Diese Gleichschaltung erfolgte
in der Gartenanlage am 26.08.1933. Im Protokoll dieser Versammlung wurde der
gewählte 1. Vorsitzende Max Findeiß als kommissarischer Leiter genannt, die
Versammlung leitete der Ortsgruppenleiter der NSDAP Hermann Georg Richard Flemming. Zitat aus dem Protokoll:
„Herr Flemming schilderte in kurzen
Worten, dass die Zusammensetzung des Vorstandes nicht mehr den heutigen
Anforderungen entspricht und betonte gleichzeitig, dass die NSDAP sowie der
neue Gemeinderat das größte Interesse am Schrebergartenverein haben und dass
sie uns auch weitgehendst unterstützen werden. Er wünscht dem Verein für sein
weiteres Bestehen das Beste.“
Der weitere Wahlverlauf wurde
geschildert. Zwei Gartenfreunde wurden zur Wahl des 1.gestellt,
die Mehrheit entschied. Die weiteren Vorstandsmitglieder ernannten dann der 1. Vereinsführers.
Zur Wahl stellte der Ortsgruppenleiter der NSDAP Flemming die Gartenfreunde
Walter Mörschner und Max Findeiß. In der geheim durchgeführten Abstimmung
erhielt Max Findeiß 47 Stimmen (= 1. Vereinsführers), auf Walter Mörschner (= 2.
Vereinsführers) entfielen 25 Stimmen, 9 Stimmen waren ungültig. Max Findeiß als
neuer (und alter) 1. Vorsitzender, jetzt 1. Vereinsführer, bestimmte den
weiteren Vorstand.
Der Flemming verpflichtete
alle Vorstandsmitglieder durch Handschlag und betont dabei:
„… alle Parteipolitik möge innerhalb des
Vereins unterbleiben, es ist dem Verein nur nützlich, wenn er im neuen
Zeitgeist und im Sinne der Schrebergartenbewegung weiter ausgebaut wird.“
Der Landesverbandsführung
Walter Weber ersuchte den Verein am 09.09.1933 den Landesverband beizutreten,
weil dies nach den neuen Bestimmungen Pflicht sei. Die Wiederaufnahme wurde
eingeleitet. Eine monatlich erscheinende Verbandszeitung erhielt jedes Mitglied
zum Preis von 10 Pfennigen. Während der Schrebergartenverein früher Gera
unterstellt war, wurde es nun Jena. Die Einführung von vier Stunden
Pflichtarbeit wurde vom Vorsitzenden angekündigt, weil jedes Vereinsmitglied
zur Mitarbeit verpflichtet sei.
Die Statuten und Eintragungen
in das Thüringer Landesgerichtsbuch waren durch die Neuregelungen hinfällig
geworden. Der Pachtvertrag behielt seine Gültigkeit, musste aber durch alle
Gartenbesitzer unterschrieben werden.
Im März 1934 wurde der Beitritt des Vereins zum „Verband für deutsche Kultur“ vollzogen (Pflicht). Laut Schreiben des
Landesverbandes vom 30.06.1934 wurde der 15. Juli zum „Tag der deutschen Rose“ erklärt.
Alle Kleingärtner, die Rosen anbauen, sollten sich beteiligen. Der Erlös wurde
der Sammlungen „Mutter und Kind“ zugeführt.
Eine vorgesehene Eintageversicherung
für das Gartenfest in Höhe von 21 RM wurde nicht abgeschlossen, da diese Summe
zu hoch erschien. Zur Verhinderung von Unfällen sollten alle Beteiligten
Vorsicht walten lassen. Die Gemeinde teilte mit, dass das Schwimmfest um 8 Tage
verschoben wurde und der Termin des Gartenfestes am 28. und 29. Juli bestehen
bleiben konnte.
Im Protokoll der Mitgliederversammlung
vom 02.03.1935 erschien erstmals ein Sachverhalt im Zusammenhang mit der
geplanten und später gebauten Reichsautobahn. Zitat aus dem Protokoll:
„… an die Reichsautobahn ist eine Beschwerde
ergangenen mit der Bitte um Verlegung der Strecke, nicht durch die Kolonie,
sondern oberhalb derselben.“
Unter Punkt 5. der
Tagesordnung ist am 01.06.1935 zu lesen - Zitat:
„Da die Strecke der Reichsautobahn nun endgültig
festliegt, werden eine Anzahl unserer Gartenfreunde ihren Garten verlieren.
Diese werden in 1. Linie bei abgetretenen- und Anlage neuer Gärten bevorzugt.“
Die Gemeinde wurde am
27.07.1935 vom Verein ersucht, im Herbst neues Gartengelände als Ausgleich zur
Verfügung zu stellen. Darauf teilte die Gemeinde mit, dass Verhandlungen über
die Vergabe von neuem Gartenland, für Mitglieder, die durch den Autobahnbau
ihren Garten verlieren, zwischen Vereinsleiter und Bürgermeister erfolgen. In
Folge dieser Maßnahme wurde die Gartenanlage „Schillerstraße“- damit die zweitälteste
in Hermsdorf - gegründet.
Trotz Anwesenheit von Max Findeiß
führte am 14.09.1935 Walter Mörschner die Versammlung. Erst auf Anfrage des
Gartenfreunds Böhme erfolgte hierzu eine Aufklärung. Zitat:
„… Gartenfreund Mörschner erklärt, dass
er vom Stadtgruppenführer beauftragt ist, die Geschäfte des Vereins zu führen während
Gartenfreund Findeiß gleichzeitig aufgefordert war alle Befugnisse an Gartenfreund
Mörschner abzutreten. Der Grund hier zu …
1. Der Vereinsführung Findeiß hatte die
Anordnung des Stadtgruppenführers nicht
restlos befolgt.
2. Es laufen fortgesetzt Beschwerden vonseiten
der Mitglieder über Findeiß ein.
3. Der Vereinsführer Findeiß habe den
Stadtgruppenführer belogen. … „
Zu Punkt 1. und 2. gab Findeiß einer
Erklärung ab. Zu 3. wollte er sich persönlich mit dem Stadtgruppenführer
auseinandersetzen.
Das durchgeführte Gartenfest 1936 wurde
als gut eingeschätzt. Zukünftig sollte die Vorbereitung aber intensiver und
großzügiger ausgeführt werden, um zumindest den Stand früherer Jahre wieder zu
erreichen. Beim Gartenfest wurde ein Überschuss von 230,59 RM erwirtschaftet,
dieser wurde für Ausbesserungsarbeiten am Vereinsheim genutzt.
Ab 01.01.1937 wurden die einheitliche
Kassenführung aller Stadtgruppenvereine angewiesen. Dazu wurden entsprechende
Kassenbücher ausgegeben, die offensichtlich aber nicht genutzt wurden. Das
entsprechende Kassenbuch des Vereins beginnt 1929 und endet 1968.
Vom 25. bis 27.09.1937 veranstalte
der Obst - und Gartenbauverein Hermsdorf eine Ausstellung (siehe Foto nächste
Seite). Diese sollte durch Ausstellungsgegenstände entsprechende Unterstützung
finden. Zum Gartenfest führten die Hermsdorfer Gartenbaumeister eine
Besichtigung durch. Der dazu verfasste Bericht wurde verlesen. Zitat:
„Wenn auch manches Gute in diesem Schreiben
anerkannt wurde, so lässt doch besonders die nutzbare Pflege und
Bodenbearbeitung (Entsäuerung, Kohlhernie u. a.) in vielen Gärten noch
allerhand zu wünschen übrig.“
Das Gartenfest wurde ausgewertet und
ein Überschuss von 320,22 RM bekannt gegeben.
In der Aussprache wurde vorgeschlagen,
für die Organisation der Gartenfeste und zur Entlastung der Vereinsführung eine
entsprechende Festkommission zu bilden, aus der heraus jeder Festbetrieb
(Büfett, Küche, Kegelbahn, Schießbude usw.) eine ausführliche Sonderabrechnung
aufstellt. Der Überschuss aus dem Gartenfest wurde erneut für Reparaturen am
Gartenheim verwendet.
Die Vorordnung zur Schädlingsbekämpfung
vom 29.10.1937 wurde im Februar 1938 bekannt gegeben. In dieser war auch die
Entrümpelung der Gärten vorgesehen. Hoch- und Halbstämme durften nicht mehr
angepflanzt werden. Ein Pflanzenschutzwart musste eingesetzt werden, dieser
hatte mit den zuständigen Behörden zusammenzuarbeiten und übte Polizeigewalt
aus. Als Pflanzenschutzwart wurde Armin Oswald eingesetzt. |