Anton Grigorjewitsch Rubinstein

Anton Grigorjewitsch Rubinstein

*  18.10.1906
Wichwatinez bei Balta, Podolien
†  05.02.1945
St. Petersburg
 

Anton Grigorjewitsch Rubinstein wurde am 16. November 1829 in Wichwatinez bei Balta, Podolien, geboren. Seinen ersten Klavierunterricht erhielt er von seiner Mutter. Mit 8 Jahren wurde er Schüler von A. Villoings. 1839 trat er zum ersten Mal öffentlich auf und ging 1840 mit seinem Lehrer nach Paris. Dort traf er mit Liszt zusammen, der ihn pianistisch weiter ausbildete. Eine Konzertreise führte ihn anschließend bis zum Jahre 1843 durch England, Holland, Skandinavien, Deutschland und Österreich. 1844 studierte er mit seinem Bruder Nikolai in Berlin bei Dehn Komposition. Ab 1846 lebte er in Wien und Pressburg, kehrte 1848 nach Russland zurück und ließ sich in St. Petersburg nieder, wo er mehrere Opern schrieb. Mit Unterstützung seiner Gönnerin, der Großfürstin Helena Pawlowna, unternahm er 1848 erneut eine Studienreise, die seinen Ruhm als Pianist und Komponist begründete. 1858 traf er wieder in St. Petersburg ein, wo er zum Hofpianisten und Dirigenten der Hofkapelle ernannt wurde. 1859 übertrug man ihm die Leitung der Petersburger Russischen Musikgesellschaft, und 3 Jahre später gründete er das bis heute hoch angesehene Kaiserliche Konservatorium von St. Petersburg, dessen Direktion in seinen Händen lag. 1867 ging er ein letztes Mal auf Konzertreise, leitete von 1887-1890 nochmals das Petersburger Konservatorium, bis er sich dann nach Dresden zurückzog. Noch einmal reiste er nach St. Petersburg, wo er am 8. November 1894 starb.

Anton Rubinstein ist einer der bedeutendsten und imposantesten Erscheinungen, welche aus der musikalischen Welt hervorgegangen sind. Genialität, im vollen Sinne des Wortes, ist seinem Spiel wie seinen Kompositionen eigen, also nicht nur, wie einst ein Kritiker sich ausdrückte, leuchtende, zum Himmel aufsteigende Feuersäulen, Blitz und Donner, sondern auch Rauch, Asche und Schlacken eines Vulkans.
Sein Klavierspiel ist mit keinem anderen zu vergleichen, immer großartig, hinreissend, von tiefster Wirkung, aber er gibt darin die Gegensätze unvermittelt. Er beherrscht das Instrument ganz vollkommen, doch steht bei ihm die Technik nicht an erster Stelle, es kommt ihm nicht auf absolute Korrektheit und mechanische Genauigkeit an, sondern er richtet sein Hauptaugenmerk, und zwar unwillkürlich, aus innerstem Triebe, darauf, die vorzutragenden Kompositionen ihrem Wesen nach zu beseelen und lebenvoll zu gestalten. Stürme der Leidenschaft, feinste Zartheit und Grazie kommen dabei zum Ausdruck; bald ist es Donner und Brausen, bald nur ein Lenzhauch, was er zu Gehör bringt. Ob da mal eine Note herunterfällt – was kümmert es seine gewaltig schaffenden Hände!” –
Soweit ein Zitat aus dem Buch “Berühmte Klavierspieler” von A. Ehrlich aus dem Jahre 1898, aus einer Zeit also, da Rubinstein erst vier Jahre tot war, und man annehmen kann, daß der Buchautor Rubinstein noch gehört haben muß, daß er einen solchen Eindruck hinterlassen hatte. In der Tat muß Rubinstein solche Eindrücke hinterlassen haben, denn die ganze damalige Pianistenwelt war fasziniert von dem Wesen Rubinsteins. Es muß wirklich wie ein explodierender Vulkan gewesen sein, wenn man ihn auf der Bühne erleben konnte.
Unberücksichtigt der vielen falschen Töne, die er in einem Konzert hinterließ, war man enthusiasmiert von dem musikalischen Giganten. Überall da, wo er auftrat, erregte er größtes Aufsehen, aber noch mehr eine Eigentümlichkeit, die ihm seitdem auch andere große Pianisten, wenn auch nicht in so umfassender Weise, nachgeahmt haben: er hatte nämlich ein wahres Riesengedächtnis und spielte alles aus dem Kopf, die gesamte Klavierliteratur der damaligen Zeit, auch das Schwierigste und Virtuoseste, was ihm unter die Finger kam, war nach einmaligem Hören fest verwurzelt in seinem Gedächtnis, welches ihm bis ins Alter treu blieb.


Beispielhaft für sein Klavierschaffen ist die ungeheure Virtuosität gepaart mit großer Kraftentfaltung. Einzigartig ist in seinen Klavierwerken die enorme Weitgriffigkeit seines Klavierparts, der oftmals Arpeggien und Sprünge über 2 Oktaven verlangt. Ein Zeugnis dieses Klavierstils finden wir in den neu erschienenen beiden Konzert-Walzern, die nicht nur hoch virtuos, sondern auch einen eigenen Charme vermitteln.


Rubinstein schrieb:

  • 13 Opern
  • 4 Oratorien
  • 6 Symphonien
  • 5 Klavierkonzerte
  • 3 Violinsonaten
  • 5 Klaviertrios
  • 2 Klavierquintette
  • 1 Klavierquartett
  • 10 Streichquartette
  • und eine große Anzahl Klavierwerke.