Denkmal für Kaiser Friedrich III.

 
Festprogramm
Veröffentlichung der Festordnung im "Boten für den Westkreis am 15.06.1901 zur
Einweihung des Denkmals für Kaiser Wilhelm III. am Samstag, d. 16.06.1901
 
Veröffentlichung der Festordnung im "Boten für den Westkreis am 15.06.1901
Veröffentlichung der Festordnung im "Boten für den Westkreis am 15.06.1901
Anzeigen verschiedener Gaststätten, die sich auf dieses Ereignis eingerichtet hatten.
Links unten ist auch die Ankündigung zur Inventar-Auktion des Eigentumes von
Karl Gottlob Opel (verstorbener Gemeindevorsteher) zu sehen (klick hier).
 

(Eisenberger Nachrichten Blatt / Tageblatt Eisenberg Nr. 141 vom 19.06.1901)

 
Die Enthüllungsfeier des Kaiser Friedrich Denkmals in Hermsdorf Klosterlausnitz

hatte bereits am Sonnabend [15.06.1901] viele Gäste nach beiden Orten geführt. Den Hauptzufluss derselben aber brachte naturgemäß erst der Sonntag. Von früh an belebten Scharen von Fußgängern alle Wege, die nach den Festorten fuhren. Andere wieder eilten per Rad nach dort, wahrend das Grog der Festteilnehmer durch zahlreiche Geschirre alter Art und durch die Bahnlage ans Ziel befordert wurden. Eingeleitet wurde das Fest gegen 12 ½ Uhr mit einer gemeinsamen Tafel im Kurhaus, die von Herrn Landrat von Kropff mit einem Toast auf seine Majestät den Kaiser und seiner Hoheit den Herzog eröffnet wurde. Besondere Freude erregte folgendes von Herrn Oberst Baumbach gesandte Begrüßungstelegramm: „Bedaure aufrichtig, wegen Unwohlsein der heutigen patriotischen Feier fernbleiben zu müssen. Herzlichen Gruß. Oberst Baumbach" Ein an Seine Hoheit den Herzog nach Karlsbad Abgesandte Telegramm wurde huldvoll sofort beantwortet: „Seine Hoheit lassen für freundliche Begrüßung bestens danken. Herzogliche Adjutantur".
Inzwischen entwickelte sich vor dem Kurhaus ein reges Leben und Treiben. Militär-, Krieger-, Turn-, Gesang-, Radfahrer- und sonstige Vereine hatten sich eingefunden, und es galt nun den Festzug zu ordnen, was sicherlich keine leichte Arbeit war, da 94 Vereine es sich nicht hatten nehmen lassen, an diesem Tage ihrer Verehrung für den leider zu früh entschlafenden Kaiser Friedrich III. Ausdruck zu geben. Aber es ging alles verhältnismäßig schnell und glatt von statten und der imposante Festzug setzte sich auf der Straße nach dem Denkmal zu in Bewegung. Dichte Menschenmassen standen zu beiden Seiten der Straße und ließen den endlos erscheinenden Zug an sich vorüberpassieren. Denselben eröffneten zwei Gendarmerie-Oberwachtmeister zu Pferde, denen die Musik und das Sängerchor folgten. Dahinter schritt das Komitee, dann die Ehrengaste, worunter sich der Vertreter der Herzoglichen Regierung, Herr Staatsrat Dr. Stöhr, der Ehrenvorsitzende des Komitees, Herr Geheimer Regierungsrat Landrat v. Kropff, und Herr Baurat Schierholz - Roda befanden. Darnach folgte der Vorstand des Landesverbandes Altenburgischer Militär- und Kriegervereine, Herr Kommerzienrat Rannniger - Altenburg, welcher in Vertretung des bei der Bismarckdenkmal-Enthül1ung in Berlin weilenden Vorsitzenden Herrn Kammerherrn von Blödau erschienen war. Darauf kam das Groß der Vereine. Verschiedene Musikchöre und Trommlerkapellen waren in dem Zuge, in dem 53 Fahnen und Banner mitgeführt wurden, zweckentsprechend verteilt und unter lustigen Marschweisen ging es dem Denkmale zu. Neben den Fahnen waren auch zahlreiche Kranzspenden, von Deputationen der Vereine getragen, im Zuge zu schauen.
Beim Denkmal angelangt wurde der eigentliche Akt der Enthüllung durch das von dem Männergesangsverein Hermsdorf, Männergesangsverein Klosterlausnitz, Militärgesangsverein Klosterlausnitz, Militärgesangsverein Klosterlausnitz und dem Militärgesangsclub Hermsdorf unter Leitung des Kantors Gruner aus Klosterlausnitz wirkungsvoll vorgetragene „Hohenzollern Lied“ von Zöllner eröffnet, worauf Herr Pastor Muller - Klosterlausnitz die Rednertribüne betrat und folgende Rede hielt:
Hochansehnliche Festversammlung!

Hohenzollern Lied


Geehrte Festgenossen!
Der Tag, an welchem wir uns anschicken, das unserem hoch seligen Kaiser Friedrich III. errichtete Denkmal zu weihen und zur enthüllen, war vor 13 Jahren ein Tag tiefer Trauer für unser ganzes Deutsches Volk. Kaum drei Monate vorher war Kaiser Wilhelm der Große nach einem langen, tatenreichen und reich gesegneten Leben sondergleichen zu seinen Vätern in Frieden versammelt worden. Und in der ersten Morgenstunde des 15.06.1888 schloss auch sein hochbegabter, ruhmreicher Sohn, welchen unser ganzes deutsches Volk mit den Namen „Unser Fritz" in Liebe und Stolz sein Eigen nannte, die leuchtenden, treuen, wohlwollenden Herrscheraugen. Eine tiefe Erschütterung, eine unsagbare Trauer durchbebte damals unser Volk bei der Kunde: Auch Kaiser Friedrich liegt auf der Totenbahre. Gerecht war der Schmerz unseres Volkes!
Wenn schon die kurze Zeit seiner Regierung und die Natur seines Leidens eine größere Tatenreihe nicht mehr zuließen, so war dennoch sein Leben vor seiner Thronbesteigung so ruhmreich, dass, bei längerer Regierung von ihm das höchste und beste zu erwarten gewesen wäre. Es lohnt sich wohl, vor seinem Denkmal sich seines Lebensweges zu erinnern. Geboren am 18.10.1831, atmete sein Leben sowohl den väterlichen Geist echt Hohenzollernscher soldatischer Pflichttreue als die Liebe seiner erlauchten Mutter aus dem Hause Sachsen-Weimar zu Kunst, Wissenschaft und allem Wahren, Schönen und Guten, sowie jenes sonnige, sinnige Wesen echt deutschen Humors, das immer im rechten Augenblick zum Durchbruch kommend, die Liebe des Volkes ihm unwiderstehlich errang. Hindurchgegangen von Kind auf durch alle Militärischen Rangstufen, geleitet von den genialsten Lehrmeistern, geschmückt mit wunderbarer männlicher Schönheit, und königlicher Majestät der Erscheinung, ausgerüstet mit den herrlichsten Anlagen des Geistes und Herzens, hatte er sich zu einer solchen Kraft und inneren Harmonie entwickelt, dass er in dem Augenblicke, wo große Taten von ihm gefordert wurden, dieselben in reichsten Maße vollbringen konnte. Die Weltgeschichte kennt keinen Thronfolger, der schon vor seiner Thronbesteigung von einem solchen Ruhmeskranz und Glanz umgeben gewesen wäre, wie er. Schon in den dänischen Kriege, wo er zwar kein selbstständiges Oberkommando führte, aber die Rolle eines Vermittlers zwischen der preußischen und Österreichischen Heeresleitung zu übernehmen hatte, hat er diese unendlich schwere Aufgabe nach dem Urteil alter Eingeweihten sehr glücklich gelöst und manche anziehende unheilvolle Wetterwolke durch das Gewicht seiner Stellung und durch die Weisheit seines erfinderischen Geistes zu zerstreuen gewusst. Und mit welch einer glänzenden Reihe von Siegen hat er in dem böhmischen Kriege die preußischen Fahnen geschmückt, bis die Schlacht von Königgrätz durch sein rechtzeitiges Eingreifen bei Chlum nach einem zehnstündigen angestrengten Marsche zu einem vollständigen Triumph der preußischen Waffen führte. Der eiserne Kanzler, dessen Denkmal heute in Berlin enthüllt wird, hat es ihm bezeugt, dass seinem segensreichen Einfluss auf seinen königlichen Vater es mit zu danken gewesen sei, dass, der Friede von Niklosburg so rasch, rechtzeitig und glücklich geschlossen wurde. Vollberechtigt und wohlbegründet war die Hoffnung Kaiser Wilhelms, dass dieser sein Sohn berufen sein werde, die Zukunft Preußens und Deutschlands unter Gottes gnädigen Beistand auszubauen. Und wer wäre im deutsch- französischen Kriege wie er imstande gewesen, die 3. Armee, in deren Reihen die verschiedensten deutschen Stämme aus Nord und Süd vereinigt kämpfte, zusammen zuhalten und zum Siege zu führen! Ewig unvergessen wird es ihm bleiben, dass er nach den Siegen der anderen Armeen bei Metz nicht nach Paris marschierte, sondern in Eilmarschen nach Norden abschwenkte und dadurch den entscheidenden Sieg von Sedan mit herbeiführen half! So hat er selbst die Erfüllung seines innersten Wunsches, Preußen an die Spitze des geeinten Deutschlands zu sehen, mit verwirklicht, und als am 18.01.1871 König Wilhelm in dem Schlosse zu Versailles zum deutschen Kaiser ausgerufen wurde, war er der erste, der als erster Diener des Reichs vor seinem erhabenen Vater das Knie beugte, und ihm die Hand küsste. Aber so hoch er durch seinen Rang, sein Wissen, sein Können und seine Taten über andere hervorragte, so stieg er doch am liebsten von solcher Höhe herab, um mit den Besten seiner Zeitgenossen als Gleicher mit Gleichen zu verkehren. Diese Kunst der Demut machte ihn im besten Sinne des Wortes volkstümlich. Wohin er kam, gewann ihm seine ritterliche Erscheinung, und der Zauber seines ungesucht natürlich huldvollen Wesens die Herzen von Hoch und Niedrig im Süden und Norden wie im Sturme. So hat er am meisten dazu beigetragen, den deutschen Süden und Norden zu vereinigen und zu verschmelzen. So groß als er im öffentlichen Leben war, so erquickend ist sein Bild in seinem Familienleben. Von jenem Tage an, als er der Erwählten seines Herzens, der Prinzessin Viktoria von England in den schottischen Hochlanden von felsiger Höhe einen Zweig weißer Heideblumen, das Symbol des Glückes, brach und überreichte, um sie ahnen zu lassen, dass sie das Gluck seines Herzens in ihren Händen halte, - bis zu den letzten Augenblicken seines Lebens hat er ihr die gelobte Treue gehalten, und das süßeste Glück hat er stets in dem Schoße seiner Familie gefunden. Auch an seinem Hause ist das Kreuz nicht vorübergegangen. Als er im Jahr 1866 wie so mancher deutsche Landwehrmann Weib und Kind verlassen musste, ist es ihm sehr schwer geworden, bei dem Tode seines Sohnes Sigismund seine trauernde Gattin nicht persönlich in ihren Schmerz aufrichten zu können. Aber er brachte mit Freuden dem Vaterland dieses Opfer, durch welches das Band zwischen ihm und seinen tapferen Truppen nur fester geknüpft wurde. Aber sowohl durch diesen, wie durch den Verlust seines hoffnungsvollen 10-jährigen Sohnes Waldemar und durch die traurigen Attentate auf Kaiser Wilhelm wuchs er selbst dem schweren Kreuz entgegen, welches er im Angesicht des ganzen deutschen Volkes seinem Heiland als ein echt christlicher Held nachgetragen hat. Wie Kaiser Wilhelm noch in der letzten Stunde keine Zeit hatte, milde zu sein, so hatte auch Kaiser Friedrich bei der Nachricht von dem Tode des Vaters keine Zeit, sein Leiden fern von dem Vaterland abzuwarten, sondern der todwunde Held brach sofort auf, um seinem Vaterland mit seiner letzten Kraft bis zum letzten Hauch in der Heimat zu dienen. Und als er am 15.06.1888, früh 11 Uhr nach unsagbarer Geduld ertragenen Leiden seinen Geist aufgab, da hatte er sich selbst durch sein Heldenleben,  Leiden und Sterben in den Herzen des deutschen Volkes ein Denkmal aufgerichtet, dauernder als Erz; da stand vor unserem Volk ein Bild jener Treue bis in den Tod, welcher der Herr aller Herren die Krone des Lebens verheißt. Ja sein Leben ist ein Ehrendenkmal des Hohenzollernschen Königs- und Kaiserhauses, dessen Hoheit kein Bildwerk erreicht und das keine Zeit aus dem Herzen des deutschen Volkes austilgen wird.
Und so falle die Hülle des schlichten Denkmals, das die treue, dankbare, über Tod und Grab ausdauernde Liebe auch unseres Altenburger Landes dem zweiten Kaiser unseres wiedervereinigten deutschen Vaterlandes im deutschen Walde gesetzt hat. Und wenn sein edles Bild hereinschauen wird in unser Land, so möge es uns begeistern zur Treue gegen den großen Herrn Himmels und der Erden, aber auch zur Treue gegen unseren geliebten Herzog und Herrn und gegen Kaiser und Reich. Das walte Gott!
Unter den Klängen des Präsentier-Marsches und unter dem Reigen der Fahnen fiel die Hülle und das Denkmal zeigte sich, sonnenbeschienen, den Blicken der ehrfurchtsvoll aufschauenden Menge.
Hierauf ergriff Herr Fabrikant Ranniger - Altenburg, der im Auftrage des Vorstandes vom Landesverband Altenburgischer Militärvereine erschienen war, das Wort, um sich in kerniger Weise namentlich an die anwesenden ehemaligen Soldaten zu wenden. Er betonte in seiner Rede hauptsächlich die Liebe und Treue, die von den Altenburgischer Soldaten des Kaiserhauses stets entgegengebracht wurde. Seine Rede klang aus in ein „Hurra auf Seine Majestät den Kaiser!", in das die Anwesenden begeistert dreimal einstimmten. Herr Landrat von Kropff übergab hiernach das Denkmal der Gemeinde Klosterlausnitz unter folgenden Worten: „Unser Denkmal ist enthüllt, unsere Wünsche, alle Hoffnungen, die uns seit fast 2 Jahren bewegten, sind enthüllt. So wie uns allen, die das Glück hatten, den hochseligen Kaiser Friedrich selbst zu schauen, seine Züge eingeprägt sind, so zeigt er sich uns hier. Energisch, tatkräftig, heldenhaft, weise, gerecht und milde, leutselig gegen jedermann, blickt er zu uns herab. Möge jeder, der diese Straße wandelt und der da glaubt mit Sorgen belastet zu sein und ungerecht leiden zu müssen, im Anblick dieses Denkmals sich sagen, er war ein Kaiser und hat mehr gelitten. Möge dieser Gedanke ihn trösten und aufrechterhalten im Kampfe des Lebens. Dieses Denkmal ruft uns aber auch die Mahnung zu, dein Kaiser blickt auf dich, handle und fühle wie ein echter deutscher Mann. Ihnen allen, die Sie heute hier erschienen sind danke ich im Namen des Komitees für ihre Teilnahme, vor allem unserer Hohen Staatsregierung, von welcher ein Mitglied unter uns erschienen ist, der Königlich Preußischen Eisenbahn-Direktion, die uns diesen Platz überlassen hat, dem Vorstand des Landesverbandes der Militär- und Kriegervereine, die dies Fest mit zu dem ihrigen gemacht haben, und allen Vereinen und Korporationen, die dem Festzug sich angeschlossen und das Fest durch ihre Gegenwart verherrlicht haben. Ich danke auch der Gemeinde Klosterlausnitz, die das Denkmal in ihre Fürsorge übernehmen will und übergebe es derselben mit dem Wunsche, dass noch viele Geschlechter sich an dem Anblick dieses Denkmals erfreuen, trösten und starken mögen. Das wallte Gott!
Mit kurzen Worten des Dankes nahm Herr Gemeinde Vorsteher Vogel das Denkmal für die Gemeinde Klosterlausnitz an, worauf dann die Niederlegung der Kranzspenden seitens der damit beauftragten Deputationen erfolgte. Von den bei den Kranzniederlegungen gehaltenen Ansprachen sind besonders erwähnenswert die des Herrn Kaufmanns Alexander Schmidt-Plauen, der Namens der Einzelfahrer und Vereine des Gaues 21a des Deutschen Radfahrerbundes einen Kranz niederlegte und dabei in schwungvoller Rede für die Radfahrer Treue zu Kaiser und Reich gelobte, und die des Herrn Schneidermeisters Fuchs von der „Kameradschaft" in Eisenberg, die, ebenso schwungvoll, mit folgenden Strophen schloss:

Dem siegreichen Helden aus großer Zeit,
Dem edlen Dulder in schwerem Leid,
Dem großen deutschen Fürsten, der gut es verstand
Und den Norden und Süden in Liebe verband,
Dem leuchteten Vorbild in Ritterlichkeit,
In Treue und Milde für ewige Zeit,
Dem Sohne der Zollern aus kernfestem Holz,
Ihm, der unsre Hoffnung, unser Stolz:
Hat Thüringens Lieb’ und des Holzländers Fleiß
Dies Denkmal errichtet zu dauerndem Preis.
Im sonnigen Frieden, in Wetter und Nacht
Hält treu Kaiser Friedrich im Geiste die Wacht,
Dass Norden und Süden bleib’ innig vereint,
So lange die Sonne Alldeutschland bescheint.
Das Motto umschließ’ es als ehrendes Band:
„Mit Gott für den Kaiser, für’ s Vaterland!"

Herr Hutzelmann - Hermsdorf sprach sodann nochmals im Namen des Komitees Dankesworte an die Spender von Beiträgen, unter denen besonders die Inhaber der Porzellanfabrik zu erwähnen sind, und schloss in Bezug auf den Kaiser Friedrich, den er als den Liebling des deutschen Volkes bezeichnete, mit den Worten:
Dem Vaterland starbst Du zu früh
Das Deutsche Volk vergisst Dich nie!
Worauf er ein begeistert aufgenommenes Hoch auf unseren aller verehrten Herzog Ernst ausbrachte. Nachdem von den Sängern als Schlussgesang noch das „Dankgebet" von Kremser zu Gehör gebracht worden war, löste sich der Festzug auf, die Vereine rückten in ihre Quartiere ab und ein fröhliches Treiben war bald in den Lokalen, deren Inhaber für diesen Tag alles aufgeboten hatten, um ihren Gästen einige angenehme Stunden zu bereiten, bemerkbar. Das Tanzbein wurde von Jung und Alt gar lebhaft geschwungen, alte Bekanntschaften wurden aufgefrischt, neue angeknüpft, bis die vorgerückte Zeit den Festteilnehmern in Erinnerung brachte, dass auch der schönste Tag einmal ein Ende nehmen muss.
Das Denkmal war unterdessen von zahlreichen Besuchern belagert und in Augen­schein genommen worden. Die um den Fuß des Sockels niedergelegten prächtigen Kranzspenden, 20 an der Zahl, mit ihren Widmungen waren Gegenstand allgemeinen Interesses und bis zum Eintritt der Dunkelheit pilgerten immer neue Scharen zu dem Platze, wo dem Kaiser Friedrich III. dieser schlichte Denkstein als äußeres Zeichen der Liebe und Verehrung, die der Hochselige in allen Kreisen des Volkes genoss, errichtet wurde. Das Denkmal steht dicht hinter der Eisenbahnüberbrückung an der linken Seite der nach Hermsdorf führenden Strafe, auf Klosterlausnitzer Gebiet aber näher an Hermsdorf als an Klosterlausnitz. Auf einem Postament von Sandstein, das auf einer Unterlage von Granit ruht, steht die in Bronze gegossene Büste des Kaisers. Wenn auch nur einfach und schlicht, so macht doch das Denkmal einen freundlichen Eindruck und gereicht dem Ort zur hoher Zierde. Die Ausführung ist als eine vorzüglich gelungene und in allen Teilen saubere Arbeit zu bezeichnen. Der Entwurf rührt von dem Architekten Bauassistent Emil Günther in Gera her. Die Büste wurde in der Gladenbeckschen Bronzegießerei in Friedrichshagen hergestellt. Der Unterbau ist heimische Arbeit, er wurde von den Bildhauern Ernst Rudolph in Roda und Franz Hempel in Oberndorf ausgeführt. Das Postament trägt folgende Inschrift:

Vorderseite:
FRIEDRICH III. LERNE LEIDEN OHNE ZU KLAGEN.

Rückseite:
GEWIDMET VON SEINEN VEREHRERN IM ALTENBURGER LANDE.
Die Rechte Seite zeigt den Geburtstag * 18.10. 1831 und die linke den Todestag † 15.6. 1888 des Verewigten an.

Die am Denkmal niedergelegten Kränze waren von nachstehend verzeichneten Vereinen gestiftet worden: Gemeinde Hermsdorf, Militär-Verein ehem. 72er in Gera, Kavallerie Verein Ronneburg und Umgebung, Militär-Verein Rauschwitz, Militär-Verein Hermsdorf, Krieger- und Militär-Verein Frankenthal (Reuß j. L.) Krieger-Verein Tierschneck bei Camburg, Militär-Verein Petersberg und Umgebung, Militär-Verein Trebnitz und Umgegend, Militär-Verein Großbockedra, Krieger-Verein Ronneburg, Kameradschaft Eisenberg, Landes-Verband Altenburg, Gau 21a des deutschen Rad­fahrerbundes, Militär-Verein Thiemendorf und Etzdorf, Turn-Vereine des Reuß. Gaues, Militär-Verein Königshofen und Gösen und Gesang-Verein Königshofen, Gemeinde Klosterlausnitz und Militär-Verein Serba.

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Denkmale in Hermsdorf
Alte Postkarte des Denkmales
 
Teilaufnahme
Teilaufnahme
 
Altes Foto des Denkmales, an dieser Stelle befindet sich heute der Kreisverkehr an der Bahnhofsbrücke.
Altes Foto des Denkmales, an dieser Stelle befindet sich heute der Kreisverkehr an der Bahnhofsbrücke.
 
Alte Postkarte des Denkmales mit Rathaus.
Alte Postkarte des Denkmales mit Rathaus.
 
Alte Postkarte des Denkmales - heute Eisenberger Straße. Das gelbe Gebäude rechts ist die Villa Koch, ehemaliges Kulturhaus.
Alte Postkarte des Denkmales - heute Eisenberger Straße.
Das gelbe Gebäude rechts ist die "Villa Koch", ehemaliges Kulturhaus.
 
Das Denkmal wurde an den Klosterteich Klosterlausnitz versetzt
Mehrfach wurde davon berichtet, das die Flur im heutigen Hermsdorf, etwa von der heutigen Geoethestraße bis zum Bahnhof zu Klosterlausnitz gehörte und nach
der Trennung der am 01.04.1923 gebildeten Großgemeinde Hermsdorf, Klosterlausnitz und Weißenborn am 01.08.1924 Hermsdorf zugeschlagen wurde.
Die Hermsdorfer Obrigkeit hatte damals keinerlei Interesse an dem Denkmal, sie hatte sich auch nicht am Bau beteiligt.
Auf Beschluss der Gemeinde von Klosterlausnitzer wurde das Denkmal deshalb an den Schwanenteich umgesetzt. In beiden Weltkriegen
retteten die Klosterlausnitzer Bürger das Denkmal vor der Einschmelzung. Es wurde Metall in der Menge des Denkmales gesammelt,
zweitweise musste die Kaiserbüste vom Sockel genommen werden.
Nach dem Einmarsch der Roten Armee 1945 wurde es umgestürzt und zerschlagen.
 

Im Sockel des Denkmales wurden im Mai 1901 Dokumente eingelegt, die bei seinem Abriss 1969 gefunden wurden.

 

Die Abschrift einer dieser Urkunde lautet:

  • Die Idee zur Errichtung eines Denkmals, gelegentlich einer Geburtstagsfeier, für Kaiser Friedrich III. wurden am 18.10.1899 in Hermsdorf gefasst.
  • Die finanziellen Mittel sollten durch freiwillige Spenden aufgebracht werden.
  • In Denkmalsentwurf lieferte der Stadtarchitekt Emil Günther, Gera - Reuss, er hatte auch die Leitungen des Baues.
  • Die Bildhauer- und Steinmetzarbeiten wurden von dem Bildhauer Ernst Rudolf aus Roda (Stadtroda) und dem Steinmetzmeister Franz Hempel Oberndorf ausgeführt.
  • Die Bronzebüste wurde in der Gladbeck’schen Bronzegießerei in Berlin - Friedrichshagen gegossen.
  • Der vorgesehene Denkmalsplatz musste von der königlichen Eisenbahndirektion in Erfurt käuflich erhoben werden. Der Kaufpreis betrug 27 Pfennig je Quadratmeter, wobei 200 m² zu erwerben waren.
  • An Baukosten mussten 3000 M aufgebracht werden, welche durch freiwillige Spenden gedeckt wurden.
  • Die feierliche Enthüllung des Denkmales erfolgte am Sonntag, dem 16.06.1901.
  • Das Denkmal in Schutz und Unterhaltung zu nehmen war nur die Gemeinde, beziehungsweise der Gemeinderat von Klosterlausnitz einhellig bereit. Die Gemeinde Hermsdorf dagegen lehnte dies entschieden ab. Der von der Hermsdorfer Seite im Hinblick auf diese Sache gefasste unfreundliche Beschluss mag wohl seinen Grund mit in der feindnachbarlichen Eifersucht haben, welche die Hermsdorf Gemeinde gegenüber der Klosterlausnitzer beseelt. Unbefriedigter Gelüste nach wertvollem Klosterlausnitz Besitztum spielten hierbei die Hauptrolle.
    Die Einwohnerzahl von Klosterlausnitz beträgt zurzeit gegen 1800 Seelen.
    Die Einwohnerzahl von Hermsdorf beträgt zurzeit gegen 2700 Seelen.
  • Da der Denkmalsplatz nicht auf Hermsdorf, sondern Klosterlausnitzer Flur liegt, möchte Hermsdorf sich nicht in die Besitzverhältnisse der Nachbargemeinde einmischen.

Diese voranstehenden Angaben sind der Wahrheit gemäß niedergeschrieben von Ernst Kämpfe, Kurhausbesitzer, Kurhaus Klosterlausnitz, den 18.05.1901 nach Christie

In den Grundstein wurden weitere Urkunden eingelegt durch:
- Porzellanfabrik Hermsdorf (gegründet 1890) 600 Beschäftigte
- Bahnhofsvorstand (Skizze des Bahnhofs Hermsdorf-Klosterlausnitz, Beschäftigte 1901)
- Gemeindevertretung Klosterlausnitz
Vorgenannte Institutionen zeigten die Entstehung und Entwicklung u. a. mit Zahlenangaben auf.

   
Kopie uns Übersetzung der beiden vom Bahnhof Hermsdorf eingelegten Urkunden:

 

Text der Urkunde:

 

19.05.1901

Die anliegende Eisenbahn ist am 29. Juni 1876 von der Eisenbahn Gesellschaft Weimar-Gera gebaut und eröffnet. Bis zum Jahre 1895 wurde der Verkehr durch 8 Züge pro Tag bewältigt.

Im April 1895 wurde die Strecke von Weimar bis Gera vom Königlichen Preußischen Staat übernommen. Der Betrieb steigerte sich hierdurch so, daß 2 Schnellzüge, 12 Personenzüge, 14 Güterzüge, und da dann noch Güter zurückbleiben würden, noch 7 Bedarfsgüterzüge eingesetzt werden mußten.

Um den Verkehr z. Z. der Station anzugeben, möchte ich erwähnen, daß vom 1. August 1900 bis 31. März 1901 von hier 6272 Personen Fahrkarten gelöst haben.

Der Versand, welcher zumeist aus Holzgegenständen bestand, betrug zur angegebenen Zeit 16.000 Tonnen und der Empfang 36.000 Tonnen.

Auf der Station werden z. Z. beschäftigt:
Friedrich Elbel, Stationsverwalter
Rudolph Hiller, Gehilfe
Karl Almstedt, Gehilfe
Louis See, Gehilfe
Moritz Adlung, Weichensteller
Reinhold Trenstel, Gehilfe
Die Weichensteller Vogel, Frenster, Streinige und 6 Güterbodenarbeiter.

 

 

Text der Urkunde:

Die nebenstehende Skizze zeigt den jetzigen Zustand des Bahnhofes.
Die dem untergeordneten Bahnmeister zugeteilte Strecke von Roda bis Hermsdorf Kl. einschließlich ist eingleisig und durch die vorhandenen starken Kurven, tiefen Felseinschnitte, hohen Dämme für den Bahnbetrieb sehr gefährlich. Außerdem entstehen durch das starke Beheizen der Lokomotiven in der Steigung 1:80 häufige Waldbrände z.B. mußte die Eisenbahnverwaltung im verflossenen Jahr rd 25900 Mark Schaden bezahlen.
Meine Verwaltung darf selbst den Platz für dieses Denkmal nicht verschenken jedoch wurde derselbe für den Selbstkostenpreis vom Jahre 1875 abgelassen.
In der Hoffnung, daß dieses Denkmal als ein Zeichen der jetzigen, guten, deutschen Gesinnung noch manches Jahrhundert bestehen bleiben wird, zeichne ich den Sachverhalt ein: freundliches Prösterchen mit einem Glas Bier zurufend,
W. Throzmann
Königl. Bahnmeister

Zur Skizze aus dem Dokument der obigen Seite:

Legende:
  1. Stationsgebäude des Bahnhofes Hermsdorf-Klosterlausnitz - 29.07.1876 - Inbetriebnahme der Eisenbahnstrecke Weimar - Gera. Hermsdorf erhielt damit Anschluss an das Eisenbahnnetz. Gleichzeitig wurden an diesem Tag im Bahnhofsgebäude eine Posthilfsstelle und ein Post- und Telegrafenamt eröffnet.
  2. Güterschuppen - links im Bild erkennbar
  3. Wasserturm - zum Füllen der Wasserkessel der Dampflokomotiven nötiges Wasser wurde im oberen Teil des Wasserturmes gespeichert. Im Erdgeschoss befand sich eine Toilettenanlage. Das gesamte Gebäude wurde 1974 abgerissen.
  4. Rampe - von hier gingen Hermsdorfer Holzwaren in die ganze Welt. Im Foto werden Leitern der Fa. F.L. Klaus "Finke" verladen.
  5. Drehscheibe vor der Bahnhofsbrücke - von hier aus ging durch die Brücke auch der Anschluss zum Sägewerk Acker (6). Im Bild auch zu Erkennen die Bahnhofsbrücke (8), die 1876 in Betrieb genommen - 2004 abgerissen und durch eine neue ersetzt wurde sowie die Porzellanfabrik (7)
  6. Das 1896 gegründete Dampfsäge- und Dampfhobelwerk Acker. Dies hatte einen eigenen Gleisanschluss, der über die Drehscheibe erreichbar war. Später wurde die Drehscheibe abgebaut und der Betrieb erhielt eine eigene Laderampe neben dem Hauptgleis.
  7. Porzellanfabrik Hermsdorf erbaut 1890
  8. Bahnofsbrücke - siehe 5
  9. Standort des Denkmals - siehe auch Bildergalerie

 

Alte Postkarte mit Rückseite des Denkmales, an der Stelle befindet sich heute der Kreisverkehr an der Bahnhofsbrücke
Alte Postkarte mit Rückseite des Denkmales, an der Stelle befindet sich heute der Kreisverkehr an der Bahnhofsbrücke.
Links die Villa "Koch", ab 1949 Kulturhaus, heute Wohn- und Geschäftshaus (siehe Foto unten).
Klick auf das Foto oben für größeres Bild.
 
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