August - Bebel - Str. 10 und 12 "Gemeindehaus"

 

Wann genau die heutige August-Bebel-Straße gebaut wurde ist zur Zeit unbekannt, vermutlich Mitte der 1920er Jahre. Bis zum 15.07.1945 gehörte sie zunächst zur Uhlandstraße, von der Schillerstraße, über die Kreuzung Goethestraße, bis zum Bahnhof.
Am 16.07.1945 wurde aus einem Teilstück der Uhlandstraße die August-Bebel-Straße. Heute verläuft die Uhlandstraße über die Kreuzung August-Bebel-Straße hinaus bis zu den Garagen am Eingang zur Kläranlage, die August-Bebel-Straße reicht von der Uhlandstraße bis zum Bahnhof.

 
Baustelle Doppelhaus Uhlandstraße 10 - 12 (heute August-Bebel-Straße)

Im Jahr 1929 - sechs Jahre nach der Inflation von 1914 bis 1923 - errichtete die Gemeinde das Doppelhaus Uhlandstraße 10 - 12 (heute August-Bebel-Straße). Trotz der schweren Zeit in der Inflation wurden in Hermsdorf folgende Häuser errichtet:

  • 07.01.1921 - Baubeginn 10-Familien-Haus, Am Neuen Haus 1.
  • 01.05.1926 - Baubeginn 30-Familien-Haus Am Neuen Haus 2 bis 7, Erstbezug 1927.
  • 1928 -1929 - Baubeginn der Genossenschaftlichen Eigenheime in der "Bausi", am Bobecker Weg (bis 20.02.1953) heute Beethovenstraße.

Die Einwohnerzahl stieg zwischen 1919 (von 3142) bis 1925 (auf 3500), trotz der Gefallenen im 1. Weltkrieg, nicht zuletzt durch die weitere Entwicklung der HESCHO. Die Menschen mussten untergebracht werden.

Baustelle Doppelhaus Uhlandstraße 10 - 12 (heute August-Bebel-Straße)
Blick aus der ehemaligen Gaststätte "Thüringer Hof" auf die Baustelle des Gemeindehauses, die linke Hälfte = Nr. 10, rechts 12. Links neben der Haus Nr. 10 ist eine kleine Hütte zu sehen, noch weiter links ein Haus. Alle anderen Häuser in der August-Bebel-Straße und der Lessingstraße (etwa wo der Gartenzaun von links nach rechts steht) wurden erst nach 1929 errichtet.
Das Gemeindehaus Uhlandstraße (heute August-Bebel-Straße 10 und 12) im Jahr 1933. Rechts die Baustelle mit dem offenen Zaun ist das Grundstück vom Gärtnermeister Albrecht Schröder.
Aus alten Adressbüchern von Hermsdorf ist leider wenig zu Mietern der beiden Hauseingänge zu erfahren, da die Einträge dort unvollständig und ungenau sind, es gibt auch zahlreiche Einträge ohne Hausnummern, die nicht zugeordnet werden können.

Laut Adressbuch von 1939 wohnten im Haus:

Weiß, Frieda - Arbeiterin - Uhlandstr. 10
Weiß, Martha - Schneiderin - Uhlandstr. 10
Frentzel, Max - Porzellandreher, Uhlandstr. 10
Kutschbach, Helmut - Verwaltungsinspektor, Uhlandstr. 10
Pechmann, Emil - Arbeiter, Uhlandstr. 12
Pechmann, Werner - Friseur, Uhlandstr. 12

Laut Adressbuch von 1945 wohnten im Haus:

Günther, Max (Tischler) & Martha (Schneiderin) - August-Bebel-Str. 10
Schmidt, Georg - Porzellanarbeiter - August-Bebel-Str. 10
Die Einträge 1945 für die August-Bebel-Straße erfolgte alle ohne Hausnummern, somit konnten nur tatsächlich bekannte Personen zugeordnet werden.

 
Bewohner im Jahr 1949
Bewohner der August-Bebel-Str. 10 im Jahr 1949.

Die Häuser der Gemeinde wurden bis Ende der 1940er Jahre durch die Gemeinde verwaltet. 1949 folgte die Gründung eines Eigenbetriebes, dem Kommunalen Wohnungsunternehmen (KWU).

1954 entstand die Arbeiter-Wohnungsbau-Genossenschaft (AWG).

Am 01.09.1965 erfolgte die Gründung der „Kommunalen Wohnungsverwaltung Hermsdorf“ (KWV). Diese übernahm die Verwaltung aller gemeindeeigenen Häuser aus dem Bestand der KWU.

Aus der Zeit des KWU blieben einige Akten erhalten, so auch vom Gemeindehaus. Daraus ist weiteres Hausgeschichte zu erfahren. Die Akten spiegeln aber nicht den vollständigen Stand wieder. Auch liegen keine Erkenntnisse zu den Erstmietern vor.

  • 01.01.1934 - Realschullehrer Erich Leßmann mit Ehefrau Anne Marie schloss einen Mietvertrag für eine 3-Raum-Wohnung in der Nr. 12 ab. Die Miete betrug 453,60 RM. Erich Leßmann war von 1927 bis 1941 Realschuldirektor und ab 1941 bis 1945 Mittelschuldirektor.
  • 25.01.1950 - Die Witwe und Lehrerin i.R. Anne Marie Leßmann geb. Apel schloss einen neuen Mietvertrag ab. Erich Leßmann war verstorben. Die Miete betrug 304,20 DM, Kleinreparaturen mussten bis 5,- DM selbst bezahlt werden.
  • 27.01.1950 - Martin Kress und Ehefrau Therese geb. Häfelein schlossen einen Mietvertrag für eine 4-Raum-Wohnung ab. Die Miete betrug 453,60 DM, Kleinreparaturen mussten bis 5,- DM selbst bezahlt werden. Später zogen sie in die oberste Etage, dort stellte Martin Kress am 10.07.1961 den Antrag auf Zuteilung eines Bodenraumes, der in die Wohnung integriert wurde.
  • 28.02.1950 - Georg und Frieda Schmidt schlossen einen Mietvertrag für eine 3-Raum-Wohng ab. Die Miete betrug 326,40 DM.
  • 28.02.1950 - Herbert und Erna Hädrich mieten eine 3-Raum-Wohnung, die Miete betrug 326,40 DM.
  • 01.07.1950 - Gustav Matzeck wurde Nachfolger von der Wohnung Anne Marie Leßmann, diese war zu ihren Bruder in den Westen gezogen.
  • 26.01.1950 - Erich und Else Schubert, 4-Raum-Wohnung in der 1. Etage rechts Nummer 12, zu 475,80 DM, bis 15.10.1961

Nach der Gründung der DDR fielen die Mieten beträchtlich. Dies lässt sich aus den nachfolgenden Mietverträgen erkennen. Eine weitere Änderung war, das ab dieser Zeit die Küchen aus der Wohnraumberechnung genommen wurden. Aus einer 3-Raum wurde zum Beispiel nun eine 2-Raum Wohnung.

  • 13.03.1953 - Friedrich und Martha Petermann wurden Mieter einer 2-Raum-Wohnung in der Nummer 10. Die Miete betrug 23,10 DM.
  • 13.03.1953 - Ilse Kutschbach schloss einen Mietvertrag für eine 3-Raum-Wohnung, Erdgeschoss rechts, Hausnummer 10 ab. Die Miete betrug 37,80 DM. Ehemann Helmut Kutschbach verstarb am 20.08.1945 in Kriegsgefangenschaft. Das Ehepaar bekam 1933 Zwillinge - Lothar (wohnt heute in Gera) und Inge verheiratete Stahn, diese wohnt seit 1933 noch in der gleichen Wohnung.
  • 13.03.1953 - Max und Martha Günter schlossen den Vertrag für die 3-Raum-Wohnung ab, die Miete betrug 39,65 DM.
  • 20.10.1955 - Martin Kress wurde als Hausverwalter für den Eingang 12, Frieda Weiß für die 10 eingesetzt.
  • 22.07.1958 - Frieda Weiß erhielt vom Wärmegerätewerk Elsterberg einen abschlägigen Bescheid über die Lieferung eines neuen Wandkohlebadeofens. Nach zahlreichen Schriftverkehr mit Groß- und Einzelhandelsunternehmen wurden dann im Februar 1959 fünf Wandbadeöfen geliefert und in die Wohnungen eingebaut.
  • 24.09.1959 - Rudolf Riedel stellte den Antrag zum Bau einer Motorradgarage auf dem Hof Nummer 12. Die Wohnungsverwaltung sollte die Firma Opel (Konserven) auffordern einen Kessel zu entfernen und den Nachbarn Kraft vom Bau informieren. Der Eingereichte Bauantrag stellte eine Garage in der Größe von 2,00 X 3,00 X 4,50 m dar. Platz für ein Dutzend Motorräder - der Antrag wurde abgelehnt. Riedel begann später illegal eine Garage zu bauen, musste dies aber wieder beenden.
  • 10.06.1961 - Frieda Weiß stellte den Antrag zur Anbringung einer Fernsehantenne auf dem Dach.
  • 01.06.1965 - Frieda Weiß beendete ihre Funktion als Hausvertrauensmann auf Grund "von Differenzen mit einzelnen Hausbewohnern". Zu bemerken ist dabei, dass es bis dahin keinerlei Unterlagen zu Problemen gibt, anders wie bei Martin Kress. Die Differenzen ergaben sich lediglich aus der von Frieda Weiß geforderten Durchführung der Hausordnung. Annemarie Franke übernahm die Funktion.

Am 25.10.1966 wurde das Haus in die Verwaltung und Rechtsträgerschaft der Kommunalen Wohnungsverwaltung übergeben. Zum Zeitpunkt der Übergabe wohnten Nachfolgende Mieter im Haus (Miethöhe):
Nummer 10 - Georg Schmidt (39,65 DM) - Heinz Hering (23,10 DM) Siegfried Stahn (37,80 DM) - Max Günther (27,20 DM) - Fried Weiß ( 24,55 DM)
Nummer 12 - Martin Kress (25,15 DM) - Rudolf Miecke (37,80 DM) - Rudolf Riedel (25,35 DM) - Erna Hädrich (39,65 DM) - Olga Mund (24,20 DM).


Bewohner der August-Bebel-Str. 10 im Jahr 1968
01 = Frieda Schmidt
02 = Tante oder Mutter von 9
03 = Georg Schmidt
04 = Martha Günther
05 = Inge Stahn geb. Kutschbach
06 = Silke Stahn
07 = Helga Lechner geb. Schmidt
08 = Tante oder Mutter von 9
09 = Heinz Hering
10 = Siegfried Stahn
11 = Max Günther
12 = Annemarie Hering
Bewohner der August-Bebel-Str. 10 im Jahr 1977
Von links: Helga Lechner (nur noch Gast) - Frieda Weiß - Ilse Kutschbach.
Das Gemeindehaus August-Bebel-Straße 10 / 12 heute.
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