Blick in die Birkenlinie
1 = Waldweg Richtung Sportplatzweg.
2 = Richtung Bad Klosterlausnitz, heute Straße ohnen Namen zwischen E-Weinert-Straße (links) und H.-Danz-Straße (rechts).
3 = Etwa Standort der heutigen Tankstelle.
 
Heute trägt die Bezeichnung Birkenlinie das Wohngebiet zwischen Hermsdorf und Klosterlausnitz. Ältere Hermsdorfer kennen und verwenden die Bezeichnung Birkenlinie noch heute für den „Waldweg“.
Beide Orte haben Fluranteile an dem heutigen Wohngebiet Birkenlinie. Einer der ersten dort neu gebauten Blöcke wird durch den Verlauf der Flurgrenzen in drei Abschnitte geteilt.
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